Die Suche nach dem Wind
schüttelte Aeneas zum wiederholten Mal heftig durch.
»Was ist mit ihm?«, fragte Erik müde.
»Keine Ahnung! Er scheint in einer Art Trance zu sein.«
Gerrit kam hinkend näher und wedelte mit der Hand. »Da hinten ist oder war zumindest mal ein See. Vielleicht hilft es, wenn wir ihm Wasser ins Gesicht kippen.«
»Gute Idee! Schaden kann´s bestimmt nicht.« Lennart nahm bereits Aeneas’ Arm und zog ihn mit sich. »Holly, versuch schon mal, mit Duncan Kontakt aufzunehmen. Wäre vielleicht besser, wenn er käme«, kommandierte er. Holly putzte sich mit zitternden Händen den Dreck von den Kleidern und nickte nur stumm.
»Adrian und Erik, ihr kommt mit mir. Wenn der so viel an Feuer denkt, werden wir das jetzt schön mit Wasser bekämpfen. Wir drücken ihn einfach so lange unter Wasser, bis er wieder klar ist.«
Der Ringlord kam ohne jede Gegenwehr mit ins Wasser. Die drei jungen Männer benötigten allerdings all ihre Kräfte, um seinen Kopf unter Wasser zu drücken und ihn dort zu halten. Es klappte erst, nachdem Adrian Aeneas die Beine weggetreten hatte.
»Das kann was werden, wenn der sich hinterher daran erinnert.« Adrian sah gar nicht glücklich aus.
»Lennart, wir müssen ihn hochkommen lassen. Er muss doch mal Luft holen«, erklärte Erik besorgt.
Der schüttelte den Kopf. »Noch nicht! Noch ist es nicht so weit.«
Der Ringlord wehrte sich mittlerweile heftig, und Erik wurde immer nervöser. Unvermittelt erschlaffte der Körper in ihren Armen.
»Lennart, bitte«, hauchte Erik entsetzt.
Der schluckte schwer und schüttelte den Kopf. Sekunden später lächelte er erleichtert. Die Lavabilder verblassten, Aeneas dachte endlich an Wasser.
»Jetzt«, krächzte er und zusammen zogen sie ihr Opfer hoch. Lennart schlug ihm mehrfach ins Gesicht. Der Ringlord prustete, atmete keuchend ein, hustete und spuckte Wasser. Die Jungen zogen ihn ans Ufer, ließen ihn dort einfach fallen und kippten neben ihm ermattet um.
»Ich mag nicht mehr«, beschwerte sich Adrian heiser. »Mir tut aber auch alles weh. Ich bin hundekaputt und jetzt auch noch nass und kalt.«
»Wenn noch ein Dämon kommt, kann er mich haben«, flüsterte Erik. »Ist mir egal, einfach egal!«
Lennart lag schweratmend auf dem Rücken und starrte in den Himmel. »Aeneas, bist du wieder da?«
»Mir ist schlecht«, murmelte der Ringlord heiser. »Mir ist kotzübel.«
»Kotz nach rechts«, ließ Adrian sich vernehmen. »Da liegt keiner.«
»Sind alle gesund?«, fragte Aeneas.
»Zumindest ist keiner tot«, antwortete Erik matt.
Es war mittlerweile stockdunkel.
Die Jugendlichen hatten sich in einen Raum des Palastes zurückgezogen, in dem keine Bestien lagen, um die Ankunft von Duncan abzuwarten. Es war empfindlich kalt geworden. Lennart war bei Aeneas geblieben, der immer noch Magenprobleme hatte.
Adrian kam zur Tür herein. Er hatte kurz nachgesehen, wie es den beiden ging. »Also ehrlich, ich glaube fast, der gibt alles von sich, was er jemals gegessen hat. So etwas hab ich noch nicht gesehen.«
»Denkst du, er wird wieder?«, fragte Erik schwer beunruhigt.
»Klar, er flucht schon wieder wie früher. Kann sich nur noch um Stunden handeln. Irgendwann wird er ja mal bei der Babynahrung angekommen sein. Mehr ist dann nicht drin.« Adrian hüllte sich fester in einen Umhang.
»Was geschieht denn nun mit Aeneas?«, fragte Holly leise. »Er ist doch jetzt wirklich der neue Herr von Loth.«
»Inklusive Tätowierung«, murmelte Adrian. »So eine verfluchte Scheiße!«
»Er kommt nicht mehr mit uns zurück, oder?« Annas Stimme war kaum zu hören.
Gerrit schniefte laut und fuhr sich mit der Hand über die Augen, und Erik starrte bedrückt auf seine Hände. »Er sagte, nein.«
Plötzlich schlug er so heftig auf den Tisch, dass alle erschrocken zusammenfuhren. »Ich versteh das aber nicht. Er ist doch genau wie früher. Was soll sich denn bloß geändert haben?«
»Früher konnte er zum Beispiel keine Dämonen wegschicken«, beantwortete Adrian die Frage leise.
Holly sah ihn nachdenklich an. »Ich finde, Erik hat recht. Aeneas war doch schon immer der Erbe von Loth, Adrian. Trotzdem war er kein Schwarzmagier. Nur mit der Kette konnte er eine Verbindung knüpfen. Jetzt hat Lennart sie. Vielleicht ist jetzt alles wieder in Ordnung.«
»Lennart hat zwar die Kette«, widersprach Gerrit mit heiserer Stimme. »Aber Aeneas braucht sie gar nicht mehr. Er hat ja die Tätowierung. Er ist auch nicht mehr der Erbe, er ist der mächtige Herr von
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