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Die Suche nach der Sonne

Die Suche nach der Sonne

Titel: Die Suche nach der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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Zwischenfall hatte ihm viel verraten. Auf dieser Test-Welt wurden nicht nur die niederen Lebensformen rapide angepaßt – selbst die Menschen schienen davon nicht ausgenommen. Es ergab auf erschreckende Weise Sinn. Wenn man die Umweltbedingungen in einigen Teilen der Schalen und Käfigwelten den Menschen nicht anpassen konnte, dann war es nur logisch, die Menschen den Lebensräumen anzupassen. Es war wahrscheinlich der einfachste Weg für Zeus, eine möglichst große Bevölkerung gleichmäßig zu verteilen. Es hing nur davon ab, wie weit man den Begriff ›Mensch‹ definierte. Und was hatten die Kapuzenträger im Kristalltempel gesagt? »Wir müssen die Tiere vernichten, die sich mit uns fortpflanzen. Sonst ist die gesamte Menschheit verloren.« Sine Anura war Engelianerin, und man hatte nie erklären können, wie ihre grünhäutigen, im Wasser lebenden Vorfahren mit den ersten Siedlern Kinder zeugten. Ancor begann jetzt zu verstehen. Sie teilten ihre Abstammung, aber irgendwie hatte sich ein Teil der Menschheit den Meeren Engels angepaßt, und die politischen Abweichler hatten sich dort illegal angesiedelt. Aber wie hätte die endgültige Bevölkerung ausgesehen, wenn diese Vermischung nicht stattgefunden hätte? Und auf wie vielen abgelegenen Flecken Solanas siedelten nur mutierte Menschengeschlechter?
    Noch verwirrender war, wie das bewerkstelligt wurde. Das Alter des Solaren Universums von ›der einen Welt, mit der alles begann‹ bis zur Entstehung der gegenwärtigen Schalen und Käfigwelten war verschwindend gering, verglichen mit den Äonen, die meßbare Evolutionsfortschritte benötigten. Trotzdem hatten sich die Engelianer in den Meeren angesiedelt, noch bevor die Mars-Schale fertiggestellt war!
    Nachdem sie Sine aus den Augen verloren hatten, eilten sie zur Shellback. Cherry folgte dem Kurs des Vogelmenschen in niedriger Höhe. Sie gelangten zu einer Kette zerklüfteter Gipfel, die derart lebensfeindlich waren, daß selbst das Buschwerk darauf verzichtete, sich dort anzusiedeln. Die Felswände und Spalten waren so unübersichtlich, daß dort eine ganze Armee Vogelmenschen hätte leben können, ohne daß man sie beim Überfliegen bemerkt hätte. Sie konnten auch nicht sicher sein, ob der ›Engel‹ vielleicht die Kette überflogen und sich in das felsige Hochland dahinter geflüchtet hatte.
    Cherry flog ein ermüdendes Suchmuster, das sie im Zickzack über die Kämme und Spalten führte und hin und wieder sogar über einen Gipfel. Die Suche blieb ohne Ergebnis. Sie hatten unglaubliche Tiere ausgemacht, die wie Steinböcke aussahen, aber wie Fliegen senkrechte Wände hinaufklettern konnten, und fleischfressende ›Schafe‹, die kleinere Beutetiere jagten – aber von Sine und ihrem geflügelten Entführer fanden sie keine Spur. Bei Einbruch der Nacht kehrten sie zu ihrem ursprünglichen Landeplatz zurück, um auf das Licht des Morgens zu warten. Sie nahmen an, daß Sine, wenn sie entkommen konnte, dorthin zurückkehren würde, aber sie suchten die ganze Nacht die Hänge mit Infrarot-Sensoren und Restlichtverstärkern ab, ohne ein Lebenszeichen zu finden.
    Sie setzten die Suche an den beiden folgenden Tagen fort und dehnten dabei das Suchgebiet allmählich aus. Sie überflogen das Wattenmeer auf der einen Seite der Gebirgskette und den dampfenden, sumpfigen Dschungel, der widersinnigerweise auf der anderen Seite der Berge lag. Dennoch fanden sie keine Spur von Sine oder dem ›Engel‹. Schließlich war Maq gezwungen, eine Entscheidung zu fällen. Es war nicht von der Hand zu weisen, daß der Vogelmensch Sine vielleicht fallengelassen oder vorsätzlich getötet hatte, aber selbst wenn sie in irgendeinem Horst in schwindelerregender Höhe entkommen konnte, warteten noch weitere ernste Gefahren auf sie: der Abstieg die unwirtlichen Hänge hinunter, allein und ohne Ausrüstung, und danach die bösartige Flora und Fauna. Alles in allem war es sehr unwahrscheinlich, daß sie noch am Leben war. Dennoch markierte Maq den Landeplatz der Shellback mit einem großen Stein und ließ ein Lager mit Vorräten und Waffen zurück, einen Arbeitsanzug, und einen Zettel, auf dem stand, daß sie während der nächsten zwölf Tage alle drei Tage zurückkehren würden, um nach ihr zu sehen. Dann setzten sie schweren Herzens die Erforschung der Test-Welt fort.
    Als sie das Gebirgsmassiv erneut hinter sich ließen und über die ersten Ausläufer des sumpfigen Dschungels flogen, lenkten Carlis scharfe Augen die Aufmerksamkeit auf

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