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Die Suche nach der Sonne

Die Suche nach der Sonne

Titel: Die Suche nach der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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Einklang mit dem Gesamteindruck eines zeitlosen Ortes. Man konnte sich unschwer vorstellen, daß hier eine kraftvolle Religion erblüht war.
    Tief in den Stein der Mauern hatte man merkwürdige Legenden geritzt, die für den flüchtigen Beobachter keinen Sinn ergaben. Das einzige Thema, das allen gemeinsam war, war der Kampf zwischen großen Luftschiffen und hochgewachsenen Helden, deren Haltung trotzigen Widerstand erkennen ließ. Die Hintergründe waren derart vielfältig und phantasievoll, daß Maq und Sine vermuteten, daß es sich bei ihnen nicht um die Darstellung der örtlichen Geschichte handelte. Die Schöpfer der Bilder mußten weit auf M13 oder sogar anderen Welten oder Schalen herumgekommen sein.
    Sie fotografierten die Bilder, um sich später an ihrer Interpretation zu versuchen. Am längsten verweilten sie aber vor einem größeren Werk in der untersten und weitläufigsten Halle. Es zeigte ein Szenario voll schnörkelloser Details, deren Sinn ihnen aber verschlossen blieb: Punkte, die untereinander mit gepunkteten Linien verbunden und mit Symbolen beschriftet waren, einem Bullen, einem Krebs, einem Skorpion, einem Pflug… Das von symbolischem Feuer umhüllte Mittelstück war diesmal nicht ein fliegendes Schiff, sondern ein riesiger Ball, der Maq an den enormen Rubin in Land-as Platintisch erinnerte. Er hatte das Gefühl, daß sie, wenn sie die Botschaft dieses Bildes verstünden, Hinweise auf das, nach dem sie suchten, finden würden. Aber die Zeitlosigkeit des Ortes hatte ihre Sinne eingelullt, und ihnen fiel ein, daß der Funkspruch an Tez lange überfällig war.
    Zögernd erklommen sie die Stufen. Als sie fast oben angekommen waren, donnerte der Knall einer Explosion durch die Hallen. Kurz darauf folgte ein dumpfer Schlag, der so stark war, daß er die wuchtigen Mauern der Pyramide erzittern ließ.
     
    Die Ehrfurcht, die Cherrys Handlungen ausgelöst hatten, stellte ihn eher auf die Stufe eines Gottes als eines Propheten. Er arbeitete jetzt näher an der Menge, erschuf Felsen, aus denen er scheinbar Wasser hervorzauberte, und seltsame und beängstigende Tiere, die er furchtlos mit Feuer vernichtete. Er hatte niemals mit einem derart konzentrierten und leichtgläubigen Publikum gearbeitet; die Erfahrung war berauschend.
    Es gefiel ihm deshalb überhaupt nicht, als Tez ihn über Funk unterbrach. »Cherry«, ertönte seine schrille Stimme, »ich bekomme keine Verbindung mit Maq, weil er in der Pyramide ist. Aber irgend etwas geht da vor – oben, am Himmel.«
    Die aufgehende Proto-Sonne erhellte jetzt den Horizont. Cherry warf einen flüchtigen Blick in die Richtung, sah nichts Wichtiges und setzte die Vorstellung fort. Tez hatte allerdings in die entgegengesetzte Richtung gesehen, wo Luftphänomene die Radarschirme grell aufflackern ließen. Die Erscheinungen näherten sich so langsam wie gepanzerte Wolken.
    »Cherry, kannst du Maq erreichen? Etwas Fürchterliches wird passieren, ich weiß es.«
    Cherry sah noch einmal hin, diesmal in die richtige Richtung. Gegen das fahle Grau des Himmels hoben sich lange Reihen miteinander verbundener Fahrzeuge ab, die sich mit schwerfälliger Langsamkeit und flüsternden Triebwerken näherten. Das Publikum folgte seinem Blick, und eine gewaltige Stille trat ein. Im Streulicht der Laser seiner letzten Illusion konnte er die Furcht in ihren Gesichtern ablesen. Eine Minute später befanden sich bereits die ersten Fahrzeuge direkt über ihnen – und Tausende Tonnen Mutterboden regneten plötzlich aus dem Himmel auf sie herab.
    Zum Glück war der Niederschlag weit verteilt, und nur wenige der Menschen auf dem Boden schwebten in unmittelbarer Gefahr, erdrückt oder begraben zu werden. Allerdings war der trockene ›Regen‹, der sich auf den Köpfen und Schultern, auf den Dächern und Mauern auftürmte und langsam die Umrisse der Siedlung verwischte, ein fürchterlicher Anblick. Als der Menge aufging, daß der Mutterboden zwar ihre Häuser begraben, sie aber nicht unbedingt umbringen würde, schlug die Stimmung um. Viele waren in der anfänglichen Panik davongerannt, aber eine große Anzahl war geblieben, und sie rückten jetzt bedrohlich auf Cherry und Carli zu.
    Ein hochgewachsener, muskulöser Mann war als erster bei Cherry.
    »Du hast ein falsches Spiel mit uns getrieben, Herr des Himmels! Während wir deine Wunder verfolgten, riefst du deine Maschinen herbei, um uns zu begraben.«
    »Ich war es nicht!« sagte Cherry. »Ehrlich! Diese Dinger gehören Zeus, nicht

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