Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)

dem Weg zur Schule wirkte er sogar entspannt.
    Nachdem sich Leo davon überzeugt hatte, dass alle von ihm beschädigten Fahrsimulatoren repariert worden waren, nahm er erleichtert neben Paul und Phil in der dritten Reihe Platz.
    „Macht es euch gar nicht erst bequem", begrüßte sie Frau Ferrani. „Wir gehen gleich zu den Umkleideräumen."
    Sie führte die Klasse die Marmortreppe hinunter in die Halle und durch eine Hintertür hinaus. Durch ein kleines Tor verließen sie das Schulgelände und folgten einer schmalen Straße.
    „Warum müssen wir uns umziehen?", fragte Leo. „Sicher, weil wir uns im Unterricht schmutzig machen", bemerkte der schmächtige Junge mit den kupferroten Haaren spöttisch.
    Vor dem letzten Eingang eines flachen Gebäudes blieb Frau Ferrani stehen. „Hier befinden sich Umkleideraum und Toiletten für die Jungen. Den Scanner betretet ihr bitte nacheinander, damit eure Körpermaße erfasst werden. Dazu stellt ihr euch mit dem Gesicht zur Tür, und zwar so." Frau Ferrani spreizte leicht ihre Arme und Beine.
    „Etwa zehn Sekunden behaltet ihr diese Körperhaltung bei, lediglich das Atmen ist erlaubt."
    „Woher weiß ich, wann der Scanner fertig ist?", fragte Susanne.
    „Du solltest lieber die doppelte Zeit einplanen, wenn das überhaupt reicht", flüsterte Olaf Junker, sodass Frau Ferrani es nicht hören konnte.
    „Der Scanner signalisiert das Ende der Untersuchung durch einen Piepton. Gleichzeitig öffnet sich die Tür. Ihr erhaltet eure persönliche Ausrüstung aus dem Kleiderautomaten daneben. Noch Fragen?" Frau Ferrani ließ sie die Uhren vergleichen. „Wir treffen uns in exakt dreißig Minuten vor der mittleren Tür. Die Mädchen kommen bitte mit mir. Die Zeit läuft ab jetzt."
    Mit federnden Schritten entfernte sie sich, Susanne und Melanie folgten ihr. Das hübsche Mädchen mit dem Pferdeschwanz verabschiedete sich umständlich von seinem Freund, bevor sie den anderen hinterhertänzelte. Ihr kurzer Rock verdeckte die langen Beine nur notdürftig.
    Die meisten Jungen sahen ihr nach. „Also, von mir aus braucht sie sich nicht umzuziehen", meinte Paul.
    Olaf riss die Tür zum Umkleideraum auf. „Damit das klar ist: Ich gehe als Erster rein." Er drückte auf einen Knopf unterhalb eines leuchtenden grünen Lämpchens. Hinter einer Schiebetür wurde eine schwarz ausgekleidete Kammer sichtbar. Olaf stellte sich in die Mitte, die Tür schloss automatisch. Das Lämpchen über dem Knopf leuchtete jetzt rot.
    Phil betrachtete die Jungen, die vor der Tür Aufstellung genommen hatten. Ganz vorn stand der schlaksige Junge, der alle anderen fast um einen Kopf überragte. Er hatte am Wochenende irgendwas mit seinen Haaren gemacht. Zumindest konnte Phil sich nicht daran erinnern, dass sie schon am Freitag moosgrün gewesen waren. Phil stieß Paul an. „Wie heißt der Lange da vorne – mit dem Moos auf dem Kopf?"
    Paul grinste: „Lukas Kranich, kannst ihn auch den Langen nennen."
    „Und der Schwarzhaarige daneben, der mit dem Mädchen zusammen ist?"
    „Marcel Lutter. Er ist der derzeitige Freund von Claudia Schiefer. Der Rothaarige heißt Stefan Wuttig, die Klette von Olaf Junker – das ist der, der gerade gescannt wird. Wuttilein dackelt ihm hinterher wie ein Schoßhündchen. Kannst du beide vergessen, wenn du mich fragst."
    Die Schiebetür öffnete sich und Olaf Junker kam heraus. Gleich darauf verschwand Lukas Kranich in der Kammer.
    „Er denkt, er ist der Größte." Paul nickte mit dem Kopf in Richtung Olaf, der den anderen gelangweilt erklärte, was im Scanner passiert. „Ein bisschen Konkurrenz würde dem ganz gut tun."
    Als Lukas die Kammer verließ, leuchteten seine Haare wie die Zeiger auf Phils Armbanduhr bei Nacht. Marcel Lutter war als Nächster dran. Olaf hatte inzwischen seine Sachen aus dem Kleiderautomaten genommen und begann sich umzuziehen.
    „Und der Rest?"
    „Der hinter Wuttig ist Jan Hildebrandt, dann kommen Kai Trabitz und Michael Bullok. Die Zwillinge auf der anderen Seite heißen Julian und Bastian Richter. Ich kann sie nicht auseinander halten. Einer von den beiden ist größer, ich kann mir leider nie merken, welcher."
    Lukas zog seinen knallroten Anzug über und drehte sich vor dem Spiegel. „Na, wie sehe ich aus?"
    „Wie ein Rhabarberstängel." Die Antwort kam von Stefan Wuttig.
    „Ich bin gespannt, wie sich deine Haarfarbe mit dem Anzug verträgt, Wuttig", erwiderte Lukas und stieg in die festen Knöchelschuhe.
    Phil betrat als Vorletzter die Kammer.