Die Suche nach der Sonne
Menschenjäger, deren Waffen durch Greifarme ersetzt worden waren. Sie rollten zwischen den ›Käfigen‹ hin und her und kümmerten sich um ihre Schützlinge. Falls sie Ancor überhaupt bemerkt hatten, zeigten sie es nicht, und so konnte er ungestört zwischen den Reihen hindurchgehen, während ihm die Shellback folgte. Er suchte nach einer freien Stelle, die groß genug für das Schiff war. Gleichzeitig aber fühlte er sich, nachdem er so weit vorgedrungen war, genötigt, Zeus’ Möglichkeiten und Beschränkungen, die Menschen zu manipulieren, so genau wie möglich auszutesten. Er wollte herausfinden, für welche sonderbaren Umweltbedingungen Zeus versuchte, Mutationen zu erschaffen.
Die Bandbreite war derart phantastisch, daß ihm schwindlig wurde, gleichzeitig gewann er aber den Eindruck, daß eine Krise bevorstand. Wenn Zeus ernsthaft plante, einige der extremen Regionen, für die er diese Kreaturen gezüchtet hatte, zu besiedeln, zeugte dies von einer wachsenden Panik der Maschine. Professor Soo hatte berechnet, daß man das Solare Universum nicht unendlich ausdehnen konnte, und es schien, als ob Zeus zur selben Einsicht gekommen war. Maq hatte den Versuch vor sich, jede erdenkliche ökologische Nische mit Organismen auszufüllen, die zu den Soll-Zahlen beitrugen. Aber er konnte hier nichts erkennen, was die eigentliche Frage beantwortete: Wohin sollten die Auswanderer dann gehen?
Dann, als ob er nicht schon schockiert genug war, ließ ihn der Anblick eines Insassen in der letzten Käfigreihe schlagartig anhalten. Der Anblick kam so unerwartet, daß sich Ancor einen Augenblick lang fragte, ob er den Verstand verloren hatte. Aus einer Röhre aus glänzendem Stahl ragten der Kopf und die Schultern Land-as – nur daß es nicht Land-a war, sondern eine ihm ähnliche Kreatur. Die intelligente Stirn und der durchdringende Blick waren nicht zu verkennen – trotzdem war in dem Ausdruck kein Zeichen des Erkennens oder Verstehens auszumachen. In jener Sekunde war Ancor gezwungen, seine gesamte Vorstellung von ihrer Mission zu überdenken. Er wußte jetzt, daß der rätselhafte Land-a eine Kreatur Zeus’ war, ein Doppelgänger, der irgendwie an die Stelle des hammanitischen Prinzen gesetzt wurde, als dieser vor 15 Jahren umkam. Aber ehe Maq weiter über die Sache nachdenken konnte, steuerte Cherry die Shellback in die Lücke zwischen den Reihen, und Ancor mußte rennen, um an Bord zu klettern.
Als das Schiff aufstieg, konnte Maq das ganze Ausmaß des ›Menschen-Zoos‹ erkennen. Sie hatten die Moorlandschaft hinter sich gelassen und schwebten über einem freien Feld, das sie bisher übersehen hatten. Der Ausdehnung der Käfige und Behälter nach zu urteilen, die sich viele Kilometer weit erstreckten, hatte Zeus einige der sonderbaren Kolonien viele Generationen lang unterhalten, bevor er entschied, die jeweiligen Mutationen weiterzuvererben. Sie nahmen an, daß die ausgewählten Kreaturen dann anschließend zur Akklimatisierung in Test-Zonen ausgesetzt wurden. Dort konnte man herausfinden, ob sie in der Lage waren, in der Flora und Fauna, für die sie entwickelt wurden, zu überleben. Maq wollte keine Vermutungen darüber anstellen, was mit denjenigen geschah, deren veränderte Gene sich nicht als dominant herausstellten, aber die Erfahrungen dieses Tages ließen keinen Zweifel daran, daß sie ein schnelles und rationelles Ende finden würden.
Die anderen überhäuften Ancor mit Fragen, aber er gab ihnen nicht mehr als eine kurze Zusammenfassung – er wollte ganz besonders Carli nicht verstören. Dann schlug Ancor, der glaubte, daß dieses Gebiet keine Überraschungen mehr für sie bereithielt, vor, zu dem Gebirgskamm zurückzukehren, an dem sie Sine Anura verloren hatten. Sie würden zwar einen Tag früher eintreffen, als auf dem Zettel versprochen, aber er mußte über vieles nachdenken, und die Stille der Berge schien ihm dafür ein geeigneter Ort.
Bei ihrer Ankunft in den Bergen hatte bereits die Dämmerung eingesetzt, und man konnte die hohen Gipfel hinter Wolken und Nebel kaum erkennen. Auf dem Gebirgskamm stach jedoch ein einzelner Lichtpunkt aus der Düsternis hervor, und vor den hellen Gelbtönen des verdunkelnden Himmels stieg der Rauch eines Lagerfeuers auf, das jemand neben dem Vorratslager entzündet hatte. Sie landeten und stellten fest, daß jemand das Lager gefunden hatte, konnten aber immer noch keinen Hinweis auf Sine entdecken. Sie entzündeten für den Fall, daß sie sich noch in der Nähe
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