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Die Suche nach der Sonne

Die Suche nach der Sonne

Titel: Die Suche nach der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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einen Fluß. Er war breiter als die übrigen und deshalb trotz des dichten Waldteppichs sichtbar. Ein grünes Aufblitzen, das Carli für einen Fisch gehalten hatte, der aus dem Wasser gesprungen und wieder untergetaucht war, hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Als sie aber über der Stelle schwebten, um sich die Sache genauer anzusehen, stellte sich der grüne Fleck als der Kopf und die Schultern eines Mannes heraus, der noch grüner als Sine Anura war. Der Mann tollte sorglos im Wasser umher, sprang und tauchte mit der Anmut einer Forelle. Ancor nahm die Zeit einiger seiner Tauchgänge und stellte fest, daß sie über die Fähigkeiten eines gewöhnlichen Menschen hinausgingen. Ihm war jetzt klar, daß sie eine Sines Vorfahren vergleichbare Kreatur sahen. Wahrscheinlich stammten die Bewohner der Wasserwelt Engel von einem Ort wie diesem.
    Am anderen Ende des Sumpflandes veränderte sich die Landschaft plötzlich wieder; die Trennlinie war so scharf, als ob man sie mit einem Messer geschnitten hätte. Eine wasserlose Wüste tat sich vor ihnen auf. Sie war so heiß, daß die Sensoren sie für unbewohnbar erklärten. Sie beschleunigten, um die Wüste schnell hinter sich zu lassen. Was konnte in einer derart unwirtlichen Gegend schon von Interesse sein? Aber sie irrten sich. Im Inland fanden sie ein Wasserloch, um das herum kümmerliche Vegetation sproß. Und dort konnten sie eindeutig einige primitive Hütten erkennen. Eine Gruppe nußbrauner Kinder spielte am Wasser. Die Szene hätte sich genausogut in irgendeiner der Wüsten der Mars-Schale abspielen können, mit einem entscheidenden Unterschied – die Sensoren verrieten Maq, daß die Temperatur des Wassers im Wasserloch kochendheiße 97° Celsius betrug. Auf der Höllenwelt, für die man diese Gruppe züchtete, konnte es zu keiner zufälligen Vermischung mit illegalen Siedlern kommen, denn bei diesen Temperaturen würde das Blut gewöhnlicher Menschen kochen!
    Nach drei Tagen kehrten sie in die Berge zurück; Sine Anura war nicht zurückgekehrt, und die Ausrüstung war unberührt. In der traurigen Gewißheit, daß sie tot war, flogen sie zurück über die Sümpfe und die Wüste zur nächsten Landschaftszone. Ein großes Moorgebiet schloß sich an, das so gewöhnlich und harmlos erschien, daß sie nicht wußten, wie sie es einordnen sollten, war doch alles andere auf dieser Welt einem rigorosen Druck durch die Umwelt ausgesetzt.
    Maq, der spürte, daß er das Wesentliche dieser Landschaft nicht begriffen hatte, entschloß sich zur Landung. Argwöhnisch verließen sie die Shellback, um eine gründlichere Untersuchung durchzuführen. Wiederum wurden sie verblüfft. Die Gräser und Heidekräuter waren zwar etwas ungewöhnlich, aber nicht einzigartig, und das Klima war mild. Die Erde bestand aus fruchtbarem Lehmboden, der das Ergebnis eines langen natürlichen Zyklusses von Wachstum und Verwitterung war, und nicht von Terraforming oder extremen Klimabedingungen. Der Kontrast zu der Härte der angrenzenden Zone war derart extrem, daß sich Ancor sicher war, daß es damit eine besondere Bewandtnis haben mußte. Aber was diese Bewandtnis war, entzog sich ihm immer wieder, und er entnahm weitere Proben und führte weitere Tests auf der Suche nach irgendeiner Kleinigkeit durch, die ihm einen Hinweis geben konnte. Schließlich verrieten ihm die Sensoren der Shellback das eine, das er übersehen hatte – Vibration.
    Der Effekt war so schwach, daß ihn menschliche Sinne niemals spüren konnten. Die Instrumente wiesen ihn als nahezu unmerkliches Zittern aus, ein Geräusch, das durch die Erde geleitet wurde, aber das Interessante daran war die Wellenform: das regelmäßige, zyklische Muster einer riesigen Maschine in Betrieb. In diesem Moment hatte Ancor die Antwort. Das Moor war unwichtig: Es war lediglich eine Schutzschicht, die über ein Dach gewachsen war. Das wirklich wichtige in dieser Gegend ging irgendwo tief unter der Erde vor sich.
    Sie brauchten einen ganzen Tag, um den Eingang zu finden. Die Absenkung des Moores hatte etwas geschaffen, was bei flüchtiger Betrachtung wie eine Höhle im Hügel erschien. Eine genauere Untersuchung aus der schwebenden Shellback heraus deutete allerdings darauf hin, daß unter der Pflanzendecke, die sich um den Eingang ausgebreitet hatte, ein künstlicher Tunnel lag. Sie landeten in unmittelbarer Nähe. Ancors Begeisterung über die Entdeckung wurde allerdings von den anderen nicht geteilt. Die Aussicht, unbekannte Räume auf einer Welt zu

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