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Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)

Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)

Titel: Die Suche nach dem Drachenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Scheufler
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Während ein hellgrüner Lichtstrahl ihn Millimeter für Millimeter abtastete, schloss Phil die Augen. „So ungefähr muss sich ein Stück Fleisch in der Mikrowelle fühlen", raunte er Leo hinterher zu.
    „Ich befürchte, meine Garzeit ist etwas länger." Nicht ohne Neid betrachtete Leo seine Klassenkameraden in ihren roten Anzügen. Seine Sorge war jedoch unbegründet, der Scanner arbeitete bei ihm genauso schnell wie bei den anderen zuvor. Allerdings spuckte der Automat für ihn keinen Anzug aus. Eine monotone Stimme teilte ihm mit, dass die erfassten Körpermaße die Standardwerte überschritten und ein Schutzanzug in der ermittelten Konfektionsgröße nicht vorrätig sei. Innerhalb der nächsten Viertelstunde werde jedoch eine Sonderanfertigung zur Verfügung gestellt.
    Leo lief feuerrot an und verkroch sich auf eine Bank in der hintersten Ecke.
    „Ich hab's doch gesagt, du bist zu fett", rief Olaf beim Hinausgehen.
    „Hoffentlich haben sie genügend Stoff für deinen Anzug", höhnte Stefan, der an Olafs Hacken klebte.
    Während einer nach dem anderen den Umkleideraum verließ, setzte sich Phil neben Leo. „Vergiss die Typen. Sie sind einfach schlecht programmiert."
    Paul, der sich beim Umziehen Zeit gelassen hatte, lachte. „Schlecht programmiert, das habe ich auch noch nicht gehört." Er stellte sich vor den Kleiderautomaten. „Kann ich hier irgendwo meine Wunschfarbe eingeben?"
    „Schüler tragen ausschließlich rote Schutzanzüge, um die Bergung nach einem Unfall zu erleichtern", klärte ihn der Automat auf.
    Leo zuckte zusammen. „Unfälle? Was denn für Unfälle?"
    Im Kleiderautomaten raschelte es. Paul zog ein dickes, rotes Bündel heraus und brachte es zu Leo. „Ich glaube, das ist für dich."
    Nach einem Blick in den Spiegel weigerte sich Leo zunächst, den Umkleideraum zu verlassen. „Ich sehe aus wie eine Presswurst", jammerte er.
    Phil bot Leo an, dicht vor ihm zu laufen, aber Leo versprach sich davon nicht viel. Erst als Paul von draußen durch die Tür rief, sie würden gleich anfangen, setzte sich Leo widerwillig in Bewegung. Sein Erscheinen löste bei den meisten Schülern Gelächter aus. Nur Susanne hauchte Leo ins Ohr, dass sie ihn in seinem Anzug knuddelig fand, woraufhin Leos Gesichtsfarbe mit der des Anzugs konkurrierte.
    Frau Ferrani war zufrieden, dass sie fast zwei Minuten eingespart hatten, und schickte die Klasse in den Unterrichtsraum hinter der zweiten Tür.
    „Ich sehe nur einen Fahrsimulator", stellte Leo fest. „Ja, aber dafür sind in die Tische Flachbildschirme eingelassen", erwiderte Phil.
    „Ich wollte euch diesen Raum nur kurz zeigen", unterbrach Frau Ferrani ihre Unterhaltung. „Hier werden wir eure Rennen auswerten. Die Fahrweise jedes Einzelnen wird von Anfang bis Ende der Strecke aufgezeichnet."
    Sie brachte die Klasse zu einer gläsernen Halle, die sich in unmittelbarer Nähe des Flachbaus befand. Im Inneren arbeiteten unzählige Leute in dunkelblauen Arbeitsanzügen in und unter aufgebockten Autos. Ein Mann in einem roten Overall erwartete sie am Eingang.
    „Es ist alles vorbereitet, Lena – die Wagen stehen bereit."
    „Danke, Micha", sagte Frau Ferrani und zur Klasse gewandt: „Darf ich vorstellen – Michael Schumann, einer eurer zukünftigen Fahrlehrer."
    Leo starrte den Mann an wie einen Außerirdischen. „Ist das nicht der berühmte Rennfahrer? W...was will der hier? So schnell wie der kann doch kein normaler Mensch fahren."
    „Hier gibt es keine normalen Menschen, Leo. Schon vergessen? Stell dir vor, was man von dem alles lernen könnte."
    „Da bin ich kein bisschen scharf drauf. Ich will nur überleben, verstehst du?" Leo sah aus, als stünde er kurz vor einer Ohnmacht. Willenlos ließ er sich von Phil hinter den anderen her ziehen. Vor einem Gebilde, das einer Startanlage für Pferderennen ähnelte, machten sie halt. Etwa hüfthohe Gummiwände unterteilten einen asphaltierten Platz in zwanzig gleich große Bahnen. In das letzte Stück hatte man jeweils ein Kiesbett eingelassen. Am Anfang jeder Bahn stand ein Rennwagen mit einer fetten Ziffer auf dem Dach. Den Kratzern und Dellen nach waren die Wagen schon auf zahlreiche Hindernisse gestoßen, nicht ausschließlich aus Gummi.
    „Das ist mein Ende", murmelte Leo.
    Paul versetzte der äußeren Wand einen Tritt. Sein Schuh verschwand kurzzeitig in der Gummimasse. „Uns kann nichts passieren, ist doch alles weich." Begeistert beobachtete er, wie der Abdruck wieder verschwand.
    Frau Ferrani

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