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Die Suche nach den Sternen

Die Suche nach den Sternen

Titel: Die Suche nach den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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starrte er sie einen Augenblick lang verständnislos an. Dann sprang er auf und verfluchte seine eigene Dummheit. Gleichzeitig flammten die Warnlichter der Sensoren auf: Der Rumpf überhitzte sich durch die Kollision mit einer immer dichter werdenden Wolke mikroskopischer Partikel.
    Der Alarm schreckte Cherry auf, der wenige Sekunden später aus seiner Kabine rannte und gerade noch rechtzeitig kam, um zu sehen, wie Ancor vor dem Schiffscomputer Platz nahm. Der Illusionist spürte, daß ihnen akute Gefahr drohte, und glitt sofort in den Pilotensessel. Seine Finger ruhten auf den Steuerkontrollen.
    »Wo ist das Problem, Maq?«
    »Ich bin nicht ganz sicher, Cherry. Aber diese Ausreißer, die du geortet hast, verfügen über eine außergewöhnlich große Masse. Es ist möglich, daß irgendeine Art von Materie sich so stark verdichtet hat, daß zwischen den Atomen kein Raum mehr ist. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um die Anziehungskerne, die Zeus dazu benutzt, um die Staub- und Gaswolken einzufangen. Im Augenblick treffen sich mehrere von ihnen auf unserer Flugbahn, und mit jedem davon wächst die Partikelwolke weiter.«
    »Deshalb hast du Alarm ausgelöst?«
    »Genau! Die Geschwindigkeit der Partikelwolke ist vergleichsweise gering, aber wir fliegen mit fast achthunderttausend Stundenkilometern hinein – und selbst beim Zusammenstoß mit einem Mikrometeroiten wird da eine Menge kinetischer Energie frei. Wenn wir so weiterfliegen, werden wir garantiert verglühen.«
    »Wohin soll ich abdrehen?«
    »Nirgendwohin. Die Partikelwolken driften immer enger zusammen, und jede Kursänderung führt uns direkt in eine andere Ansammlung. Unsere einzige Chance besteht darin, so schnell wie möglich abzubremsen; noch bevor wir auf eine der Staubwolken stoßen.«
    »Maq, ich bringe uns alle um, wenn ich das versuche!«
    »Wenn du es nicht tust, sind wir sowieso tot.« Ancor löste den Kollisionsalarm aus und wartete, bis Sine, Tez und Carli die Rettungskokons aufgesucht hatten. Dann schnallte er sich auf der Liege vor dem Schiffscomputer an und bedeutete Cherry, daß er bereit war. Durch die Sichtluken drang bereits das rote Glühen des Rumpfs.
    Cherry hatte unterdessen für den Fall, daß er das Bewußtsein verlor, das Bremsmanöver in den Autopiloten einprogrammiert. Er überprüfte ein letztes Mal mit zitternden Fingern den Sitz der Sicherheitsgurte, dann startete er die Bremssequenz. Der Illusionist zuckte zusammen, als die Masseträgheit ihn brutal gegen die Gurte preßte.
    Aus Ancors Sicht stellte sich die Lage inzwischen als überaus kritisch dar. Sie bremsten ihren Flug zwar mit Höchstwerten ab, aber die Dichte der Partikelwolke erhöhte sich rapide. Jedes der mikroskopisch winzigen Staubkörner gab bei der Kollision mit der Shellback seine kinetische Energie frei, und der Schiffsrumpf glühte jetzt blendend weiß. Unwillkürlich mußte Maq daran denken, daß ihnen erst vor kurzem ein Haarriß in der Hülle beinahe das Leben gekostet hatte. Was für Schäden würde diese erneute thermische Belastung anrichten? Dazu kam, daß die Kühlrippen, die normalerweise die Überschußwärme der Shellback in den Raum abstrahlten, ihre Arbeit eingestellt hatten. Die Temperatur an Bord schoß bedrohlich in die Höhe.
    Es war ein verzweifeltes Rennen gegen die Zeit: Konnten sie das Schiff abbremsen, bevor der Rumpf zu schmelzen begann? Wie lange konnten sie die Bremskräfte und die steigende Hitze im Innern durchstehen? Ancor konnte mit zusammengekniffenen Augen gerade noch die Anzeigen der Wärmesensoren auf dem Rumpf ablesen. Die Temperatur stieg immer noch sprunghaft an, und er versuchte in seiner Verzweiflung, die Zahlen durch pure Willenskraft zu stoppen. Dann schien es ihm plötzlich, als ob sich der Anstieg verlangsamt hätte, und erste, schwache Hoffnung regte sich in ihm. Auf den Monitoren konnte er sehen, daß die übrigen Besatzungsmitglieder bereits das Bewußtsein verloren hatten, aber eine eiserne Entschlossenheit Heß ihn weiter durchhalten. Doch schließlich wurden die physische Belastung und die ständig steigende Hitze übermächtig. Selbst Maq Ancors bemerkenswerte Konstitution war überfordert, und er fiel in Ohnmacht.
    Nur noch der Autopilot steuerte die kleine Shellback durch die schlimmste Krise ihrer Existenz. Ancor vertrat seit langer Zeit die Meinung, daß Maschinen keinen Selbsterhaltungsinstinkt besitzen konnten – dieser war allein Menschen und den höheren Tierarten vorbehalten. Hätte irgendein

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