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Die Suche nach der Sonne

Die Suche nach der Sonne

Titel: Die Suche nach der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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erneut den Eindruck einer bevorstehenden Krise. Ein entsetzlicher Druck mußte auf Zeus lasten, er schien sich den Grenzen seiner Möglichkeiten zu nähern. Was würde geschehen, wenn Zeus bei der Bewältigung seiner Aufgabe Hilfe brauchte? Würde er nach der Rasse rufen, die die Verantwortung für ihre eigene Zukunft auf ihn abgewälzt hatte?
    Er stellte die Spekulationen zugunsten praktischer Erwägungen zurück. Jetzt, da er alle notwendigen Informationen über die Test-Welt gesammelt hatte, war es Zeit, den nächsten Schritt zu tun und zu versuchen, mit Zeus in Kontakt zu treten. Diesmal blieb er eng an Cherrys Seite, als sie nach dem Durchgang in der Schalenoberfläche suchten, der in den Hermes-Raum führte. Die schweren Waffen des Schiffs waren feuerbereit. Maq spürte, daß sie in die kritische Phase ihrer Reise eintraten, und er wollte nichts dem Zufall überlassen.
    Schließlich erschien der riesige Kraterrand auf den Monitoren, und sie hielten sorgfältig nach etwaigen Gefahren Ausschau. Dann durchquerten sie langsam und vorsichtig den Zwischenraum, konnten aber immer noch keinen Hinweis auf eine Falle finden.
    Diesmal hatten sie nicht die Absicht, in den Raum zwischen den Schalen zu fliegen. Statt dessen machten sie abrupt kehrt und flogen zum Kraterrand des ›Vulkans‹, um das felsige Ödland der Schaleninnenseite zu erkunden. Maq schaltete sofort den Fernradar an, um irgendeinen Hinweis auf den Standort von Zeus zu erhalten, aber selbst eine Computer-Analyse der Radarreflexe änderte nichts an dem Bild einer trostlosen, luftleeren, hohlen Schale. Der Zeitabstand zwischen dem Funkspruch des Menschenjägers im Kristalltempel und der Antwort, die Maq das Leben gerettet hatte, hatte darauf hingedeutet, daß der Standort von Zeus in der Nähe der benachbarten Käfigwelt war. Die elf Käfigwelten waren im Abstand von ungefähr 61 Millionen Kilometern entlang des Äquators aufgereiht, und sie mußten sich entscheiden: Auf welche der beiden benachbarten Käfigwelten sollten sie Kurs nehmen? Die falsche Welt anzufliegen, bedeutete einen Zeitverlust von nahezu zwei Monaten. Ancor suchte die Schale weiter mit dem Radar ab und untersuchte jede Art von Strahlung, die sie auffingen.
    Die Antwort kam auf einem unerwarteten Teil des Spektrums – Infrarot. Die kalte Gleichförmigkeit der Schale hatte es anfangs sinnlos erscheinen lassen, eine thermische Ortung durchzuführen. Als Ancor aber noch einmal darüber nachdachte, fiel ihm ein, daß in einer Umgebung, in der überall dieselbe, niedrige Temperatur herrschte, jede höhere Temperatur einen potentiellen Hinweis auf Zeus’ Aktivitäten darstellte. Innerhalb kurzer Zeit verfügte er über Infrarot-Bilder der beiden angrenzenden Käfigwelt-›Vulkane‹ und konnte mühelos die Wärmeabgabe der Käfigwelten messen. Eine von beiden gab wesentlich mehr Wärme ab und war zudem von einer Krone sehr heißer Punkte umgeben, die vielleicht die Triebwerke von Raumschiffen darstellten. Ancor gab Cherry den Kurs durch, richtete alle Ortungsgeräte der Shellback auf das Gebiet, und bald steuerten sie mit Raum-Reisegeschwindigkeit darauf zu.
    ZEUS’ WICHTIGSTE DIREKTIVE BESAGT, DASS ER AUSREICHEND LEBENSRAUM FÜR DIE UNABLÄSSIG WACHSENDE MENSCHHEIT BEREITSTELLEN SOLL. SEINE ZWEITWICHTIGSTE DIREKTIVE BESAGT, DASS ER KEINE STÖRUNG – AUCH KEINE POTENTIELLE – BEI DER DURCHFÜHRUNG DER WICHTIGSTEN DIREKTIVE ZULASSEN SOLLTE.
    Ancor gab die Sätze in den Computer ein, dann saß er lange vor dem Bildschirm.
    »Wo liegt das Problem?« fragte Sine Anura.
    »Die Syntax. Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen ›soll‹ und ›sollte‹.«
    »Macht es wirklich einen Unterschied?«
    »Wenn ein logisches Wesen wie Zeus im Spiel ist, macht es einen Riesenunterschied. ›Soll‹ impliziert, daß er es tun wird. Was geschieht aber, wenn er nicht kann? Wird Zeus es ungeachtet der Folgen weiterversuchen? Oder kümmert er sich nicht darum und macht einfach langsamer weiter? Oder…« Er schloß die Augen, um sie vor dem hellerleuchteten Bildschirm zu schützen, und für einen Augenblick verharrte er regungslos; er schien zu schlafen.
    »Oder…?« gab sie ihm das Stichwort.
    »Oder hört er einfach auf?«
    »Hört womit auf?«
    »Mit allem. Mit, verflucht nochmal, allem – mit der Wartung der Proto-Sonnen, der Überwachung des Bevölkerungswachstums, der Energieversorgung, dem Gütertransport, der Überprüfung und Regulierung der Atmosphäre – mit allem, was Solaria am Leben

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