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Die Suche nach dem Wind

Die Suche nach dem Wind

Titel: Die Suche nach dem Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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hatten sie erneut ein Waldstück durchquert. So sehr sie auch lauschten, kein Heulen war zu hören. Vor ihnen lag jetzt eine riesige, gelbbraune Steinwüste. Hier und da waren kleine Sandwirbel zu sehen. Kein Baum und kein Strauch lockerten die trostlose Umgebung auf.
    Deprimiert ließen sie sich unter den Blättern der letzten Bäume zu einer kurzen Rast nieder. Schon hier war es unerträglich heiß. Die vor ihnen liegende Wanderung würde mörderisch werden.
    »Wir hätten Sonnencreme mitnehmen sollen«, maulte Anna. »Ich hol mir bestimmt einen Sonnenbrand.«
    »Dann sieht doch wenigstens jeder, dass du in Urlaub warst«, meinte Gerrit praktisch veranlagt.
    »Ja, aber in der Einöde. Sonst hätte ich ja einen Shop aufsuchen können, um mir Sonnenmilch zu kaufen.« Anna war offensichtlich nicht sehr überzeugt von Gerrits Einwand.
    »Wie willst du einen Sonnenbrand kriegen, Anna? Es gibt gar keine Sonne, hier ist es nur heiß. Aber wir haben doch schon ganz schön was geschafft«, erklärte Erik munterer als er sich fühlte. »So schlimm wird es bestimmt nicht.«
    »Warte mit deiner Euphorie besser, bis wir am Ziel sind«, warnte Adrian.
    Er hatte es keinen Augenblick zu früh gesagt. Aus dem flirrenden Licht der Steinwüste heraus kamen in diesem Moment zwanzig, dreißig Wölfe in Sicht.
    »Zurück in den Wald!«, raunte Adrian, und alle sprangen sofort auf die Füße, griffen hektisch ihre Rucksäcke und rannten geduckt los.
    Sie waren noch keine hundert Meter weit gekommen, als ihnen in braune Kutten gehüllte Menschen entgegen kamen. Schweigend stellten sie sich ihnen den Weg und kreisten sie langsam ein.
    Adrian zückte kampfbereit sein Schwert.
    »Bist du verrückt? Steck es weg!«, forderte Erik hektisch. »Das sind doch Menschen.«
    »Sicher?«, fragte Holly mit heiserer Stimme.
    »Lieber Gott, steh uns bei!«, bat Anna mit Inbrunst.
    Der Kreis um sie herum wurde enger gezogen.

    Lennart wischte sich erneut übers schweißnasse Gesicht. Aeneas legte ein enormes Tempo vor und sprach kaum ein Wort. Seit sie auf Rantaris waren, hatte er auch nicht aufgehört, die Stirn zu runzeln. Der Adjutant machte sich mittlerweile fast größere Sorgen um seinen Begleiter als um ihre Mission.
    Sie hatten gerade das Sumpfgebiet erreicht und betrachteten es naserümpfend.
    »Wir sollten drum herum gehen«, überlegte Frau Kossolowy laut.
    »Wir gehen durch«, widersprach Aeneas. »Überall stehen Bäume. Es kann also nicht allzu tief sein.« Er wartete gar keine Zustimmung ab, sondern ging schnurstracks weiter.
    »Oh, Mann!«, seufzte Lennart frustriert.
    Zunächst ging es einfach, doch bald wurde es zusehends beschwerlicher, und alle sackten immer wieder tief ein. Unzählige Insekten umschwirrten sie.
    Lennart schlug zum x-ten Mal wild um sich, sah auf den Rücken seines Führers und dann seine Begleiterin an und zog die Schultern hoch. »Er wollte uns ja nicht mitnehmen. Nur verständlich, wenn er uns jetzt wie Luft behandelt.« Seine Stimme troff vor Sarkasmus.
    »Wir können wirklich nicht verlangen, dass man uns auch nur die geringste Beachtung schenkt. Normale Höflichkeit allein würde den Vorsprung der Kinder sicher gewaltig vergrößern«, stimmte die Assistentin bissig zu.
    Ihnen ging die morastige Brühe jetzt schon bis zur Taille, und es wurde immer kraftraubender, auch nur einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    »Ich werde nichts sagen, wenn ich versinke. Nicht ums Verrecken würde ich die Gruppe aufhalten wollen«, erklärte Lennart. »Wenn ihr es gurgeln hört, geht einfach weiter.«
    »Keine Angst, ich werde dir helfen. Ich finde dich viel zu nett, um dich hier sterben zu lassen.« Die Assistentin lächelte ihn an. Allerdings wirkte das Lächeln ziemlich verzerrt.
    »Danke Erma, Sie sind ..., erwiderte er, als sie vor seinen Augen plötzlich versank. So schnell war sie weg, dass sie noch nicht einmal einen Laut hatte von sich geben können.
    »Aeneas!«, brüllte er in heller Panik, »Erma ist weg.«
    Vorsichtig ging er weiter, um nicht auch noch einzusinken.
    Der Ringlord hatte sich bereits umgedreht und kam zurück. »Das kommt bei dem blöden Gequatsche raus. Wo ist sie hin?« Lennart deutete auf die Stelle, an der Erma verschwunden war.
    »Fang und rühr dich nicht von der Stelle!« Aeneas warf ihm schon den Rucksack zu und stürzte sich kopfüber in den Sumpf. Lennart starrte gebannt auf den Morast. Sekunden, die ihm wie eine Ewigkeit vorkamen, vergingen. Er glaubte fast, die Stille hören zu können.

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