Die Suche nach dem Regenbogen
Pläne, Lord Belphagor. Schaut den Geldwechslern hier gut auf die Finger, hier wird man nämlich übervorteilt. Und zuweilen ist das Gold nicht echt.«
»Meine Nase wittert echtes Gold. Kein Sterblicher kann Belphagor betrügen.« Crouch schwieg, lächelte jedoch im stillen. Unter gewaltigem Gehieve holte man ihn vor einer Schenke vom Maultier herunter, deren Wirtshausschild ein großes Faß zeigte, das von einem schlafenden Riesen bewacht wurde, und während der Lakai das gescheckte Pferd hielt, redeten die beiden schwarzen Unterteufel, die als Maultiere auftraten, leise und grummelnd in einer Sprache miteinander, die nur sie verstanden.
»Nachdem wir unser Geld gewechselt haben, geruht Ihr vielleicht, Euch die wunderbaren Läden mit antiken Kuriositäten auf dieser Brücke anzusehen, Mylord,« sagte Crouch, als sie sich unter dem niedrigen Türsturz der Wechselstube duckten.
»Ich weiß gar nicht, was Euch daran so gefällt. Für mich sind sie überhaupt nicht antik«, sagte Belphagor. »Ich würde lieber auf ein Gläschen einkehren.« Als sie im Laden verschwanden, kam ein Betrunkener aus dem ›Faß des Riesen‹ und starrte die beiden Maultiere an, die brav standen, ohne angepflockt zu sein. Beschwipst und neugierig, wie er war, musterte er eingehend ihre Nüstern. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen, und er floh schnurstracks zurück in die Schenke.
Die Ladentür öffnete sich erneut, und zwei zufriedene Gestalten tauchten auf. »Seht Ihr, Mylord? Es klappt jedesmal.«
»Ich weiß noch immer nicht, warum wir alles auf einmal wechseln mußten. Habt Ihr mir nicht erzählt, daß man mit Geld überall auf der Welt zahlen kann?«
»Kann man ja auch, kann man ja auch, Lord Belphagor, aber jedes Land hat seine eigene Währung. Es war nur so eine Redensart.«
»Und dieses Turnier, auf das alle so gespannt sind. Fürwahr, der Mann wollte ja gar nicht wieder aufhören. All die ausländischen Edelleute, die dazu eingetroffen sind. Ist das so sehenswert? Ich hatte gehofft, ich könnte ein, zwei Orgien besuchen oder vielleicht ein paar Morde miterleben, solange wir in Geschäften hier sind, aber so etwas scheint wegen des Turniers gar nicht stattzufinden.«
»Es soll fünf Tage dauern, und mit ein wenig Glück erlebt Ihr ein Gemetzel, bei dem Ihr gewiß auf Eure Kosten kommt, Mylord. Und abends finden Bankette statt. Dabei geht es in dunklen Winkeln hoch her, das könnt Ihr mir glauben. Ihr seht also, Ihr könnt sowohl Orgie als auch Mord auf die ehrbarste und verfeinertste Weise genießen.«
»Ach ja, ach ja. Crouch, Ihr verändert meine Vorstellung von Lustbarkeit. Kultur, fürwahr, wie prachtvoll. Sünde mit Kunstverstand. Ich merke, wie ich von Tag zu Tag kultivierter werde. Wenn man bedenkt, mit welch einfachen Vergnügungen ich mich früher zufriedengegeben habe. Ich glaube, ich lasse mir weitere Kleider anfertigen. Der französische Stil ist prächtiger als der englische. Was haltet Ihr von italienischem Brokat, mit Brillanten besetzt? Bei diesem Turnier will ich eine gute Figur machen. Und… o ja…« unterbrach er sich und musterte die Maultiere. »Ich brauche etwas Eindrucksvolleres als Maultiere. Jungs, Ihr werdet jetzt Schlachtrösser. Große. Alles nur vom Besten.« Die beiden Maultiere blickten sich an, ihre roten Augen funkelten verärgert, und sie grummelten in ihrer sonderbaren Sprache.
An der Stelle, wo der Pont au Change auf das rechte Seine-Ufer stößt, gab es eine sehr geschmackvolle kleine Galerie, in der man haargenau die richtige Statue oder den richtigen Wandbehang als Gelegenheit erstehen konnte, wenn man Glück hatte, und in der ein Herr von Stand, der in Not geraten war, einen sehr guten Preis für eine Tischuhr oder das Familiensilber oder möglicherweise das Salzfaß erzielen konnte, ohne daß er warten oder sich mit widerwärtigen Menschen aus dem niederen Volk abgeben mußte. Doch das Beste, was man dort fand, waren die Gemälde. Genau das, was einem sonst kahlen Empfangsraum oder Studierzimmer eine elegante Note gab. Sujets, die der öffentlichen oder privaten Kontemplation dienten – religiöse, weltliche und mythologische –, hingen an den Wänden bis hinauf zur Decke, doch wie die Besitzerin sie herunterbekam, das blieb ihr Geheimnis, denn sie war mißgestaltet und bucklig, und sie kränkelte so, daß ihr Gesicht blaß und ihr Haar durchscheinend war.
Gleichwohl meinten die Nachbarn, daß sie sich durchaus hätte verheiraten können, wenn sie nicht verwachsen gewesen
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