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Die Suche nach dem Wind

Die Suche nach dem Wind

Titel: Die Suche nach dem Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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gegen gelben Modder? Wer denkt an kristallklares, warmes Wasser, wenn er knöcheltief in klebrigem Matsch stehen kann? Was tue ich hier eigentlich?«
    »Eine gute Tat«, antwortete Gerrit prompt. »Lasst uns gehen! Bringen wir es schnell hinter uns, dann können wir vielleicht noch ein paar Tage nach Santorino in den grauenhaften Massentourismus. Jetzt wäre mir nämlich doch danach.«
    Die Freunde lachten und marschierten los.
    Beschwingt durch das Wissen, dass ihre Pläne bis jetzt funktioniert hatten und dass sie tatsächlich im Begriff standen, eine gute Tat zu vollbringen, wanderten sie guter Dinge dem Gebirge entgegen.
    Sie waren schon etliche Stunden unterwegs, als sie vor den Ausläufern des Waldes standen. So riesige Bäume hatten sie noch nie gesehen. Die Stämme waren fast weiß, glatt und so dick, dass es wohl vier bis fünf Personen bedurft hätte, um sie zu umspannen. Gelb gefärbte Blätter, groß wie Rhabarberblätter zierten ihre Kronen. Zwischen den Bäumen wanden sich dicke Lianenstränge. Großblättrige, hüfthohe Pflanzen bedeckten fast den gesamten Boden.
    Im Wald wurde es nicht kühler, die Luft wurde stattdessen stickiger. Bald lief ihnen der Schweiß in wahren Bächen über die Gesichter. Auch das Vorankommen wurde immer mühseliger. Alle mussten schließlich ihre Waffen zur Hand nehmen, um einen Weg durch die dickblättrigen Pflanzen zu schlagen.
    Gerrit, der die Spitze übernommen hatte, warnte plötzlich: »Halt! Hier ist Igitt.«
    Vor ihnen erstreckte sich ein Sumpfgebiet mit einzelnem Baumbestand. Stinkender Morast und braun blubbernde Wasserflächen machten nicht gerade einen einladenden Eindruck.
    »Gehen wir besser drum herum«, schlug Anna vor.
    »Toll! Woher nimmst du eigentlich immer deine guten Ideen?« Adrian wich bereits nach Links ins Dickicht aus.

    Nach kurzer Zeit waren alle nur noch damit beschäftigt, Ungeziefer zu verjagen. Schwitzend und um sich schlagend stapften sie weiter. Zweimal legten sie eine Rast ein, die allerdings jedes Mal kurz ausfiel, da sie schnell den Eindruck gewannen, beim Sitzen noch mehr Ungeziefer anzulocken. Schweigsam kämpften sie sich weiter. Das erhebende Gefühl, das Richtige zu tun, nutzte sich langsam ab. Ihre Mienen wurden immer verkniffener.
    »Ich glaube, wir sind bald aus dem Wald raus«, erklärte Adrian irgendwann kurzatmig. »Die Bäume stehen nicht mehr so dicht.«
    »Dem Himmel sei Dank! Diese ekligen, kleinen Flieger fressen mich einfach auf«, beschwerte sich Anna. »Ich nehm ‘nen Feldstecher, ‘ne Taschenlampe und ‘nen Dolch mit, und was hätte ich gebrauchen können? Insektenspray!«
    Erik wollte gerade etwas erwidern, als er gegen Gerrit prallte, der direkt vor ihm stehen geblieben war. »Häuser! Da ist ein Dorf. Lebensformen ... feindliche?«

    Aeneas und Lennart verließen zu dieser Zeit den Reiseraum des Herrenhauses. Der sah seinen nach wie vor schweigsamen Begleiter an und fragte: »Was ist bloß los mit dir? Dich bedrückt doch etwas, Aeneas. Kann ich dir nicht irgendwie helfen?«
    Der Ringlord schüttelte den Kopf und seine Stimme klang gewohnt abwesend, als er erwiderte: »Danke, ich muss nur endlich einmal in Ruhe nachdenken können.«
    Assistentin Kossolowy kam ihnen entgegen. »Ringlord van Rhyn, ich möchte ...«, begann sie, aber Aeneas unterbrach sie ungewohnt grob: »Jetzt nicht! Sie dürfen mir morgen wieder auf die Nerven gehen.« Er schob sie brüsk zur Seite und ging.
    Lennart lächelte die entrüstete Frau entschuldigend an. »Also das ist ... wir hatten ... ich meine ... ja, ich weiß auch nicht, jedenfalls war es nicht erfreulich. Einen schönen Tag noch!« Er entfernte sich eilends.

    Aeneas saß in seinem Büro und dachte über Erik nach. Wie sollte er dem Jungen nur erklären, dass es keine Rettung für seinen Vater gab? Würde er so einfach verstehen, wie seine Großmutter dachte? Garantiert nicht! Väter vergaß man nicht wie verlorene Socken. Ihm graute jetzt schon vor dem Gespräch. Außerdem ging ihm das Verhalten seiner Großmutter nicht aus dem Kopf. So oft er darüber nachdachte, er kam immer zu demselben Schluss und spürte eine Gänsehaut.
    Es klopfte.
    »Jetzt nicht!«, brüllte er entnervt, doch Möbius stürzte, das Verbot ignorierend, in den Raum. »Verzeiht, aber es ist wichtig. Jemand hat mein Dynamit gestohlen. Es ist alles weg. Beide Kisten!«
    »Dynamit?« Aeneas sah den Pförtner verständnislos an. Es gelang ihm kaum, einen klaren Gedanken zu fassen.
    »Ich benötigte es für

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