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Die Suche nach der Sonne

Die Suche nach der Sonne

Titel: Die Suche nach der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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der zeitweilig mit roten, goldenen und purpurnen Tönen überzogene Himmel zu einem Grau. Am entgegengesetzten Ende des Horizonts hatte bereits die Dämmerung der benachbarten Proto-Sonne begonnen. Während die Schatten immer länger wurden, erstrahlte am Rande der Siedlung ein neues Licht, das eine unerhörte Geschichte in die Luft zeichnete. Zum Erstaunen der Zuschauer wuchs aus der felsenbedeckten Ebene das Traumbild einer der großen Städte der Mars-Schale. So naturgetreu war das Bild, daß niemand die Existenz der Stadt bezweifelte.
    »Seht, ich, Cherry, bringe euch Illusionen realer als die Realität!«
    Abrupt schmolz das Bild dahin und zerfloß, als ob sich die seltsamen Wasser wieder sammelten, und ein neues trat an seine Stelle: Ein geschäftiger Markt, durch den sich Tausende drängten, und der von Millionen Lichtern erleuchtet wurde. Die Darstellung war so detailliert und überzeugend, daß die Phantasie der Zuschauer den Duft von Obst, Gemüse und Fleisch heraufbeschwor.
    Maq und Sine Anura verweilten nur kurz am Rand des Spektakels, dann begannen sie ihre Erkundung. Die Einwohner der Stadt hatten sie willkommen geheißen und keine Bedenken gegen ihre Bitte geäußert, den Tempel zu besuchen. Sie hatten nicht um einen Führer gebeten, noch hatte man ihnen einen angeboten. Während alle Augen auf Cherrys Spektakel gerichtet waren, erklommen sie ungestört die staubige Rampe zum Eingang der Pyramide.
    Auf dem Weg hatten sie Informationen zusammengetragen. Die örtliche Kultur fußte auf Landwirtschaft. Wie viele andere Gemeinschaften, die ›göttlichen‹ Beistand benötigten, um eine ausreichende Ernte zu erzielen, war sie zutiefst religiös. Solange die Aufzeichnungen zurückreichten, hatte Zeus diese eine Ebene ungestört gelassen, so daß ihre Bewohner nicht zum Nomadentum gezwungen gewesen waren. Aber während Maq und Sine diese Tatsache als einen Fehler im Zeitplan des Terraformings erkannten, nahmen die Bewohner sie als Beweis für die Wirkung ihrer Frömmigkeit. Sie beteten Zeus an und opferten ihm jedes siebte Kind. Und 24 Generationen lang hatte Zeus seine furchtbare Wut zurückgehalten und ihnen seine Gunst erwiesen – so stand es zumindest in den Tempeln geschrieben.
    Im Eingang der riesigen Felsmasse verstummte plötzlich das Kontaktsignal ihres Gürtelfunkgeräts. Ancor ging wieder ins Freie und rief die Shellback.
    »Tez, es sieht so aus, als ob die Masse der Pyramide unser Funksignal abblockt. Wir werden ungefähr eine Stunde in der Pyramide verbringen. Rechne nicht damit, währenddessen von uns zu hören.«
    »Verstanden, Maq. Weiß Cherry, wo ihr steckt?«
    »Wir haben es ihm gesagt, aber der hat gerade andere Sorgen.«
    Maq ließ seinen Blick über die Ebene schweifen. Genau in diesem Augenblick türmte sich ein riesiger, schneebedeckter Berg auf. Der Anblick der eisbedeckten Kämme, über die Stürme tobten, ließ ihn trotz der Wärme des Abends frösteln. Cherrys Beherrschung der Holo-Illusion war zweifellos perfekt. Ancor wandte sich um, als Sine Anura nach ihm rief. Ihre Stimme klang aufgeregt.

 
Kapitel 11
     
    Die Blockbauweise der Pyramiden ließ vermuten, daß sie im wesentlichen solide und wahrscheinlich nur von Stollen durchzogen waren. Die Wirklichkeit sah jedoch anders aus. Die Pyramide war zwar in Stockwerke unterteilt, die untereinander über breite Treppen verbunden waren, aber jedes Stockwerk nahm die gesamte Breite der Pyramide für sich in Anspruch und sparte nur den Raum für die mächtigen Wände und tragenden Säulen aus. Sie waren völlig überrascht, daß man solche Spannweiten aus ineinander verschachtelten Steinblöcken errichten konnte. Zudem war die handwerkliche Qualität der Arbeit hervorragend.
    Die mit religiösen Zeichen und Symbolen übersäten Stockwerke wurden weitläufiger, je tiefer sie hinabstiegen. Selbst bei vorsichtiger Schätzung hätte man in einem von ihnen die gesamte Bevölkerung einer der umliegenden Siedlungen auf einmal unterbringen können. Darüber hinaus deutete die Abnutzung der Stufen darauf hin, daß die Pyramiden sehr alt waren. Diese Tatsache stimmte mit Maqs Beobachtung überein, daß die Fachkenntnis und die Arbeitskräfte für den Bau eines solchen Bauwerks in der Stadt nicht mehr vorhanden waren. Die Gebäude der Stadt zeugten nicht von der Hand eines derartig fähigen Architekten.
    Der Innenraum wurde von großen Messinglampen erhellt, deren Dochte in aromatisches Öl getaucht waren. Der stechende Duft der Lampen stand im

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