Die Suche nach dem Regenbogen
Truhe und einen Schrank. Und obendrauf stand mein Spiegel, mit dem ich die Dinge von hinten betrachte. Es gab ein paar kleine halbfertige Tafeln, die zum Trocknen aufgestellt waren, auf dem Tisch lag eine Skizze, die ich kopieren wollte, und mehrere, die mir irgendwie verkehrt vorkamen und die ich an die Wände gesteckt hatte, weil ich sie betrachten und darüber nachdenken wollte.
»Schon möglich. Aber ich dachte, du willst nach Haus. Ich glaube, als ich die Leute bestochen habe, daß sie dich bei den Pferden mitreisen ließen, da habe ich meine Sache zu gut gemacht.«
Er blickte verlegen zu Boden. »Ich lerne, wie man Pferde kuriert. Es ist ein anständiges Gewerbe, und man mag mich, weil ich bei Master Ailwin schon gelernt habe, wie man Arzneien zubereitet. Und von der Sprache hier bekomme ich einen Knoten in der Zunge.«
»Im Haushalt eines hochgestellten Mannes bist du sicherer.«
»Er ist Stallmeister des Königs und ein großer Held«, sagte Tom.
»Ich weiß«, gab ich zurück.
»Und es ist ja ohnedies hoffnungslos!« platzte Tom heraus. »Mistress Susanna, Ihr seid so schön und gut und so unerreichbar wie die Sterne! Es ist so aussichtslos.«
»Ich bin viel zu alt für dich, Tom«, erwiderte ich. »Aber ich habe dich gern, als wäre ich deine ältere Schwester.«
»Dieser Master Ashford hat mich zwar gerettet, aber er ist nicht gut genug für Euch. Und das habe ich ihm auch gesagt. Er verdient Eure Liebe nicht, nicht so wie ich. Ich habe Euch zuerst gesehen…« Er machte auf dem Absatz kehrt.
»Warte, Tom, warte!«
»Wehe, Ihr umarmt mich noch mal. Das macht alles viel schlimmer«, sagte er.
»Nein, nein. Ich will dich ja auch nicht hierbehalten. Aber ich möchte, daß du einen Brief an Mistress Hull und Cat mitnimmst. Ich habe schon überlegt, wie ich ihn schicken sollte.« Auf einmal kam mir eine wunderbare Idee. »Und ich habe noch etwas. Ein Geschenk für sie. Richte ihnen aus, daß ich oft an sie denke und sie bitte, meine Sachen noch ein wenig länger aufzubewahren. Meine Geschäfte mit Engeln für französische Damen gehen gut.« Ich stöberte in meiner Kiste herum und trieb mein Porträt von Cat auf. »Das nimmst du mit«, sagte ich. »Behalte es schön bei dir, und laß es nicht feucht werden.«
»Aber… Ihr braucht es doch, wenn Ihr Eure Arbeit vorführen wollt.«
»Ich habe jetzt andere Sachen.«
Er öffnete die Schatulle. »Also, ich finde, die Haare habt Ihr zu gelb gemalt«, sagte er. Aber ich konnte sehen, wie es in ihm arbeitete. Er klappte den Deckel zu und sah mich an. »Dieser Kerl, dieser Crouch, bleibt auch hier. Zusammen mit dem häßlichen Italiener ist er die große Mode, denn beide haben dem Herzog beim Turnier geholfen. Er behauptet, er sei in Geschäften hier, aber ich habe Master Ashford gesagt, daß er Euch möglicherweise verfolgt. Seid vorsichtig, wenn Ihr bei Hofe seid. Euer Atelier liegt versteckt, aber bei Hofe seid Ihr ungeschützt. Wir haben ihn schon einmal morden sehen. Ich… ich komme mir wie ein Verräter vor, daß ich Euch so einfach allein lasse.«
»Es ist besser, du gehst. Aber laß uns gute Freunde bleiben. Ich habe dich gern.«
Seine Augen blickten grimmig. »Ich wußte ja, es ist hoffnungslos«, sagte er im Hinausgehen und brachte zum Abschied kaum ein Nicken zustande.
Und ich dachte darüber nach, wie es kommt, daß Frauen Männern nicht einmal schöne Augen zu machen brauchen – sie laufen ihnen ohnedies nach und was für Probleme ich bekommen hätte, wenn Tom nicht so überaus ritterlich gewesen wäre, ganz im Gegensatz zu den Franzosen, die einen immer in die Ecke drängen wollen, wie dieser Bonnivet, der Freund vom Dauphin Franz, den ich dabei erwischte, wie er sich eine Dienerin, die bei Tisch auftrug, einfach schnappte und mit ihr in einem dunklen Flur verschwand, wo er doch gerade einer Dame den Hof machte und lauthals verkündete, er hielte die weiße Fahne der Minne für die kluge Herzogin Marguerite hoch, und die ist schon verheiratet, aber nicht mit ihm.
An diesem Nachmittag ging ich, eingemummt bis an die Nasenspitze, nach Les Tournelles. Ich wollte Herzogin Claude aufsuchen und ihr die Engel bringen, denn die waren fertig und sehr schön in einen Kasten mit dreiteiligem Rahmen eingelassen, der mit Hilfe von Scharnieren zugeklappt werden konnte.. Den hatte Maître Julius angefertigt, und ich hatte ihn ganz mit Blattgold überzogen, das ich auf Pump ergattern konnte. Ich hatte sehr hart gearbeitet, damit das Bild fertig wurde,
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