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Die Suche nach der Sonne

Die Suche nach der Sonne

Titel: Die Suche nach der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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sich nicht. Er tätschelte ihre Metallhaut; in seinem Gesicht stand pure Erleichterung geschrieben.
    Cherry und die übrigen, die noch vom schnellen Wechsel der Ereignisse geschockt waren, erwachten aus ihrem tranceartigen Zustand. Maq bedeutete ihnen, ihm durch die geborstene Wand zu folgen. Leicht betäubt gingen sie ihm nach; während sie gleichzeitig versuchten, die letzten Reste der Trance aus den Köpfen zu schütteln. Sine Anura rannte an Maqs Seite. In ihren Zügen zeichnete sich Verwirrung ab.
    »Warum sagten sie, ich wäre unnatürlich, Maq? Warum sagten sie, ich wäre nicht natürlichen Ursprungs?«
    »Ich weiß es nicht, Sine. Anfangs dachte ich, daß sie es sagten, weil sie noch nie eine Engelianerin gesehen haben. Aber sie verließen sich nicht auf ihr eigenes Urteil. Irgend etwas, das in diese Linsen eingebaut ist, zeigte ihnen einen Unterschied zwischen dir und uns. Aber das wirft wiederum die Frage auf, warum sie überhaupt ein solches Gerät hätten konstruieren sollen.«
    »Du hältst mich nicht für unnatürlich, oder?«
    Ancor lächelte. »Man nennt mich den Löwen. Was könnte unnatürlicher sein als ein Löwe, der auf zwei Beinen geht?«
    Die Instrumente an Bord der Shellback hatten den gesamten Funkverkehr aufgezeichnet, aber Ancor konnte dennoch erst nach einer langen Suche das Binärsignal identifizieren, mit dem der zweite Menschenjäger Zeus kontaktiert hatte. Danach war es ein leichtes, Zeus’ Antwort herauszufiltern, die einen weiteren Angriff verboten hatte. Maq kannte jetzt den Zeitraum, der zwischen Frage und Antwort vergangen war, ihm fehlte nur noch der Zeitraum, den Zeus für seine Entscheidung benötigt hatte. Er überlegte kurz, und setzte dann einen ihm angemessen erscheinenden Wert ein.
    Er gab die Zahlen in den Computer ein, und ließ ihn nach Dateien mit Übereinstimmungen suchen. Er erhielt überraschend schnell ein vorläufiges Ergebnis. Der zeitliche Abstand zwischen den beiden Funksprüchen entsprach in etwa einer Entfernung von einem Elftel des Schalendurchmessers – und es gab elf Käfigwelten in der Venus-Schale. Die winzige Zeitdiskrepanz konnte man damit erklären, daß Zeus möglicherweise nicht auf der äußeren Oberfläche der Schale lag, sondern auf der Innenseite in der Nähe der benachbarten Käfigwelt.
    Ancor blickte die Angaben zweifelnd an, dann zuckte er schließlich die Achseln und sagte: »Im Augenblick ist jede Vermutung besser als keine.«
    Als sie sich diesmal dem riesigen Kraterrand des ›Vulkans‹ näherten, wurden sie nicht angegriffen, und Cherry wickelte den Anflug mit größerem Selbstvertrauen ab. Er wußte jetzt, in welchen Regionen die heftigsten Turbulenzen tobten, und flog einen spiralenförmigen Kurs, der sie genau in die Mitte der Öffnung führen würde. Er reduzierte ihre Geschwindigkeit soweit, daß beim Eintritt in die Atmosphäre der Käfigwelt die Hülle der Shellback lediglich in mattem Rot erglühte.
    Diesmal überließ es Maq dem Computer, die Daten zu verdauen, und programmierte ihn so, daß er ihnen ein Warnsignal geben würde, wenn die Sensoren Werte lasen, die das menschliche Leistungsvermögen überstiegen. Das Signal blieb aus, und Ancor konnte den gesamten Anflug in der Beobachtungskuppel verbringen und verfolgen, wie sich langsam die Einzelheiten der Landschaft herausschälten.
    Wäre Maq an den Instrumenten geblieben, hätte er etwas früher erfahren, was er schließlich durch eigene Beobachtungen herausfand: Die Bedingungen auf dieser Welt waren alles andere als gleichförmig. Zu Beginn ihres Flugs in der Atmosphäre überquerten sie in weniger als einem Kilometer Höhe eine riesige, sonnenverbrannte Wüste. Unmittelbar daran schloß sich ein Wattenmeer an. Der Übergang war derart abrupt, daß Maq überzeugt war, daß er künstlich geschaffen worden war. Auf der Suche nach einer Antwort setzte er sich wieder an den Computer, der ihm mitteilte, daß die beiden benachbarten Proto-Sonnen-Gürtel zwar in bester Verfassung waren, aber ihre Umlaufbahnen und Outputs vermuten ließen, daß sie für diesen drastischen Klimawechsel verantwortlich waren.
    Als ob diese Tatsache nicht rätselhaft genug gewesen wäre, schien die Landschaft selbst in Streifen eingeteilt zu sein, die noch mehr örtliche Schwankungen verursachten. Aus dem kühleren, feuchten Klima des Wattenmeers wuchs eine Bergkette, deren schneebedeckte Gipfel durch flüchtige Wolkenbänke stießen. Die Wiesen waren von einem prachtvollen Grün und schienen mit

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