Die Suche nach den Sternen
Beobachter den Flug des kleinen Schiffs verfolgt, wäre er vielleicht zu einem anderen Schluß gekommen. Fast so, als ob sie sich der Verantwortung für ihre reglose menschliche Fracht bewußt war, maß die Shellback die Dichte, Richtung und relative Geschwindigkeit der Partikelwolke und errechnete den günstigsten Kurs.
Langsam sank die Temperatur des Rumpfs und fiel schließlich auf ein erträgliches Maß. Die Kühlgitter nahmen ihre Arbeit wieder auf, womit auch die Hitze im Innern des Schiffs sank. Als Ancor aus der Bewußtlosigkeit erwachte, befanden sie sich inmitten der Partikelwolke, flogen aber mit niedriger Geschwindigkeit. Die Gefahr war vorüber, und während er sich aufsetzte, verzog sich sein Löwengesicht zu einer Grimasse, als er ein völlig anderes Problem überdachte: Wie konnte man einer Maschine aufrichtig danken?
Allerdings war mit dem Zwischenfall ein neuer Faktor aufgetaucht, der das Gelingen ihrer Mission bedrohte. Nur Zeus’ Maschinen waren in der Lage, die Partikelwolken derart genau in ihrer Flugbahn zu plazieren. Damit hatte der gewaltige Computer-Komplex zum erstenmal gegen ihre Expedition ans Ende des Universums Widerstand geleistet. War dies die Entscheidung eines der lokalen Exekutivzentren gewesen, getroffen ohne Rücksprache mit Zeus? Oder existierte etwas auf oder jenseits der Pluto-Schale, was Zeus vor ihnen verbergen wollte? Und so ging die Saat des Zweifels auf.
Kapitel 19
Sie konnten den Rest der Partikelwolke nur langsam durchfliegen. Zum einen verhinderten die Teilchen selbst ein schnelleres Fortkommen, zum anderen wurde die Shellback von einer mehrere Fingerbreit dicken Schicht komprimierter Materie eingehüllt. Die Reinigungsvorrichtungen hielten die Sichtluken vergleichsweise sauber, aber viele der Sensoren auf dem Rumpf verschwanden unter der Materieschicht und lieferten keine zuverlässigen Werte mehr. Sie fuhren die Köpfe der Orter ein und säuberten sie sorgfältig, doch ihre volle Funktionsfähigkeit würden sie erst bei der nächsten Landung wiederherstellen können. Glücklicherweise genügten die Orter auf die kurze Entfernung, um das kleine Schiff um die Anziehungspunkte herumzuführen, die Zeus’ in ihren Weg gestellt hat.
Schließlich durchflogen sie das Zentrum der Partikelwolken, und als die Teilchendichte abnahm, beschleunigte Cherry die Shellback langsam wieder auf Raumreisegeschwindigkeit. Die Auflösung des Fernradars ließ zwar wegen der Verschmutzung der Schüsseln zu wünschen übrig, dennoch überwachte Ancor sorgfältig den vor ihnen liegenden Raum. Es gab aber nicht den geringsten Hinweis darauf, daß sich dort irgend etwas anderes als dunkler und leerer Raum befand, durch den langsam natürliche Staubwolken von ungefährlicher Dichte trieben.
Die Spannung im Schiff nahm zu. Vor ihnen lag eine neue, unbekannte Schale, die außer den Zwangsauswanderern, die niemals zurückkehren und Bericht erstatten konnten, noch nie ein Mensch betreten hatte. Mehr als jede andere Schale Solanas war die Pluto-Schale von Geheimnissen umwittert, und darüber hinaus war sie das Tor zum Ende des Universums. Was immer dort auch auf sie warten mochte, es würde ganz anders sein, als alles, was ihnen bisher begegnet war.
Nach einem elfwöchigen Flug gelangten sie in die unmittelbare Nähe der Innenseite der Pluto-Schale. Es gestaltete sich schwierig, mit der eingeschränkten Leistung der Radargeräte eine Krateröffnung zu einer Käfigwelt zu finden. Außerdem bestand Maq darauf, eine Öffnung in der Nähe zu jener Exis-Speiche zu benutzen, der sie auf ihrem Flug gefolgt waren. Nachdem er gesehen hatte, daß das Auswanderungsprogramm auf der Neptun-Schale erfolgreich fortgesetzt wurde, war es ihm wichtig zu erfahren, ob das auch für die Pluto-Schale galt. Also verbrachte er mehrere Tage vor den Ortern und Radargeräten, um eine passende Krateröffnung zu finden.
Er fand schließlich, wonach er gesucht hatte, aber die Unterschiede zu den bekannten Schalen waren so gravierend, daß er sich zurücklehnte und die Implikationen seiner Entdeckung überdachte. Anstatt des üblichen glattpolierten Kraterrands fand er ein kegelförmiges Loch mit einem Durchmesser von ungefähr vierundzwanzigtausend Kilometern. Erste Messungen ergaben, daß die Pluto-Schale sehr viel dicker als die sonst üblichen zehntausend Kilometer war. Bald darauf stellte sich auch heraus, daß sie aus einem anderen Material als die übrigen Schalen bestand – es war wesentlich leichter. Alles
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