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Die Suche nach dem Wind

Die Suche nach dem Wind

Titel: Die Suche nach dem Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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oder ... wo hat man das?«, ergänzte Gerrit und lächelte selig.
    Adrian knuffte ihn unsanft.
    »Ihr seid nur eine Woche dort«, gab Frau Kossolowy zu bedenken.
    »Wir stehen nun mal nicht so auf Sonne und Strand. Ich habe auch eine Sonnenallergie.« Anna seufzte und zuckte die Achseln.
    »Zuviel Sonne im Januar ist nie gut«, fügte Gerrit an. »Wird oft vor gewarnt. Berge sind besser, selbst mit Sonne.«
    »Halt endlich die Klappe«, raunte Adrian ihm kaum hörbar zu.
    »Wir mögen mehr die wilde Natur«, erklärte Erik und versuchte, einen möglichst unbeteiligten Eindruck zu machen.
    Frau Kossolowys nach wie vor ungläubiger Blick blieb an einem großen Seesack hängen. »Und was habt ihr da noch alles drin?«
    Adrian antwortete umgehend: »Zelt, Kochgeschirr und so ... zum Wandern eben.«
    »Das Gebirge ist im Binnenland. Ihr wärt die ganze Zeit unterwegs.« Sie schüttelte erneut den Kopf und sah einen nach dem anderen zweifelnd an.
    Erik wurden die Knie weich und Adrian hüstelte nervös.
    »Unser Ringlord hatte ja gesagt, wir dürften unternehmen, was immer wir wollen«, erklärte Anna mit Resignation in der Stimme. »Aber, wenn Sie der Ansicht sind, wir dürften uns nur am Strand aufhalten, dann gehen wir selbstverständlich umpacken, bevor wir gar nicht mehr loskommen.«
    Sie wandte sich ihren Kameraden zu. »Kommt Leute, bevor die Woche um ist! Dann lassen wir uns eben braten wie alle anderen auch. Tauchen wir ein in den stinklangweiligen Massentourismus!«
    Sie wandte sich schon zur Tür, wurde aber von der Assistentin aufgehalten. »Wenn ihr wirklich so reisen wollt, bitteschön! An mir soll es nicht liegen.« Sie kramte einen Zettel hervor. »Dann los!«
    Der kleine Zettel sah schon recht zerknittert aus, und die Jugendlichen warfen sich besorgte Blicke zu.

    Lennart erwachte mit brummendem Schädel und blinzelte unwillig ins helle Licht. Er hatte überhaupt keine Lust aufzustehen, fühlte sich wie durch den Wolf gedreht und stöhnte in düsteren Erinnerungen laut auf. Der Abend und die Nacht waren eine einzige Katastrophe gewesen. Sie waren natürlich zu spät zur Audienz gekommen, und Aeneas, schweigsam wie nie, hatte sich nicht einmal angemessen dafür entschuldigt. Der Rhanlord, der Lennart vom Aussehen und vom Gehabe her an eine Ratte hatte denken lassen, war schon darüber ausgesprochen ungehalten gewesen. Diese Stimmung hatte sich noch drastisch verschlechtert, nachdem er einige Fragen an den Ringlord hatte wiederholen müssen, weil dieser offensichtlich mit seinen Gedanken woanders war. Wohl nur, um Aeneas zu ärgern, hatte der Rhanlord sie schließlich genötigt, an einem Bankett zu Ehren einer Delegation vom Planeten Varesi teilzunehmen.
    Schon das Diner war eine Zumutung gewesen. Die stark gewürzten, aber fast rohen Fleisch- und Fischgerichte waren für Erdbewohner kaum genießbar, der tintenblaue Wein klebrig süß. Seine Tischnachbarin, eine uralte Dame von Vaskus, hatte ihn dabei mit Erzählungen über die Gebrechen des Alters - bis hin zur Blasenschwäche - unterhalten. Doch richtig fürchterlich war es erst im weiteren Verlauf des Abends geworden.
    Aeneas, der solche Veranstaltungen üblicherweise mied, hatte sich mit einigen Kollegen in eine stille Ecke zurückgezogen, und seinen Adjutanten sich selbst und den fröhlichen Tänzen überlassen. Eine Weile hatte er sich auch gut amüsiert. Das Unheil hatte seinen Anfang genommen, als er bei einem Reigentanz der Partner einer Varesifürstin geworden war. Diese schwer beleibte Dame mit olivgrüner, fleckiger Haut, hervorquellenden, violetten Augen, vier Armen, oder Tentakeln, und einem kahlen Schädel, der ihn von der Form her an ein angeschlagenes Ei erinnert hatte, hatte spontan Zuneigung zu ihm gefasst. Obwohl sie wie all ihre Artgenossen ranzig stank, hatte er einen weiteren Tanz mit ihr noch verkraftet, ohne besinnungslos zu werden. Doch bei ihren Versuchen, ihn hinterher auf ihren Schoß zu ziehen, war ihm der kalte Schweiß ausgebrochen. Da die aufdringliche Dame aber nun einmal eine erlauchte Fürstin war, hatte er nicht gewagt, unhöflich zu werden, was sie wiederum dazu veranlasst hatte, ihn für die Nacht auf ihr Zimmer einzuladen.
    Die entsetzliche Angelegenheit war umso peinlicher dadurch geworden, dass ihr abstoßendes Liebesgesäusel und ihre fürchterlichen Angebote ihm von einem Dolmetscher mit ausdrucksloser Miene übersetzt worden waren. Er war nahe daran gewesen, vor Scham im Boden zu versinken. Da er aber einfach

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