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Die Suche nach der Sonne

Die Suche nach der Sonne

Titel: Die Suche nach der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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In den Gesichtern jener, die ihren Freunden und Familien entrissen wurden, spiegelte sich aber kein Gefühl von Fairneß wider. Das Schicksal – oder genauer gesagt Zeus, der für die Bevölkerungskontrolle zuständige Computer-Komplex – hatte ihrem Leben einen Schlag versetzt, den die meisten eher mit einem Todesurteil gleichsetzten als mit der Chance auf ein neues, freieres Leben.
    Die Reise war kostenlos, eine Rückkehr aber ausgeschlossen. Die Unfreiwilligkeit der Reise wurde durch die Anwesenheit bewaffneter Wachen, die geduldig die verängstigten und traurig dreinschauenden Schlangen der Auswanderer geleiteten, noch unterstrichen. Den Wachen standen die kybernetischen Menschenjäger-Maschinen zur Seite, die von Zeus direkt gesteuert wurden und unauffällig im Hintergrund patrouillierten. Jeder offene Widerspruch, jede Revolte in ihrem Beisein würde zwangsläufig mit dem Tod enden.
    Maqs Züge verhärteten sich, als zehntausend neidische Augen zusahen, wie er ungehindert den Terminal verließ. Er hatte es in der Lotterie darauf ankommen lassen und ein Los gezogen, das ihm eine unwiderrufliche Freistellung von der Auswanderung gewährte. Trotzdem hatte er Verständnis für die Verzweiflung derer, die auf den riesigen Metallrachen der Shuttle-Laderampe zugetrieben wurden. Vor ihnen lag eine ungewisse Zukunft, und plötzlich fragte er sich, ob er über seine eigene Zukunft Gewißheit hatte.
     
    Ungefähr zur selben Zeit – wenn auch hoch über Ancor – steuerte zufällig ein weiterer Mann den Solaren Zirkus in seinem Exosphärenschiff an und hatte dabei eigentümliche Schwierigkeiten, den richtigen Kurs zu finden. Cherry konnte unter sich klar das gewaltige Areal des Zirkus erkennen – Kilometer um Kilometer erstreckten sich die mit bunten Lichtern gesäumten Promenaden, und die großen Opalkuppeln der Ausstellungshallen wirkten wie Perlen in einer Schachtel voller funkelnder Juwelen. Im Norden des glitzernden Komplexes zeigte ein heller Ring aus Positionslichtern die Umrisse der Landefelder an und signalisierte ihm den für sein Schiff reservierten Abschnitt. Es war die völlige Klarheit der Szene unter ihm, die ihn plötzlich Verdacht schöpfen ließ. Beim letzten Gastspiel des Solaren Zirkus hatte er seinen Rivalen, den Holo-Illusionisten Castor, erfolgreich getäuscht und ihn dazu gebracht, in einem Staubecken zu landen. Stand ihm jetzt die Retourkutsche bevor?
    Da er bereits zuvor in diesem Teil der Fed-Region 2-11-80 aufgetreten war, fand sich der genaue Standort der Positionslichter noch in Cherrys Flugcomputer. Er rief die Koordinaten auf, verglich sie mit dem, was er sah, und kam zu dem Ergebnis, daß der Zirkus fast 300 Kilometer weiter im Osten liegen mußte. Das hieß, daß die großartige Szenerie unter ihm, die aus der Luft so überzeugend wirkte, nichts anderes als eine Wattlandschaft war.
    Hastig bremste Cherry den Sinkflug ab und gab einen neuen Kurs ein. Das veränderte Triebwerksgeräusch lockte seine Assistentin, Carli, aus ihrer Kabine.
    »Was, zum Teufel, treibst du da, Cherry? Tez und ich müssen noch 50 Tonnen Projektionsgeräte ausladen, bevor wir heute nacht ins Bett kommen.«
    »Wenn du da unten ausladen willst, solltest du lieber ein U-Boot statt einem Schwebe-Stapler benutzen.« Cherry deutete auf das leuchtende Panorama. »Da unten sind mindestens zehn Faden schlammigen Wassers.«
    »Da?« Sie starrte die detailgetreue Illusion des Zirkus unter ihnen an. Man konnte selbst die kleinen Ausflugsflitzer erkennen, die entlang der Promenaden der 200 Quadratkilometer großen Zirkusanlage glitten. Während sie das Panorama anstarrten, nahmen die Falten der großen Zeltbahnen des 3D-Tanzpalastes zögernd Form an.
    »Eines von Castors schäbigen Gelände-Hologrammen.« Cherrys Stimme war schneidend. »Damit könnte er nicht mal einen Säugling täuschen.«
    »Hm, für mich hätte es gereicht«, erwiderte Carli.
    Tez, Cherrys Vorführer, kam aus dem Laderaum und gesellte sich zu ihnen. Der Anblick des Hologramms veranlaßte ihn zu einer bewundernden Bemerkung.
    »Das ist eine ganz anständige Illusion, Cherry! Die Helligkeits-Abstimmung ist etwas unausgewogen, und zwischen den Projektoren kann man eine schwache Streifenbildung sehen – aber die Größe!«
    »Er wendet kein Verfahren an, das wir nicht schon mit besserer Wirkung benutzt hätten«, sagte Cherry empört. »Er wendet es einfach im größeren Maßstab an, mehr nicht.«
    Carli rümpfte die Nase. »Kann mich nicht erinnern, daß

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