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Die Suche nach den Sternen

Die Suche nach den Sternen

Titel: Die Suche nach den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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als den Flug fortzusetzen.
    Doch dann begann auch noch das verbliebene Haupttriebwerk stoßweise auszusetzen, und Cherry war gezwungen, auf die Hilfstriebwerke zurückzugreifen. Dann war der Alptraum plötzlich vorüber, die Turbulenzen fielen hinter ihnen zurück, und auf den Schirmen zeichnete sich klar das Bild des glattpolierten Kraterrands ab.
    »Kannst du uns sicher zur Schalenoberfläche herunterbringen, Cherry?« fragte Ancor. »Oder sollen wir lieber hier auf dem Kraterrand für einen vorläufigen Check aufsetzen?«
    »Solange die Triebwerke laufen, ziehe ich es vor, weiterzufliegen. Selbst wenn das verbliebene Haupttriebwerk ganz aussetzen sollte, könnten wir immer noch mit Hilfe der Düsentriebwerke sicher landen, aber eintausendsechshundert Kilometer sind ein weiter Weg, falls wir hier landen und dann nicht mehr starten könnten.«
    »Wie du meinst, Cherry.« Ancor rief bereits die Schaltpläne der Shellback im Schiffscomputer auf und startete ein Diagnoseprogramm. Dann erwachten die Hauptbeleuchtung und die Anzeigen wieder zum Leben, und zum erstenmal konnten sie eine weite Fläche der Boxa-Schale überblicken. Es gab weder Gebirge noch Meere; die gesamte Oberfläche bestand aus Schlamm und Sand, woraus gelegentlich Felsformationen ragten. Die Schale erschien irgendwie unfertig, als ob jeden Augenblick Zeus’ gewaltige Terraforming-Maschinen erscheinen und an die Arbeit gehen könnten. Nichts deutete darauf hin, daß die geschätzte Bevölkerung der Boxa-Schale die aller inneren Schalen zusammengenommen um mehr als das Siebenhundertfache überstieg. Selbst als sie schließlich auf mit Feuchtigkeit vollgesogenem Lehm landeten, fiel es ihnen immer noch schwer, sich vorzustellen, daß an einem solchen Ort überhaupt Leben existieren konnte.
    Wie immer lag undurchdringliche Dunkelheit über der Boxa-Schale. Es gab keine Proto-Sonnen, dennoch war die Oberfläche zwar kühl, aber deutlich wärmer als der sie umgebende Weltraum. Die Luft war frisch und roch angenehm nach sonderbaren Pflanzen und Früchten, obwohl auf der Oberfläche lediglich ein eintöniges Moos wuchs. Sie wußten, daß unter ihnen auf mindestens eintausend Etagen eine hochentwickelte Zivilisation blühte, die sich perfekt an den unterirdischen Lebensraum angepaßt hatte. Die erfrischende Luft war das Ergebnis der Millionen von hydroponischen Gärten in Höhlen unter der Oberfläche.
    Innerhalb kurzer Zeit fanden sie den Fehler an den Triebwerken. Sie waren anfangs davon ausgegangen, daß das Eintauchen in das Salzwasser der Käfigwelt die Probleme verursacht hatte, aber das stellte sich als nicht ganz richtig heraus: Während des stundenlangen Flugs dicht über der Wasseroberfläche hatte sich salzige Gischt in den heißen Innenflächen der Triebwerke abgesetzt. Die Substanz hatte die Öffnungen, in denen sich die Sensoren zur Triebwerkssteuerung befanden, vollständig versiegelt. Die Triebwerke hatten sich abgeschaltet, weil die Sensoren irrtümlicherweise meldeten, daß sie nicht mehr funktionierten.
    Ancor fluchte. Sie würden mindestens drei Tage benötigen, um die Triebwerke komplett auseinanderzunehmen. Ihnen blieb allerdings der Trost, daß die Boxa-Schale ein vergleichsweise sicherer Ort war. Hier würden sie kaum die unerwünschte Aufmerksamkeit der Einheimischen auf sich ziehen. Sie begannen auf der Stelle mit den Reparaturen. Sie arbeiteten paarweise in jeweils vierstündigen Schichten, so daß immer einer von ihnen die Radarschirme überwachen konnte. Ancor mochte die Boxa-Schale als ungefährlich einstufen, aber er ging von Natur aus niemals unnötige Risiken ein.
    Es war jedoch nicht der Radar, der den Alarm auslöste. Carli, die mit Maq an den Triebwerken arbeitete, warf hin und wieder unruhige Blicke in die ewige Nacht, die sie umgab. Plötzlich schrie sie auf.
    »Leuchtende Augen!«
    Ancor sah auf, aber seine Augen konnten sich nicht schnell genug vom Licht der Lampe auf die Dunkelheit einstellen. Die unterirdischen Bewohner der Boxa-Schale verfügten über hochempfindliche, leuchtende Augen.
    »Ich kann keine erkennen.«
    Carli warf einen nervösen Blick über die Schulter. »Es waren eine ganze Menge, aber jetzt kann ich sie nicht mehr sehen. Ich weiß nicht, ob sie verschwunden sind oder ihre Augen nur geschlossen haben. Sie machen mir Angst, Maq!«
    »Ich denke, sie sind harmlos. Wahrscheinlich sind sie nur neugierig darauf, wer wir sind und was wir hier tun. Wir sind 290 Millionen Kilometer von der Stelle entfernt, an

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