Die Suche nach dem Wind
die Reste der alten Sporthalle. Es war aber noch viel übrig. Damit könnte jemand das Haus in die Luft sprengen und die Stadt dazu. Ich bin schwer besorgt. Müssen wir die hiesige Polizei verständigen? Wer sollte hier außer mir Verwendung für Dynamit haben. Es muss jemand von außerhalb gestohlen haben.«
Die Tür wurde erneut aufgestoßen. Frau Kossolowy betrat, ohne vorher geklopft zu haben, den Raum und baute sich vor dem Schreibtisch auf. »Es ist Ihnen heute vielleicht nicht wichtig, aber ich denke, ich sollte sie dennoch unterrichten. Die Kinder sind nicht auf Santorino angekommen. Die Hotelleitung hat mich davon verständigt, dass die Gäste immer noch nicht eingetroffen sind. Ich kann mir das überhaupt nicht erklären.«
Der Ringlord starrte von einem zum anderen, sprang auf und rannte seine Besucher fast um, als er aus dem Raum stürzte.
»Es muss doch etwas unternommen werden!«, rief Möbius ihm hinterher.
Aeneas hetzte in Eriks Zimmer.
Der Junge hatte anscheinend damit gerechnet, dass er es aufsuchen würde, denn auf seinem Schreibtisch lag ein Briefumschlag, auf dem fein säuberlich »Aeneas« stand. Mit kalten Fingern ergriff er ihn, zog einen Brief heraus, holte tief Luft und las:
Lieber Aeneas,
Rufus hat mir von Rantaris berichtet. Ich glaube, dass mein Vater dort ist, und weiß, dass ich das Iridium sprengen muss, um ihn zu befreien. Gerrit hat die Reisekoordinaten im Computer vertauscht. Die Assistentin kann also nichts dafür, dass wir hier sind. (Jedenfalls werden wir hier sein, wenn du den Brief liest) Wir haben uns von Möbius Dynamit ausgeliehen. Ich werde es später von meinem Taschengeld bezahlen, das du mir hoffentlich weiterhin gibst, auch wenn ich nicht weiß, wie teuer es ist. Es ist aber alles ganz einfach. Adrian kennt sich mit Dynamit aus. (Sagt er zumindest) Wir wollen nicht, dass du vor das Tribunal kommst, nur weil du meinen Vater rettest. Deshalb entschuldige bitte, dass ich mein Versprechen nicht halten konnte. Du darfst uns auf keinen Fall nachkommen. Wir werden das sehr gut allein schaffen. Es wäre nur nett, wenn du uns nach der Sprengung vielleicht abholen könntest.
Bis bald, Erik.
Er ließ sich auf den Schreibtischstuhl fallen, starrte blicklos auf den Brief und hörte nicht einmal, wie Frau Kossolowy und Lennart hereinkamen.
»Stell dir vor, diese vermaledeiten Blagen sind ...« Lennart verstummte. »Was ist los?« Fragend sah er den Ringlord an.
Der erhob sich wieder, stopfte den Brief in die Tasche, schaute seinen Freund mit leerem Blick an und erklärte: »Ich hab jetzt keine Zeit für Erklärungen. Mach dir keine Gedanken! Ich geh die Kinder holen.«
An der Tür stellte sich ihm Frau Kossolowy in den Weg. »Vielleicht hätten Sie die Güte, uns zuvor noch zu erklären, was eigentlich los ist. Sie können uns nicht einfach hier stehen lassen.«
»Doch, das kann ich.« Bei diesen Worten schob sie aus dem Weg und verließ das Zimmer.
Voller Skepsis betrachteten sie das Dorf.
Vielleicht dreißig runde Lehmhütten ohne Fenster, nur mit einer Türöffnung versehen waren um ein trübes Wasserloch herum verteilt.
Es gab weder Gärten noch Wege. Auch Tiere waren weder zu hören noch zu sehen. Die Siedlung wirkte verwaist, eher noch gespenstisch.
Ein alter Mann, bekleidet mit einer Art Kutte, kam gerade aus einem Haus und schlurfte ihnen entgegen. Seine Schultern waren gebeugt, sein Blick stur geradeaus gerichtet. Die Jugendlichen lächelten ihm freundlich entgegen, wurden aber von dem Alten völlig ignoriert. Ohne ihnen einen Blick zu gönnen, wandte er sich leicht nach links und umging sie.
Sprachlos sahen sie ihm hinterher. Holly zupfte an Eriks Ärmel und wies auf eine Frau, die mit einem Holzeimer in der Hand zum See ging. Auch sie nahm keinerlei Notiz von den Fremden, sondern füllte den Eimer mit Wasser und goss ihn wieder aus. Füllte ihn erneut und goss ihn wieder aus. Nach etlichen Wiederholungen ging sie mit leerem Eimer zum Haus zurück.
»Was sind das denn für schräge Typen?«, fragte Adrian verblüfft.
»Die machen einen eigenartigen Eindruck«, stimmte Erik zu. »Sehen die uns nicht, oder interessiert es sie einfach nicht, wer so alles durch ihr Dorf geht?«
»Also haltet mich nicht für verrückt, aber ich glaube, die sehen uns wirklich nicht. Die wirken auf mich irgendwie ... geisterhaft,« verkündete Holly gerade, als ein lauter Hornstoß die Stille durchbrach.
»Fährt jetzt die Post ab?« Gerrit hatte sich als Erster von dem
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