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Die Suche nach der Sonne

Die Suche nach der Sonne

Titel: Die Suche nach der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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alten Feinde herabstiegen.«
    Die letztere Bemerkung bezog sich auf die fliegenden Maschinen der Terraforming-Operation, deren Vermessungen für Geländemodifikation menschliche Ansiedlungen ignorierten. Außerdem steuerten sie die riesigen Erdbewegungs-Moloche, die mit Leichtigkeit die komplette Jahresernte einer Siedlung vernichten konnten.
    Maq neigte die Schale und trank, dann spuckte er plötzlich die widerliche Flüssigkeit in die Gesichter der Umstehenden. Aber es war zu spät: Das Gift war bereits absorbiert worden, lähmte seine Muskeln mit einem betäubenden Schmerz, und sein Gehirn schien sich im Schädel zu winden. Ausgerechnet er, der geschulte Mörder, war einem der ältesten und schändlichsten Tricks auf den Leim gegangen – vergiftetem Wein.
    Als Maq wieder aufwachte, mußte er sich zuerst heftig übergeben. Er rollte sich frierend und zitternd auf dem Boden zusammen. Nachdem er einige Zeit in dieser Position verbracht und versucht hatte, einen klaren Gedanken zu fassen, zwang er sich aufzusitzen und sich umzusehen. Er befand sich in einer massiven hölzernen Zelle, aus der er unmöglich mit bloßen Händen entkommen konnte. Man hatte ihn während seiner Bewußtlosigkeit völlig ausgezogen, und seine Bewaffnung war mit seiner Kleidung verschwunden.
    Durch eine kleine, mit einem Gitter verriegelte Öffnung oben in der Wand drang trübes Licht herein, aber Ancor konnte nicht mehr als die gleichgültige Leere des Himmels von M13 erkennen. Dann wachte das, was er für einen Haufen Sackleinen in der Ecke gehalten hatte, stöhnend auf. Es war Sine Anura. Sie hatte ihre Kleider noch an, mußte sich aber übergeben, und ihre Haut war noch grüner als üblich. Er half ihr aufzusitzen und tröstete sie mit Worten; mehr konnte er nicht tun.
    Die Tür auf der gegenüberliegenden Seite der Zelle war verriegelt. Sie war schwer und mit dicken Eisenbolzen übersät. In der oberen Hälfte befand sich eine kleine Klappe, gegen die er hämmerte, um auf sich aufmerksam zu machen. Ein älterer Mann öffnete die Klappe und spähte hinein. Dann schlenderte er gemütlich den Gang entlang, vermutlich um seinen Herrn vom Erwachen der Gefangenen zu unterrichten. Kurz darauf kam Manduval und blickte durch die Klappe.
    »Ich hoffe, Sie haben gut geruht, Maq Ancor! Entschuldigen Sie bitte den Wein, aber Sie verstehen sicher, daß es nötig war.« Seine trällernde Stimme klang ein wenig entschuldigend.
    »Nötig für wen?« fragte Ancor. »Ich bin sicher, wir beide hätten darauf verzichten können.«
    »Ach! Aber dann hätten Sie mir nie Ihr Schiff überlassen. Ich und einige Kameraden benötigen es. Sie sind nicht die ersten, die hierherkommen und uns von der großen Mars-Schale erzählen. Wir wollen dahin, weg von diesem verfluchten Ort.«
    »Reden Sie keinen Unsinn! Sie können mit unserem Schiff nichts anfangen. Sie könnten es nie fliegen.«
    »Ich bezweifle, daß das nötig sein wird«, sagte Manduval geduldig. »Wir haben bereits herausgefunden, daß sich immer noch drei Personen an Bord befinden. Zwei von ihnen lasse ich hier zurück, aber einer ist der Pilot. Ich biete ihm einen Handel an – ich schenke euch das Leben für unseren Flug zur großen Mars-Schale.«
    »Er würde dem nie zustimmen«, sagte Ancor bestimmt.
    »Ich glaube, Sie irren sich, Maq Ancor. Der dürre Alte macht sich große Sorgen wegen Ihrer Abwesenheit. Heute weist er mein Angebot noch zurück. Aber ich denke, morgen oder bald danach wird er darauf eingehen. Was bleibt ihm sonst? Soll er den Rest seines Lebens warten?«
    »Bringen Sie uns etwas zu essen«, sagte Ancor müde. »Sonst laufen Sie Gefahr, den wichtigsten Teil Ihres Arguments zu verlieren.«
    Als Manduval gegangen war, kämpfte sich Sine auf die Beine und stützte sich auf Maqs nackte Schulter.
    »Cherry würde uns nicht zurücklassen, oder?«
    »Er ist kein Held. Er wird dasitzen und lange mit seinem Gewissen ringen, aber schließlich wird er fliegen.«
    »Und was bedeutet das für uns, Maq?«
    »Wir faulen für den Rest unseres Lebens auf M13.« Ancor schüttelte traurig den Kopf und blickte an seinem nackten Körper herab. Niemals zuvor war er sich seiner Abhängigkeit von Waffen so bewußt gewesen.
    Bald darauf kam etwas Suppe. Sie genügte, um den Schmerz und die Übelkeit zu bekämpfen, und die wärmende Nahrung weckte ihre Lebensgeister. Dann schien Sine Anura einen Entschluß zu fassen.
    »Ich verschwinde, Maq«, sagte sie plötzlich. »Du hast mir gesagt, daß der beste

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