Die Suche nach der Sonne
betreten, die so eindeutig auf die Ausbeutung von Lebewesen ausgerichtet war, erfüllte sie offensichtlich mit Schrecken.
Ancor respektierte ihre Ängste, aber er selbst war entschlossen herauszufinden, was für sonderbare, teuflische Werkstätten sich unter den lieblichen Hügeln verbargen. In Ermangelung der Begleitung durch die tapfere Sine Anura wappnete er sich mit einem leistungsfähigen Scheinwerfer und Waffen und zog einen Schutzanzug mit Helm an. Dann stellte er sicher, daß er bis tief in den Tunnel hinein Funkkontakt halten konnte, und machte sich auf den Weg.
Der Scheinwerfer stellte sich rasch als unnötig heraus. Der lange, gerade Tunnel war hell erleuchtet, auch wenn die Farbe Maq verriet, daß das Licht vor allem im ultravioletten Teil des Spektrums angesiedelt war und nicht unbedingt als Beleuchtung gedacht war. Vorsichtshalber zog er das schützende Visier herunter und fügte einen Filter hinzu. Dann zog er die Handschuhe an, die er in einer der weiten Anzugtaschen fand. Wenn das die Fabrik war, in der die mutierten Rassen gezüchtet wurden, mochte selbst der Anzug nur einen dürftigen Schutz darstellen, und er war froh, daß er wenigstens mit Strahlungsmessern ausgestattet war.
Nach einem halben Kilometer ließ er den Tunnel hinter sich und betrat einen riesigen Hohlraum. Die Größe und Komplexität der Maschinen, die er dort vorfand, ließen seinen Atem stocken. Abermillionen kleiner Reagenzgläser formten auf endlosen Laufbändern eine ununterbrochene Prozession, fuhren durch unergründliche Vorrichtungen und Öfen und unter Reihen von Lampen hindurch. Überall trennte sich der Strom in kleinere Ströme, die Kreise beschrieben oder zu anderen Laufbändern dirigiert wurden, deren Enden so weit entfernt waren, daß sie sich unendlich zu dehnen schienen.
Nach einer Stunde Beobachtung, während der er nahezu drei Kilometer zurücklegte, ohne eine Rückwand zu finden, begann sich ein Muster herauszuschälen. Bestimmte Abfolgen wurden in jeder Minute viele Millionen Male wiederholt; die Ergebnisse wurden sortiert und verfeinert und immer tiefer in die Anlage befördert. Dort wurde das Aufkommen der Reagenzgläser geringer und die Prozesse subtiler.
Langsam wurde ihm die Ungeheuerlichkeit dessen, was er sah, bewußt. Er nahm ein Reagenzglas von einem der schnellen Bänder, ließ es fallen und sah zu, wie es auf dem Boden zerbrach. Er kniete nieder, um das Ding zu untersuchen, das in den Glasscherben verblieben war. Seine Hände zitterten heftig. Es war ein winziger menschlicher Fötus, noch am Leben.
Kapitel 22
Obwohl der Fund seinen Vermutungen entsprach, versetzte er ihm dennoch einen Schlag, der ihn taumeln ließ. Er wandte sich um und überblickte die Kilometer, die er zurückgelegt hatte, dann sah er nach vorne, wo sich die unzähligen Laufbänder in die Unendlichkeit erstreckten. Er hatte seine Erkundung noch nicht richtig begonnen, und seine bisherigen Funde ließen ihn bereits Schlimmstes befürchten.
Er testete das Funkgerät. »Cherry, kannst du mich empfangen?«
»Schwach, aber ausreichend, Maq. Wie ist es da drin?«
»Mir fehlen die Worte, es zu beschreiben. Ich muß tiefer vordringen. Soweit ich das beurteilen kann, kann ich weiter in dieselbe Richtung wie die des Eingangstunnels gehen. Und es muß irgendwo einen zweiten Ausgang geben, die ganze Maschinerie läuft in diese Richtung auf ihren Höhepunkt zu. Ihr solltet mit der Shellback vorausfliegen und versuchen, den Ausgang zu finden.«
Cherrys Stimme klang skeptisch. »Was ist, wenn wir die Verbindung verlieren?«
»Das Risiko müssen wir eingehen. Wenn ihr den zweiten Ausgang findet, dann wartet dort auf mich. Wenn ich da nicht auftauche, dann kehrt nach zwölf Stunden zum ersten zurück. Ich treffe euch dann dort.«
»In Ordnung.« Cherry war alles andere als begeistert. »Ich kann nur hoffen, daß du dir darüber im klaren bist, was du tust, Maq.«
»Das hoffe ich auch, Cherry. Das hoffe ich.«
»Was fängst du jetzt an, Maq?« fragte er sich selbst, als er sich wieder den Laufbändern zuwandte. »Du läufst durch ein automatisches Labor zur Produktion von mutierten Lebensformen. Irgendwie gelingt es Zeus, die Vorläufersubstanzen des Lebens aus einfachen Chemikalien herzustellen… dann Nukleinsäuren, Proteine, Chromosomen… funktionsfähige menschliche Gene… befruchtete Zygoten in künstlichen Eizellen. Ich nehme an, daß er den Anteil der Mutationen erhöht, indem er vorsätzlich mit Bestrahlung und
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