Die Suche nach dem Drachenring (German Edition)

Glas hin. Phil und Leo hatten Mühe, nichts durcheinanderzubringen.
    Einmal war Phil nicht mehr sicher, ob er gerade die Furchtlosminze oder die Schlafmelisse bearbeitete. Leo empfahl ihm zu kosten und bot an, allein weiterzumachen, falls es die Schlafmelisse war. Phil probierte ein Blatt. „Es schmeckt nach Pfefferminze." Er schüttete den beachtlichen Haufen von seinem Brett in das Glas für die Furchtlosminze. Einige Minuten später konnte Leo gerade noch verhindern, dass Phil aus der Küche geradewegs in das Büro von Frau Schwan stürmte, um seinem Ärger über Leos verschandelten Namen Luft zu machen.
    „Ich glaube, du solltest lieber die Finger davon lassen." Leo zog das Bündel mit der Furchtlosminze zu sich herüber, einige Blätter ließ er dabei in seiner Hosentasche verschwinden.
    Schon bald begannen die Vorbereitungen für das Abendessen. Während Herr Pampus am Herd hantierte, füllten Phil und Leo die fertigen Speisen und Getränke in Krüge und Schüsseln und richteten das Büfett an. Herr Pampus rief ihnen zu, welche Beschreibung zu welchem Gefäß gehörte. In der Eile verwechselte Leo den Gute-Nacht-Tee mit dem Aufmunterungstrunk , was zur Folge hatte, dass einige der Schüler abends in den Fluren herumalberten, anstatt in ihren Betten zu liegen, sehr zur Freude von Frau Schwan, die auf diese Weise für die restliche Woche Küchenhilfen einteilen konnte.
    Phil und Leo hatten kaum Zeit zum Essen, erst spätabends durften sie gehen. Müde und kaputt schlurften sie die Treppe hoch. Phil ging noch ein Stockwerk höher, um seine Badeshorts aus dem Umkleideraum zu holen. Es duftete nach frisch gewaschenen Handtüchern.
    Er überlegte, ob er sich noch einmal umziehen sollte. Im See spiegelte sich der Nachthimmel. Ein unnatürlich großer Mond und viele blinkende Sterne glitzerten auf der glatten Wasseroberfläche. Plötzlich verblasste ein Teil der Sterne und Phil machte die Umrisse eines Schattens von enormer Größe aus, der langsam über die Kuppel hinwegschwebte. Er folgte ihm bis zum Ende des künstlichen Strandes. Als Phil gerade gehen wollte, löste sich ein Teil des Schattengebildes und kam direkt auf ihn zu. Phil erstarrte. Aus zwei kaum wahrnehmbaren, schimmernden Pünktchen wurden leuchtend rote Augen, die schließlich so nah waren, dass Phil die Pupillen erkennen konnte: ein schwarzer Strich längs durch das glühende Auge. Die Augen waren riesig, dieses Wesen musste um einiges größer als er selbst sein. Es schaute ihn unablässig an. Schließlich schaffte Phil es, sich aus seiner Starre zu lösen. Er beeilte sich, die Kuppel zu verlassen. Auf der Treppe warf er noch einmal einen Blick aus dem Fenster und stolperte fast, denn ein Paar roter Augen stierte durch das Glas. Die restlichen Stufen berührte Phil kaum, so schnell bewegte er seine Füße. Er packte die Türklinke, stieß seinen Namen aus und stürmte ins Zimmer. Die Tür krachte ins Schloss, schwer atmend lehnte er sich dagegen. Seine Augen versuchten, die Dunkelheit hinter der Fensterscheibe zu durchdringen. Für einen Moment glaubte Phil, glühende Lichter zu sehen.
    Leos Kopf schraubte sich aus dem Kissen. „Is'n los?"
    „Ich habe Schatten gesehen. Mit roten Augen", keuchte Phil.
    Leo sank in sein Kissen zurück. „Wer hat'n Schatten?", murmelte er und drehte sich auf die Seite. Seine gleichmäßigen Atemzüge verrieten Phil, dass er wieder eingeschlafen war.
    Mir rasendem Puls verkroch sich Phil unter der Bettdecke. Wilde Träume von rotäugigen Drachen, die ihn in die Schlucht werfen wollten, bescherten ihm eine unruhige Nacht.
    Am nächsten Morgen fühlte er sich, als hätte er kaum geschlafen. Auch Leo wirkte müde. Zerstreut zog er zwei verschiedene Socken an und bemerkte nicht, dass er sein T-Shirt verkehrt herum trug.
    Beim Frühstück entschieden sich beide für den blassrosa Kraftpudding, wobei Leo zusätzlich eine große Portion von der Furchtlossuppe verdrückte.
    Während des Fahrtrainings entspannte sich Phil. Er und Olaf fuhren die Strecke allein, Herr Schumann verfolgte ihre Fahrt auf dem Bildschirm.
    Phil legte gute Zeiten vor. Zwar fuhr Olaf schneller als er, doch er machte viele Fehler, indem er einige Hindernisse rammte und mehrere Tiere ignorierte. Eine getigerte Katze musste sogar zweimal dran glauben. Bei der Auswertung kratzte sie fauchend von innen am Bildschirm. Nicht ohne Schadenfreude lachte Phil über Olafs verdattertes Gesicht. Er selbst fuhr nahezu fehlerfrei. Seine Lieblingsstrecke wurde das