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Die Suche nach der Sonne

Die Suche nach der Sonne

Titel: Die Suche nach der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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und obwohl er wußte, daß sie ihn jeden Augenblick hätte töten können, war ihm die Berührung willkommen.
    Ancor war sich bewußt, daß er bei seinem ersten Test als Beschützer der Expedition durchgefallen war. Die scheinbar naiven und gutmütigen Bewohner der Käfigwelt hatten ihn in eine derart durchsichtige Falle gelockt, daß er es eigentlich nicht verdient hatte, sie zu überleben. Je länger er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, daß nur Sines Fähigkeiten ihn aus dieser Situation gerettet hatten. Er überdachte Land-as scheinbar unsinnige Wahl der Zusammensetzung der Gruppe, aber er kam zu keinem Schluß außer dem unbestimmten Gefühl, daß das Team sorgfältiger zusammengestellt worden war, als er vermutet hatte.
    In seiner Tasche hatte er immer noch den Speicherchip, den ihm Tortigus Veritain gegeben hatte. Bis jetzt hatte er keine Gelegenheit gefunden, ihn genauer zu untersuchen. Ancor suchte die Verkleidungen des Computers ab, bis er einen geeigneten Leseschlitz fand, und setzte sich vor den Bildschirm. Er kam nicht weiter als bis zur Einleitung.
    HYPERSICHERE MITTEILUNG. FÖDERATIONS-GEHEIMDIENST G25. AN PRÄSIDENTIN LAYOR. MADAM: IN BEZUG AUF IHRE NACHFRAGE BETREFFEND PRINZ AWA-CE-LAND-A DES FREISTAATES HAMMANIT. ALLE ZEUGEN SIND SICH EINIG, DASS DER PRINZ DIE EXPLOSION VOR 15 JAHREN UNMÖGLICH HAT ÜBERLEBEN KÖNNEN: DER URSPRUNG DER BIONISCHEN KOMPONENTE, DIE HEUTE DEN PRINZENTITEL FÜR SICH IN ANSPRUCH NIMMT, IST UNKLAR.
    Ancor faszinierte nicht nur der Inhalt der Botschaft, sondern auch die Frage, warum er eine Kopie davon erhalten hatte. Seine Spekulationen wurden allerdings von Cherry unterbrochen, der dringend um Anweisungen bat, da vor ihnen einige möglicherweise interessante Formationen sichtbar wurden.
    Die Shellback war mit mäßiger Geschwindigkeit in geringer Höhe weitergeflogen, während Maq die Botschaft gelesen hatte. Tez und Sine Anura hatten als Beobachter fungiert. So hatten sie weitere 8000 Kilometer der Oberfläche M13s überquert, aber mit Ausnahme der geologischen Unterschiede der Landschaft war das Grundmuster stets dasselbe: Isolierte Siedlungen existierten in einer prekären Beziehung zu den großen Terraforming-Maschinen, die das Antlitz der Käfigwelt buchstäblich neu gestalteten.
    Der Grund, warum die Bevölkerung nicht länger im Solaren Zentralregister aufgeführt wurde, lag jetzt auf der Hand: Für Zeus handelte es sich um ›verbotenes‹ Gebiet, das sich augenblicklich nicht für menschliche Besiedlung eignete. Die riesigen Maschinen gruben unermüdlich Seen und Flüsse, häuften Hügel und Berge auf, ohne die kärglichen Überreste menschlicher Zivilisation zu beachten, die in ihrem Kielwasser trieb. Ancor drängte sich die Frage auf, ob man der ursprünglichen Bevölkerung die Möglichkeit der Auswanderung gelassen oder sie einfach ›untergepflügt‹ hatte, als Zeus die Entscheidung zum Terraforming traf. Er konnte es nicht sagen. Er konnte ebensowenig sagen, ob Zeus bei seiner Aufgabe, den größtmöglichen Lebensraum für eine größtmögliche Zahl von Menschen bereitzustellen, an ›humanitäre‹ Grundsätze gebunden war.
    Vor ihnen zeichnete sich eine Reihe gewaltiger Pyramiden ab, die eindeutig menschlichen Ursprungs waren. Die Pyramiden waren über eine felsige Ebene zerstreut, und um sie herum erstreckten sich mehrere weitläufige Siedlungen. Die Terraforming-Aktivitäten in diesem Gebiet schienen vergleichsweise gering und bestanden hauptsächlich in der Auftragung von Mutterboden. Ein fruchtbarer Gürtel erstreckte sich bis zum Horizont.
    Staunend kreisten sie über den Pyramiden, die aus riesigen, geschliffenen Felsblöcken bestanden und offensichtlich das Produkt der hingebungsvollen Arbeit vieler Generationen waren. Die Tatsache, daß man keine solchen Anstrengungen beim Bau der umliegenden Siedlungen unternommen hatte, deutete darauf hin, daß die Pyramiden einen hohen Stellenwert im Leben der Bewohner einnahmen. Maq wählte sorgfältig einen Landeplatz aus und gab den Befehl zur Landung. Er beschloß, daß sie diesmal den Einwohnern die erste Annäherung überlassen würden. Nach der Landung öffneten sie die Luken, stellten rasch einen Tisch und einige Stühle auf, und Maq, Sine und Cherry nahmen im Licht einer tiefhängenden Proto-Sonne Platz. Carli wurde derweilen aufgefordert, ein Essen zuzubereiten und draußen zu servieren, was sie – wenn auch fluchend – tat. Nur Tez blieb im Verborgenen; er saß an den Bordwaffen. Die

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