Die Suche nach den Sternen
Kontinent erfaßt werden wird. Aber einige Tiere und Pflanzen werden Abwehrkräfte entwickeln, überleben und schließlich die gesamte Käfigwelt in Besitz nehmen. Auf diese Weise heilt sich Mutter Natur selbst.«
»Wie lange wird diese Heilung dauern, Maq?«
Er sah die Enttäuschung in ihren Augen, doch konnte er ihr keinen Trost bieten.
»Viele, viele Jahre, Sine. Wahrscheinlich nicht, solange wir leben. Aber komm mit und laß uns Cherry aufwecken. Es ist Zeit, nach Zapoketa aufzubrechen.«
Die Liss-mal in der Mega-Zusammenballung Zapoketa auf der Saturn-Schale zog Menschen aller Schattierungen an. In ihrer Mitte ragte ein großes Gebäude in die Höhe, in dem sich drei Unternehmen befanden. Dem Sex-Palast der Mistress Sin, dem wahrscheinlich teuersten Bordell in Zapoketa, folgte Cherrys erstaunliches Holo-Theater und daneben fand sich eine kleinere Tür, an der sich ein einfaches, schmuckloses Schild befand:
IMREF VARTER, PLATIN-HÄNDLER
Trotz ihres schlichten Äußeren war die kleine Tür der wichtigste Eingang des gesamten Gebäudes, denn Imref Varter besaß Platin in großen Mengen. Insgesamt verfügte er über mehrere Tonnen, die ihm die Besatzung der Shellback überlassen hatte, um ihn für den Unterhalt des geheimen Stützpunkts auf der Saturn-Schale zu entschädigen.
Doch trotz des Geldes plagten Imref Sorgen. Mistress Sins Etablissement warf vorzügliche Gewinne ab, die Einnahmen aus Cherrys Holo-Theater allein hätten bereits ausgereicht, ihm für den Rest seines Lebens einen extravaganten Lebensstil zu garantieren, und so war es Imrefs einzige Aufgabe als Platinhändler, geringe Teile seines Vorrates an den Meistbietenden zu verkaufen. Nur die Ausgaben – oder besser gesagt: ihr Muster – bereiteten ihm Kopfzerbrechen, da er damit unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich zog. Das Institut für Solaristik hatte ihm über das Funkrelais genaue Angaben darüber geschickt, welche Güter die Shellback benötigen würde. Die Lebensmittel hatte Imref problemlos besorgen können, aber die angeforderten Waffen und Munition hatten einige fragend hochgezogene Augenbrauen hervorgerufen. Die Diskretion der Waffenhändler auf der Saturn-Schale war zwar legendär, aber irgend jemand hatte ihre Bedenken schließlich auf den Punkt gebracht: »Warum sollte ein Platinhändler von der Liss-mal, der nebenbei ein Holo-Theater und ein Bordell betreibt, so viele Waffen anhäufen, um einen kleineren Krieg anzetteln zu können?«
Der gerissene Imref, ein ehemaliger Geheimdienstagent, ließ sich aber vom Interesse der Waffenhändler nicht aus der Ruhe bringen. Die Werkstatt hinter dem Theater glich einer Festung, und er befehligte eine Wache aus sorgfältig ausgesuchten Männern. Nur das Timing war unglücklich. Der Besuch der Shellback mußte um jeden Preis geheim bleiben. Mit dem Schiff würden die Waffen wieder verschwinden und damit auch seine Probleme, aber im Augenblick stellte die pausenlose Überwachung des Gebäudes durch eine unbekannte Gruppe, die auf den Dächern zweier angrenzender Häuser Stellung bezogen hatte, eine lästige Störung dar. Und das ganz besonders, weil Imref eine Lieferung kleinerer Atomsprengköpfe erwartete, und die Shellback nur zwei Tage später eintreffen sollte. Aus diesem Grund beschloß Imref zur Bereinigung der Lage einen Experten hinzuziehen.
Imref Varter verließ im ersten Morgenlicht sein Büro und lief die stillen Straßen entlang, auf denen der Tau der Nacht noch feucht glitzerte. Der Ex-Geheimdienstler war Anfang Sechzig, seine Haare und sein Bart waren so kurz geschoren, daß sein Kopf wie eine mit Fell bedeckte Kugel wirkte, aus der zwei tiefe und intelligent wirkende Augen, eine verhärmte Nase und überraschend rote Lippen herausstachen. Eines seiner Beine war verdreht und ließ ihn beim Gehen auf sonderbare Weise schwanken, als ob unsichtbare Wellen an ihm zerrten. Dennoch wirkte er gelenkig und kräftig und nicht gerade wie eine Person, mit der man sich auf einen Kampf einlassen wollte.
Sobald er die Straße betrat, fühlte er die Augen der Beobachter in seinem Rücken, und sein feines Gehör teilte ihm mit, daß ein Mann aus einem Hauseingang glitt und ihm folgte. Imrefs Ohren teilten ihm ebenfalls mit, daß sein Verfolger, als er an Cherrys Holo-Theater vorbeiging, mit einem kleinen Sandsack niedergeschlagen und weggeschafft wurde. Die roten Lippen des Ex-Geheimdienstlers spitzten sich vor Vergnügen. Er war zu lange im Agentengeschäft gewesen, um sich auf derart
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