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Die Suche nach dem Regenbogen

Titel: Die Suche nach dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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her wie die eines gefangenen Rehs. Sie rang die Hände. Verzweifelt suchte sie nach weiteren Ausreden. Niemand durfte herausbekommen, warum.
    »Das Silber wird besser zum französischen König passen, und du auch, Schwester. Der König von Frankreich ist ein großer Fürst, erwachsen und in der Blüte seiner Jahre, kein jämmerlicher Grünschnabel. Du wirst Königin von Frankreich, und er wird dich vergöttern. Wolsey, erklärt meiner aufsässigen Schwester noch einmal, daß diese Ehe nicht wahrhaft vollzogen und somit ungültig ist.«
    »Bedenkt, Mylady, daß Ihr Eurem König und Bruder nicht nur in allen Dingen Gehorsam schuldet, sondern daß sich niemand im Lande so gut in kirchlichen Angelegenheiten auskennt wie er. Sogar der Papst hat der Glaubenstreue und Klugheit Eures Bruders Lob gezollt. Alle, die sich in derlei Dingen auskennen, sagen, daß diese Ehe nicht wahrhaft vollzogen wurde, da ein Kuß dazu kaum ausreicht, nicht einmal die Übergabe des Ringes. Die Zeugen haben Eure Ehe de praesenti beeidet, die bei Eurer Volljährigkeit vollzogen werden sollte. Und ich sage Euch mit der ganzen Vollmacht, die mir die Heilige Mutter Kirche gegeben hat, daß Eure Ehe nur dem Namen nach bestanden hat und somit keine echte Ehe gewesen ist. Eine echte Ehe erfordert echten Vollzug, wie er auf dem Brautlager bezeugt wird. Ist das klar? Selbst die Heilige Mutter Kirche sagt, daß Ihr frei seid und dem Willen Eures Herrn gehorchen könnt. Es ist ein wahrer Segen und ein Glück, daß Ihr Königin eines so großen Reiches wie Frankreich werdet, und das verdankt Ihr der großen Umsicht und Fürsorge Eures Bruders, des alleredelsten Fürsten.« Wolseys Stimme klang honigsüß und untertänig. Mit halbem Auge bekam er mit, wie die Röte aus Heinrichs Nacken wich. Frauen, schien Wolseys Ton anzudeuten, sie begreifen wirklich gar nichts. Besser, man lockt sie mit Spielzeug, als daß man ihren Geist zu hart auf die Probe stellt.
    König Heinrich sah, wie seine Schwester in ihren Schoß blickte und an der Stickerei ihres Kleides zupfte. Unablässig rollte sie eine kleine Saatperle zwischen den Fingern. Wolsey hat recht, dachte Heinrich. Als er erneut sprach, klang seine Stimme milder.
    »Mary, Mary, du wirst eine große Königin und Mutter von Königen. Du wirst die Kronjuwelen Frankreichs tragen, und das sind die berühmtesten und schönsten auf der ganzen Welt. Ein großer Fürst verzehrt sich in Liebe nach dir, während dieser kränkliche Junge zweifellos nicht einmal das Erwachsenenalter erreicht. Denk an dein großes Glück, und gehorche jemandem, der klüger ist als du.«
    »Es ist mir ein Herzensanliegen, Euch in allen Dingen gehorsam zu sein, Mylord«, sagte Prinzessin Mary mit leiser Stimme, hob aber noch immer nicht den Blick. König Heinrich faßte das als Demut auf. Er konnte ihre Augen nicht sehen. »Aber – aber ist der König von Frankreich nicht alt und mißgestaltet?« Mary sprach leise, zögernd, stellte sich unwissend und schlecht informiert. Da sie aber genauso verschlagen und eigensinnig war wie ihr Bruder, mußte sie die Rolle des dummen kleinen Mädchens durchhalten, wenn sie ihm das Versprechen abringen wollte, das sie so heiß begehrte.
    »Mißgestaltet?« lachte Heinrich. »Aber nicht doch, liebe Schwester. Ja, im Herbst des Lebens steht er durchaus, aber er ist noch voller Manneskraft. Daher kannst du ihn um so eher bezaubern.«
    »Bruder, darf ich Euch um eine einzige Gunst bitten? Dann heirate ich in allem Gehorsam den französischen König und willfahre Euch in allen Dingen, wenn ich Königin von Frankreich bin.«
    »Und das wäre? Wenn es in meiner Macht liegt, es sei dir gewährt«, sagte Heinrich. Der Sturm hatte sich gelegt, und er war zufrieden, daß sich seine willensstarke Schwester so rasch fügte.
    »Falls – falls der König von Frankreich sterben sollte, darf ich mir dann den nächsten Ehegatten selbst aussuchen?«
    Heinrich war entrüstet. Das war unerhört. Er hatte wohl das Bild vom gebieterischen König im Herbst seines Lebens zu schön ausgemalt und sich dabei selbst eine Grube gegraben, und so behielt er sich insgeheim das Recht vor, seine Meinung aus Gründen der Staatsräson zu ändern, wie es einem König zustand. Seiner Schwester antwortete er jedoch: »Ja, wenn es dir so gefällt.«
    »Was mir gefällt, wird auch stets Euch gefallen«, sagte sie so unterwürfig, daß ihr Bruder nicht mitbekam, wie zweischneidig ihre Worte klangen.
    Er klatschte in die Hände und rief: »Heda,

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