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Die Suche nach der Sonne

Die Suche nach der Sonne

Titel: Die Suche nach der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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erbgutverändernden Chemikalien an den Genen herumpfuscht.
    Dann geht es zur Sache. Die meisten Zygoten überleben die Mutation nicht. Von den wenigen, die überleben, bilden wiederum nur wenige einen Fötus aus, der schließlich zu einem Baby heranreift. Selbst von denen, die aus ihren glasigen Mutterleibern befreit werden, überlebt nur ein bemitleidenswerter Rest die ersten Atemzüge, und nur ein winziger Bruchteil von diesen trägt eine Mutation in sich, die ein Vorteil und nicht ein, Nachteil ist. Darum geht es hier: Die Verschwendung von menschlichem Gen-Material in unfaßbarem Ausmaß mit dem Ziel, den seltenen Mutanten zu schaffen, der es – falls noch fortpflanzungsfähig – Zeus ermöglicht, irgendeine für normale Menschen unbewohnbare Randzone zu besiedeln.«
    Er blieb kurz stehen, und die grimmigen Züge seines Löwengesichts spiegelten für einen kurzen Augenblick Belustigung wider.
    »Und an diesem Punkt hat das logische Wesen Zeus versagt. Der Bau neuer Schalen und Welten sollte Lebensraum für das natürliche Wachstum der existierenden Bevölkerung schaffen. Es hat keinen Sinn, neue Rassen zu erschaffen, die Gegenden besiedeln sollen, die für normale Menschen unbewohnbar sind. Damit erfüllt er seine Soll-Zahlen… aber letztendlich verschärft er nur die Überbevölkerung!«
    Damit beendete er das Selbstgespräch. Er war an der Stelle angekommen, an der die winzigen Föten in größere Mutterleibe aus Glas transferiert wurden. Jeder von ihnen verfügte über komplizierte Vorrichtungen zur Ernährung und Aufrechterhaltung der nötigen Umweltbedingungen. Hier teilten sich die Laufbänder und verzweigten sich in Lagerräume, die so riesig waren, daß er ihr Ende nicht sehen konnte. Anscheinend brauchte eine künstliche Schwangerschaft ungefähr dieselbe Zeit wie eine natürliche. Einen Kilometer weiter liefen die Laufbänder wieder zusammen, und jetzt enthielten die seelenlosen, durchsichtigen Mutterleibe Plazenten und gut erkennbare Babies in fötaler Haltung, die kurz vor der Geburt standen. Ancor reagierte auf seine Weise auf den Anblick: Er mußte sich heftig übergeben.
    Die Geburtsstation fünf Kilometer weiter war der grauenhafteste Ort, den er jemals gesehen hatte, aber er konnte nicht umhin, seine Effizienz einzugestehen. Das galt ebenso für die kilometerlangen Reihen steriler, selbstreinigender Brutkästen, in denen die Säuglinge lagen. Viele der Babies waren scheußlich, viele sehr schön und viele sonderbar. Schließlich gelangte er zum Einstufungslabor, aber nicht einmal er hatte den Mut, es sich anzusehen. Viele Kinder wurden hineingetragen und aus den langen, aseptischen Instrumentenreihen kamen nur sehr wenige wieder hervor. Es war eine unmenschliche, säuglingsmordende Maschine, die gefühllos ihre ›Produkte‹ bewertete und alles zurückwies, das den Vorgaben nicht entsprach. Er sah nicht, was mit den Ausgemusterten geschah, und wollte es auch nicht erfahren. Die Unmenschlichkeit des gesamten Projekts war mehr als er auf die Dauer ertragen konnte, und er war froh, als er weit vor sich im Halbdunkel eine Wand sah, auf der der schwarze Umriß einer Tür erkennbar war. Ancor senkte den Kopf und rannte los. Er hatte seine Sinne für alles außer seine eigene Existenz geschlossen.
    Als er das Ende des Tunnels erreichte, konnte er das Dröhnen der Triebwerke der Shellback hören. Sie war nicht gelandet, und ein kurzer Blick genügte, um ihre Zurückhaltung zu erklären. Hier gab es Käfige und Behälter, die an einen Zoo erinnerten. Jede Gruppe stellte, nach Alter geordnet, zahlreiche Variationen des menschlichen Körpers zur Schau. Maq sah Riesen und Zwerge; skelettartige Menschen, die so leicht wie Gaze erschienen; kurze, schwere Gestalten, die wahrscheinlich für Zonen mit hoher Schwerkraft gedacht waren; Menschen mit hervorquellenden Augen in Tanks mit verringertem Luftdruck; Menschen mit eingesunkenen Augen, in deren Tanks man offensichtlich den Luftdruck erhöht hatte. Manche besaßen überhaupt keine Augen und waren intensiver Strahlung ausgesetzt, und einige hatten große, selbstleuchtende Augen, um sich in völliger Dunkelheit selbst Licht zu spenden. Nirgends waren ›normale‹ Menschen zu sehen, und es gab keine Anzeichen dafür, daß diese Kreaturen etwas anderes als Tiere und Zuchtmaterial darstellten. In gewisser Weise empfand er ihren Anblick als nahezu ebenso entsetzlich wie die Szenen, denen er gerade erst entkommen war.
    Es gab Aufseher, modifizierte

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