Die Suche nach den Sternen
lichtempfindlichen Bewohner der Boxa-Schale in seine Nähe wagen würde.
Der weitere Rückmarsch war einfach. Ancor erholte sich, kurz bevor sie das Schiff erreichten, von seiner Gehirnerschütterung. Sein Nacken und seine Schultern waren mit blauen Flecken übersät, aber sonst war er unverletzt. Seine Verwirrung beim Aufwachen hätte allerdings nicht größer sein können: Er fand sich an ein Holzgerüst gefesselt, das Tez und Carli durch den Solaren Zirkus zogen.
Nach dem glücklich überstandenen Zwischenfall reparierten sie die Triebwerke in aller Eile. Sie verzichteten auf weitere Pausen und arbeiteten im Licht der Bordscheinwerfer, jeweils zu zweit an den Triebwerken und auf Wache. Die sonderbaren Bewohner der Boxa-Schale ließen sich nicht mehr blicken, und nach Abschluß der Reparaturen setzten sie ihren Flug durch den Cronus-Raum zur Saturn-Schale und ihrem dortigen Geheimstützpunkt fort.
Die 326 Millionen Meilen zur Innenseite der Saturn-Schale legten sie ohne weitere Zwischenfälle und in Rekordzeit zurück. Dort angekommen mußten sie allerdings den Äquator entlangfliegen, um eine Käfigwelt zu finden, die in ausreichender Nähe von Zapoketa lag.
Die Exosphärenschiffe der Saturn-Schale waren ähnlich hoch entwickelt wie die der Mars-Schale, was das Risiko einer Massenemigration zur Suche nach neuem Lebensraum in sich barg. Diese Expeditionen würden zwar in jedem Fall scheitern, da die meisten Schalen bereits dichter als die Saturn-Schale bevölkert waren, aber Ancor bestand dennoch darauf, die Einzigartigkeit der Shellback zu verbergen. Aus diesem Grund mußten sie sich Zapoketa so unauffällig wie möglich nähern.
Ancor ortete bald die große Exis-Speiche, die auf der Merkur-Schale in der Nähe des Zentrums Solarias ihren Ausgang nahm und sich durch die Saturn-Schale und Zapoketa bis in die Außenregionen des Universums erstreckte. Nun mußten sie lediglich eine Käfigwelt in der Nähe der Speiche auswählen. Von den zweien in Frage kommenden Käfigwelten hatten sie eine bereits bei einer früheren Expedition besucht, weshalb sie sich einstimmig für die andere entschieden.
Die Turbulenzen waren wie üblich brutal, aber Cherry gelang es, die Shellback ohne die Hilfe des Autopiloten hindurchzusteuern. Da bereits so häufig beim Austritt aus einer Turbulenzzone gefährliche Situationen auf sie gelauert hatten, nahm Ancor die Aussage der Instrumente, daß sich unter ihnen eine völlig normale Käfigwelt drehte, mit einer gewissen Skepsis auf. Der Planet besaß genügend Proto-Sonnen, ein mildes Klima, eine vernünftige Land-Wasser-Verteilung und eine saubere Atmosphäre. Die Hügel und Täler waren mit üppiger Vegetation bedeckt. Sie fingen allerdings keinerlei Funkverkehr auf, was auf eine niedrige technische Stufe der potentiellen Bevölkerung hinwies, und sie konnten auch keinerlei Anzeichen landwirtschaftlicher Nutzung erkennen. Die Käfigwelt schien ein Paradies zu sein, und sie waren entschlossen, ihr einen Besuch abzustatten.
Kapitel 12
Sie flogen ungefähr zwanzigtausend Kilometer weit in geringer Höhe und hatten so die Käfigwelt fast zur Hälfte umrundet, ohne auf irgendwelche Hinweise menschlicher Besiedlung zu stoßen. Ancor war der Druck, neuen Lebensraum zu finden, der auf Zeus lastete, wohlvertraut, und er fragte sich, warum eine Käfigwelt, die Platz für Milliarden Menschen bot, unbesiedelt war. Wie üblich war er auf der Hut vor dem Unerklärlichen und entschied sich gegen eine sofortige Landung. Statt dessen Untersuchte er die Käfigwelt so gut wie möglich aus der Luft. Vierundzwanzig Stunden später hatte er immer noch nichts Ungewöhnliches festgestellt.
Hin und wieder sah Sine Anura nach ihm, dann kehrte sie wieder in die Beobachtungskuppel zurück und folgte mit dem Teleskop der bestechend schönen und fruchtbaren Landschaft, die unter ihnen vorüberzog. Sie und Maq sprachen nicht darüber, aber sie errieten die Gedanken des anderen. Diese Expedition würde ihre letzte sein. Danach würden sie sich nach dem idealen Ort umsehen, um sich niederzulassen und Kinder aufzuziehen; irgendwo, wo das Schreckgespenst der Überbevölkerung Jahrhunderte in der Zukunft lag. Von allen Welten und Schalen, die sie in Solaria gesehen hatten, schien diese Käfigwelt mit Abstand der vielversprechendste Kandidat, und Ancor suchte nach der metaphorischen Schlange im Gatten Eden.
Er vermochte sie nicht zu finden, weshalb er Cherry am zweiten Tag bat, einen Landeplatz auszusuchen.
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