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Die Suche nach dem Wind

Die Suche nach dem Wind

Titel: Die Suche nach dem Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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Sein Herz pochte immer heftiger. Endlich blubberte es und unmittelbar danach tauchte Ermas Kopf auf, und neben ihm erschien Aeneas, schnappte nach Luft, keuchte und arbeitete sich Zentimeter für Zentimeter aus dem Morast heraus. Endlich war er so dicht, dass Lennart ihm die Hand reichen und ihn vollends herausziehen konnte. Nervös fragte der: »Lebt sie?«
    Der Ringlord nickte nur schweratmend und schlug der Assistentin ein paar Mal leicht ins Gesicht. Sie hustete, würgte sogar, öffnete aber die Augen nicht.
    »Wir müssen weiter. Kannst du meine Sachen tragen?« Auf das Nicken des Adjutanten hin warf Aeneas sich die besinnungslose Last über die Schulter und stapfte voran. »Bleib dicht hinter mir.«
    Lennart nickte erneut. Dann fiel ihm ein, dass sein Freund es nicht sehen konnte, und er antwortete: »Mach ich.«
    Es wurde ein höllischer Marsch. Teilweise bis zur Brust eingesunken, kamen sie nur langsam voran. Das Gepäck wurde immer schwerer, die Schwüle immer drückender. Lennart wurde schwindelig, und nur noch automatisch setzte er Fuß vor Fuß, starrte auf Aeneas’ Rücken und nahm die übrige Umgebung gar nicht mehr wahr. Er war wohl schon mehrere Meter aus dem Sumpf heraus, als ihm endlich klar wurde, dass er festen Grund unter den Füßen hatte, nämlich dadurch, dass er über den am Boden knienden Körper seines Führers fiel und nicht versank. Aber die Sinne schwanden ihm.

    Als er wieder erwachte, vernahm er die Stimmen seiner Begleiter, ließ die Augen jedoch geistesgegenwärtig geschlossen. Vielleicht konnte er zumindest so noch eine kurze Verschnaufpause herausschlagen.
    Erma hustete und krächzte heiser: »Sie haben mir das Leben gerettet. Ich danke Ihnen von Herzen. Wenn ich uns aufgehalten habe, bitte ich um Entschuldigung.«
    »Meinen Sie nicht, Sie hätten mir sagen können, dass Sie nicht schwimmen können?«
    »Ich hab gar nicht daran gedacht. Mir standen ja bisher immer meine magischen Fähigkeiten zur Verfügung. Außerdem war es ja kein See, sondern ein Sumpf«, entschuldigte sie sich. »Es tut mir leid, Ringlord van Rhyn. Ich ...«
    Aeneas unterbrach sie: »Wo wir nun schon zusammen gebadet haben, sollten wir zumindest hier auf größere Förmlichkeiten verzichten. Sagen Sie Aeneas. Ich verspreche, dass ich Ihrem Vorgesetzten nichts davon erzähle.«
    »Erma«, stimmte die Assistentin zu. »Und Sie müssen niemandem etwas verschweigen. Sie scheinen die ganze Zeit davon auszugehen, dass mein Bericht negativ für Sie ausfallen wird.«
    »Sie können sich gar nicht vorstellen, wie gleichgültig Ihr Bericht mir ist. Lennart, ich weiß, dass du wach bist. Trink noch was, wir müssen weiter!«
    Lennart seufzte, rappelte sich aber auf. Natürlich hatte Aeneas recht und außerdem hatte er das unbestimmte Gefühl, beobachtet zu werden. Den wachsamen Blicken seines Freundes entnahm er, dass es dem ebenso ging.

    Im Kristallpalast hatte Karon mit düsterer Miene gerade dem Bericht eines Spähers gelauscht. »Ich will diese Kinder noch heute hier haben. Kümmert euch darum! Und was ist das jetzt wieder mit den Erwachsenen? Wer treibt sich denn plötzlich noch alles hier herum?«
    Der Späher wagte es nicht, den Kopf zu heben. »Es sind drei, Meister. Eine Frau und zwei Männer. Es sieht so aus, als verfolgten sie die Kinder, jedenfalls haben sie es eilig.«
    »Mehr ist dir nicht bekannt?«
    »Nicht viel mehr, Meister! Die Unterhaltung, die wir belauschen konnten, war nur kurz. Die Frau heißt Erma, einer der Männer ist ein Ringlord und heißt Aeneas van Rhyn, und der andere heißt Lennart. Sie ...«
    Der Schwarzmagier kniff die Augen zusammen und sprang von seinem Sessel auf. »Sagtest du gerade Aeneas van Rhyn?«
    Der Späher schluckte schwer und wand sich unbehaglich. »Ja, Meister! So habe ich es verstanden. Sie sagte ...«
    »Der Ehemann der Ehrwürdigen Mutter Hexe treibt sich hier herum?« Drohend baute Karon sich vor dem Späher auf. »Ein großer, alter Mann mit weißen Haaren?«
    »Nein, Meister«, hauchte sein Gegenüber unglücklich. »Ein großer, junger Mann mit schwarzen Haaren!«
    »Sag das noch mal! Wie sah er aus?« Die Stimme des Schwarzmagiers ließ den bedauernswerten Späher frösteln.
    »Er ist groß und breitschultrig und hat langes, schwarzes Haar und blaue Augen.« Er sah kurz hoch und fügte dann gewissenhaft aber zögerlich hinzu: »Er sieht Euch irgendwie ähnlich, Meister, und er war nass.«
    Karon wanderte ziellos und gedankenverloren im Raum hin und her.

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