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Die Suche nach den Sternen

Die Suche nach den Sternen

Titel: Die Suche nach den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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Kriege und Hungersnöte waren die großen Bereiniger einer über die Maßen gewachsenen Bevölkerung. Letztendlich war egal, welche der Parteien den Sieg davontrug oder wer starb und wer überlebte, solange nur ein gewisser Prozentsatz der Bevölkerung auf der Strecke blieb. Das war die grausame Wirklichkeit, die Ancor immer wieder mitten in der Nacht hochschrecken ließ und ihn zu dieser Expedition genötigt hatte.
    Tez stellte sich neben ihn und musterte die Orterschirme.
    »Warum schießen sie nicht mehr?«
    »Ich glaube, weil wir im Schwebeflug sind. Wir sind mit hoher Geschwindigkeit aus dem Kraterrand gerast, und wahrscheinlich hat uns irgendein automatisches Abwehrsystem geortet, das auf sich schnell bewegende Flugkörper anspricht. Exosphärenschiffe können nicht schweben, deshalb fallen wir solange nicht in diese Kategorie, wie wir an Ort und Stelle bleiben. Aber frage mich ja nicht, für was sie uns halten.«
    »Hat uns ihre Ortung immer noch erfaßt?«
    »Ja. Drei Radarstationen, offensichtlich zur Triangulation gedacht. Sie dürften in der Lage sein, unsere Position bis auf wenige Zentimeter genau zu bestimmen. Damit kann uns jede ihrer Raketen finden und erwischen, wenn wir sie nicht abfangen können.«
    »Was geschieht, wenn wir eine Landung versuchen?«
    »Dann werden sie wohl wieder auf uns schießen. Aber wir werden ohnehin nicht landen, Tez, wir lassen diese Schale links liegen. Wir können nichts für sie tun, und beim Versuch zu helfen, könnten wir leicht ums Leben kommen. Sie werden es nicht nachvollziehen können, aber das Beste, was wir für sie und ihre Nachfahren tun können, ist, ans Ende des Universums weiterzufliegen und neuen Lebensraum zu finden.«
    Tez nickte. »Ich bitte Cherry, den Kurs durch den Cronus-Raum einzugeben. Als nächstes kommt die Boxa-Schale, nicht wahr?«
    »Ja, und danach können wir uns hoffentlich etwas in Zapoketa auf der Saturn-Schale ausruhen, während wir unsere Vorräte und Ausrüstung für den letzten Abschnitt der Reise ergänzen.«
    »Du weißt gar nicht, wie sehr ich mich freue, aus dieser verfluchten Maschine herauszukommen und einfach in der frischen Luft spazierenzugehen.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr!« sagte Ancor, aber in seinen Augen flackerte die Unruhe eines wilden Tiers, als er sich umwandte und darüber nachdachte, in welcher Richtung das Ende Solarias lag.

 
Kapitel 9
     
    Ihr neuer Kurs führte sie zur geheimnisvollen Boxa-Schale. Die zufällige Entdeckung der Schale durch Niklas Boxa, einem Dozenten am Institut für Solaristik, war für die Kosmologen eine völlige Überraschung gewesen, und man hatte sie zu seinen Ehren nach ihm benannt. Die Region zwischen der Jupiter- und der Saturn-Schale, die man bereits zuvor Cronus-Raum getauft hatte, wurde durch die Schale in zwei ungefähr gleich große Hälften geteilt. Etwa 350 Millionen Kilometer vor ihnen lag jetzt die sonderbarste Schale ganz Solarias. Keine einzige Proto-Sonne erhellte die Boxa-Schale, die daher völlig leblos erschien, aber dennoch einer Bevölkerung Heimat bot, die jene aller übrigen Schalen zusammengenommen um mehr als das Hundertfache überstieg – und gleichzeitig gab es auf ihr immer noch Platz für weitere Menschen. Dennoch wollte keines der Mannschaftsmitglieder der Shellback auf der Boxa-Schale leben.
    Nach siebzehn ereignislosen Tagen zeichneten sich die gewaltigen und zerklüfteten Felsformationen der Schaleninnenseite im kleinsten Detail auf den Orterschirmen ab. Innerhalb weniger Stunden hatten sie eine Käfigwelt gefunden, deren Turbulenzzone sich als derart aufgewühlt erwies, daß sie gezwungen waren, dem Autopiloten für den Durchbruch die Steuerung anzuvertrauen. Ancor erinnerte sich nur allzugut daran, daß ihre letzten beiden Durchflüge mit Hilfe der Automatik in Notfällen geendet hatten, aber ihnen blieb keine Wahl. Sich eine andere der einhundertsiebzehn Käfigwelten der Boxa-Schale auszusuchen hätte bedeutet, ihren Flug um mindestens 58 Millionen Kilometer und mehrere Tage zu verlängern. Außerdem gab es keinen Grund zu der Annahme, daß die Turbulenzen bei der nächsten Käfigwelt schwächer sein würden.
     
    Manaou Aanabis machte sich langsam Sorgen. Der Sturm wütete so heftig, daß er die Spitzen der Wellen abriß und die salzige Gischt bis zur Spitze des Leuchtturms fegte. Der steinerne Landungssteg war zwar durch die beiden riesigen, granitenen Vorsprüngen der Landzunge geschützt, wurde aber dennoch immer wieder von den Wellen überflutet.

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