Die Suche nach dem Wind
nickte dabei immer wieder. »Unser Kurzer überarbeitet das Reiseprogramm und diese Erma schickt uns geradewegs ins Zielgebiet: nichtsahnend aber treffsicher! Könnte klappen.«
»Und wenn wir gesprengt haben, kann Aeneas uns problemlos abholen, oder mein Vater bringt uns nach Hause.« Erik erschien der Plan nunmehr durchführbar und einfach.
»Und was ist mit Strand und Schirmchen in Cocktails?«, fragte Anna und zog einen Schmollmund.
Adrian breitete die Arme aus, als wolle er einen Segen aussprechen. »Es ist doch so: Wir können nach Santorino reisen und es uns gutgehen lassen. Aeneas wird garantiert Eriks Vater befreien wollen, da er es versprochen hat. Dafür wandert er in den Turm, doch wir hatten zumindest einen schönen Urlaub. Oder wir holen uns Eriks Daddy selbst, lassen eine Strafpredigt über uns ergehen und fahren dann nach Santorino, weil Aeneas uns - unendlich dankbar - einen neuen Urlaub spendieren wird. Wir sind eine Demokratie. Stimmen wir ab! Wer ist für Schirmchen und wer ist für Dynamit?«
Die Begeisterung hielt sich in engen Grenzen, aber wie erwartet stimmten alle für Dynamit.
Holly und Anna verabschiedeten sich bald, um Ärger mit ihren Eltern zu vermeiden. Während die Jungen darauf warteten, dass endlich Ruhe einkehrte, erstellten sie vorsorglich eine Liste mit notwendigen Reiseutensilien. Je länger sie planten, desto mehr wuchs in ihnen die Abenteuerlust. Erik sah auch schon seinen Vater vor sich, wie der ihn stolz und unendlich dankbar an sich drückte. Und er sah Aeneas, wie der gespielt vorwurfsvoll den Kopf schüttelte und sich dann herzlich bei allen bedankte. Was sie vorhatten, war vielleicht keine große Sache, aber es war immerhin eine Rettungsaktion.
Irgendwann war es endlich still im Haus und selbst die Lichter auf den Fluren waren erloschen.
Adrian erhob sich. »Männer, wir können unser Unternehmen zur Rettung der Ringlords beginnen. Ruhm und Ehre werden uns gewiss sein.«
Alle drei lachten und machten sich gutgelaunt auf den Weg.
Gerrit hatte keinerlei Schwierigkeiten mit seiner Aufgabe. Innerhalb kürzester Zeit hatte er die Koordinaten vertauscht. Blieb nur zu hoffen, dass die neue Assistentin sich die Daten nicht schon früher angesehen hatte. Aber etwas Glück brauchte man eben.
Zeitgleich schlichen Adrian und Erik durch den Park in Richtung Pförtnerhaus, an das sich seitlich ein Schuppen anlehnte. Erik hatte kurz Bedenken, weil noch Licht brannte, aber Adrian schüttelte den Kopf. »Der ist beim Fernsehen eingeschlafen. Ich höre ihn schnarchen.«
Während der sich kurze Zeit später an einem Vorhängeschloss zuschaffen machte, verfluchte sein Begleiter sich dafür, nicht daran gedacht zu haben, eine Jacke überzuziehen. »Beeil dich! Ich frier mir gleich sonst was ab«, bat er bibbernd.
»Toller Held! Bleib besser draußen, bevor du über Säcke oder Kisten stolperst! Ich reich dir die Kisten raus.«
Es klickte und das Schloss sprang auf. Das Quietschen der Tür ließ Erik hektisch um sich blicken. Adrian war schon im Anbau verschwunden, und ihm selbst klopfte plötzlich das Herz bis zum Hals. Hinter ihm raschelte es, er fuhr herum und sah eine Katze im Gebüsch verschwinden.
»Hey!« Das Flüstern kam aus der Tür. Sein Freund hielt ihm bereits eine Kiste entgegen. Er nahm sie ihm ab, und nur wenig später erschien der mit einer zweiten Kiste. »Jetzt haben wir alles. Nur noch ein Quäntchen Glück fehlt.«
4. Kapitel
Am nächsten Tag warteten alle fünf im Reiseraum. Die Jugendlichen kneteten die feuchten Hände und waren nervös wie selten, als Frau Kossolowy den Raum betrat.
»Alle da? Gut! Dann kann’s losgehen.« Sie betrachtete die Reisegruppe und zog die Brauen hoch. »Wanderschuhe, dicke Jacken? Die Temperatur auf Santorino sinkt nie unter achtundzwanzig Grad.«
»Wir wollen wandern. In den Bergen soll es kühl sein«, erwiderte Adrian. »Schuhe und Jacken passten nicht mehr in die Rucksäcke.«
Seine Kameraden nickten zur Bestätigung. Leider hatte in dem Buch nichts über Temperaturen gestanden, und es war ihnen besser erschienen, auf alles vorbereitet zu sein.
»Ihr wollt in die Berge?« Die Assistentin runzelte die Stirn, und Erik wurde immer unruhiger.
Holly hatte seine Hand ganz fest gepackt und räusperte sich erst einmal, bevor sie erklärte: »Unbedingt! Die Vegetation soll unbeschreiblich schön sein. Lennart erzählte, dahinter verblasse alles andere.«
»Und wir haben gerade Bergvegetation in Biologie oder Erdkunde, ...
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