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Die Suche nach dem Regenbogen

Titel: Die Suche nach dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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gehören auch die Länder der heidnischen Sarazenen, ein großes, nun ja, hmm, christliches Reich zu schaffen.«
    Doch trotz des Versprechers spie Belphagor kein Feuer, sondern erwiderte nur im allermildesten Ton: »Oh, christlich? Prächtig, prächtig, fürwahr. Einige meiner besten Freunde sind Priester. Und Mönche. Ach, was für herrliche, überreife Seelen Mönche zuweilen haben.« Die Verschwörer atmeten erleichtert auf. Das entging Belphagor durchaus nicht. Er hatte sie eingelullt und konnte sie nun besser hinters Licht führen. Verschwörungen machten wirklich Spaß! Kaum zu fassen, was für ein Einfaltspinsel er früher gewesen war. Da er jetzt in diese eleganteren Kreise aufgestiegen war, wurde es ihm allmählich peinlich, daß ein Sterblicher wie Crouch um seine niedere Herkunft wußte. Sowie ich einen passenderen Sterblichen gefunden habe, schaffe ich mir diesen fetten alten Ritter vom Hals, dachte Belphagor. Dann kann keiner mehr dahinterkommen, daß ich nicht gerade ein Dämon der höchsten Sorte bin.
    »Ihr Herren, ich bin gewillt, Euch in Euren Bestrebungen zu unterstützen. Wenn ich Euch den Tod des Königs binnen eines Monats verspreche, so brauche ich Eure Zusicherung, daß Ihr Eure Rolle spielt und die Thronfolge durch einen falschen Erben durcheinanderbringt. Was haltet Ihr von einem Pakt?« Sterbliche waren immer scharf auf einen Pakt. Das Dumme war nur, daß er nicht lesen konnte, doch Crouch hatte ihn gelehrt, ein feuriges B zu schreiben, das in unheimlichem Licht leuchtete. Das mache etwas her, hatte Crouch dem alten Dämon versichert. Er sah den Aufruhr um den Tisch. Einige der alten Herren waren entsetzt. Einer fing an zu protestieren, daß eine heilige Sache, der man sich seit Jahrhunderten geweiht hatte, nicht durch das Böse befleckt werden dürfe. Man brummelte, daß ein Pakt mit dem Teufel zugunsten einer guten Sache grundsätzlich zu verantworten sei, und brachte den alten Mann damit zum Schweigen. Das Argument muß ich mir für nächstes Mal merken, dachte Belphagor.
    »Wer unterzeichnet für Euch?« fragte Belphagor.
    »Ich«, sagte Bourbon. »Ich bin der Steuermann.«

Kapitel 21
    A ls die Lanzenstecherei vorbei war, kehrte der Herzog von Suffolk nach England zurück, der König legte sich zu Bett, und der Winter machte wirklich Ernst und brachte Frost und den ersten Schnee. Das Turnier hatte man für fünf Tage angesetzt, doch es dauerte beinahe einen Monat, da es so viele Verzögerungen wegen des schlechten Wetters gab. Die Festmähler und Lustbarkeiten in den Pausen hatten die Höflinge erschöpft, desgleichen die Köche und die Musikanten, die Fahnenmaler und die Dienstboten, die Ordnung machten, kehrten, polierten und so viel Holz heranschafften, daß man damit selbst die Hölle hätte heizen können.
    Ehe die Engländer aufbrachen, suchte Tom mich in meinem Atelier auf, wo ich gerade Madames Engel fertigstellte und verstorbene Kinder für Himmelsbilder skizzierte, da mehrere Damen, die die Zeichnung zu den Engeln gesehen hatten, mir sagten, es wäre ihnen ein großer Trost, wenn sie auch solch ein Bild hätten. Und so setzte ich mich zu ihnen, und sie weinten und erzählten mir, wie ihre Kinder ausgesehen hatten, und ich zeichnete, bis sie sagten: »So stimmt es«, und dann nahm ich die Zeichnungen mit nach Haus und versah die Kinder mit Flügeln und einigen Wolken. Eine Jungfrau Maria oder ein bestimmter Heiliger kosteten zusätzlich. Das war etwas ganz anderes als Adam und Eva, doch irgendwie lief es aufs gleiche hinaus, ich machte Menschen glücklich, jedoch auf ehrbarere Weise. Und ich brauchte auch weniger Material, weil die Gemälde so klein waren, daß die Damen sie bei sich tragen und sie beweinen konnten, doch die schönen kleinen Holzschatullen und die Tafeln und die Klapprahmen stellten ein großes Problem dar, bis ich Maître Julius, den tabletier , kennenlernte, der in Wirklichkeit Flame war wie mein Vater, und mit ihm eine Abmachung traf.
    »Warm habt Ihr es hier«, sagte Tom. Er sah noch knochiger aus als früher, da er noch immer wuchs. »Aber es riecht nicht gut. Kocht Ihr schon wieder Hasenhäute aus?«
    »Ich habe von Maître Julius ein paar Tafeln bekommen. Dieser Tage male ich Engel. Engel und Porträts.«
    »Ich könnte doch den Leim zubereiten und Euch die Tafeln grundieren«, sagte er. »Bei der vielen Kundschaft braucht ihr Hilfe.« Er blickte sich um. Das Atelier war kahl und dennoch voll. Ich hatte noch immer keine anständigen Borde, jedoch eine

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