Die Suche nach dem Wind
jetzt wirklich so eine Art Speisekammer ist ...«
Erik hätte gern etwas Aufmunterndes oder Tröstendes gesagt, aber ihm fiel beim besten Willen nichts ein. Selbst Adrian hüstelte nur und rieb sich die Arme.
Eine ganze Weile standen sie schweigend dicht beieinander, bis die Tür knarrte, und ein Mann mit einer Fackel hereinkam. Zwar trug auch er eine Kutte, hatte die Kapuze jedoch zurückgeschoben. Er schien um die fünfzig und wirkte ausgemergelt, lächelte sie allerdings freundlich an. »Ihr könnt dem Göttlichen Wind danken, dass wir euch gesehen haben. Die Wölfe waren auf Beute aus. Aber jetzt verratet mir erst einmal, wer ihr seid und woher ihr kommt!«
Die Jugendlichen sahen sich gegenseitig an.
»Vielleicht hilft es euch, wenn ich sage, dass ihr nicht in Gefahr seid. Wir gehören nicht zu dem Schlangenmann.«
»Oh, dann ist ja gut«, bemerkte Adrian erleichtert, aber auch ratlos. »Erik, erzähl du mal, was wir hier wollen! Ist ja schließlich deine Party.«
Eriks Gesichtszüge entkrampften sich, genau wie die seiner Freunde, sichtbar. Er nickte und erzählte in groben Zügen, wer sie waren und was sie auf Rantaris wollten.
Auf dem Gesicht ihres Gastgebers zeigten sich während seines Berichts immer mehr Überraschung und Verwirrung. »Ihr wollt was mit dem Berg machen ... und zu welchem Zweck?
»Er kennt kein Dynamit«, erläuterte Gerrit freundlich. »Erklärt’s ihm!«
Erik und Adrian versuchten jetzt abwechselnd und mit möglichst einfachen Worten zu erläutern, wie sie den Berg zerstören wollten und warum. Im Lauf der Unterhaltung wurde schnell deutlich, dass der Fremde hier geboren war und keine Ahnung hatte, was Magie und was Iridium waren. Immer ungläubiger betrachtete er seine jungen Gäste. Schließlich fragte er: »Wenn diese Magie, von der ihr sprecht, frei wird, ist das gut oder schlecht für den Schlangenmann?«
»Äh, da bin jetzt überfragt«, antwortete Erik ehrlich und hüstelte. »Wer ist denn dieser Schlangenmann überhaupt?«
»Der große Seelenräuber!«
»Ach, der?! Hätte man sich denken können«, bemerkte Adrian blinzelnd. »Ja, sag mal, Erik, ist das gut oder schlecht für den?«
Holly und Anna kicherten verhalten, aber Erik warf seinem Freund einen bösen Blick zu. »Also Herr ...«
»Mein Name ist Gilbur.«
»Also, Herr Gilbur, wir sind ja fremd hier und kennen diesen Seelenräuber daher nicht.«
Holly stieß ihn an. »Vielleicht ist das der aus der grünen Kristallkugel«, überlegte sie laut und zog die Nase kraus. »Denkt doch mal an die seltsamen Menschen aus dem Dorf. Seelenräuber passt irgendwie!«
Gilbur nickte ihr zu. »Er macht mit seinem Traumlicht und seinem Schmerzhorn aus Menschen Schattengeister und jagt die Blaumäntel mit seinen Wölfen.«
»Die Blaumäntel?«, fragte Adrian und rollte mit den Augen.
Ihr Gastgeber nickte erneut.
»Für einen unbewohnten Planeten treibt sich hier reichlich Volk herum, mein lieber Erik«, stellte Adrian fest. »Das muss zugegangen sein, wie weiland in Australien. Schick ein paar Gefangene hin, und schon wird ein neues Volk geboren.« Er wandte sich wieder dem Fremden zu. »Sind diese Blaumäntel denn so weit in Ordnung, Herr Gilbur? Oder treiben die es auch so wild mit den Seelen?«
»Sie graben Gänge in die Erde.«
»Was, die auch?« Der unverbesserliche Adrian kratzte sich am Kopf. »Das scheint hier regelrecht ein Sport zu sein. Schon mal zufällig getroffen ... so beim täglichen Buddeln?«
Erik stieß Adrian wütend in die Seite, weil der Fremde jetzt hoffnungslos verwirrt guckte, und fragte dann verständnisvoll: »Sie wohnen aus Angst vor dem Seelenräuber in der Erde, nicht wahr?«
Gilbur nickte bestätigend. »Oben werden wir zu Schatten.«
»Mein Vater ist ein Magier. Er wird sicher helfen können, wenn er wieder über seine Magie verfügt.«
Gerrit nickte plötzlich auch wild und zupfte an seinem Ärmel. »Na, klar, Erik! Dein Vater ist ein Ringlord, und Ringlords tragen blaue Mäntel.«
»Blau?«, fragte der verwirrt. »Aeneas’ Uniform ist schwarz.«
»Ja, weil der zu den Hochlords gehört«, erklärte der Kurze ungeduldig. »Alle anderen tragen Dunkelblau. Der Blaumantel ist bestimmt dein Vater.«
»Da könnte er recht haben«, stimmte Anna zu. »Das kann kein Zufall sein. Jetzt wissen wir, dass wir nicht umsonst hergekommen sind, und dein Vater in der Nähe ist.«
»Na, zumindest wenn wir davon ausgehen, dass er schnell genug gebuddelt hat und seine Seele noch hat«, bemerkte
Weitere Kostenlose Bücher