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Die Suche nach der Sonne

Die Suche nach der Sonne

Titel: Die Suche nach der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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erhält.«
    »Warum sollte er das tun?«
    »Weil wir für Zeus nicht Menschen sind, sondern Variablen in einer Gleichung, die er zu lösen hat. Aber wenn die Gleichung unlösbar wird, wie wichtig sind dann diese Variablen?«
    »Klingt alles ziemlich hypothetisch.«
    »Ja, das ist es. Ich will damit nicht sagen, daß er aufhört, oder daß er es – wenn er es tut – früher als in einigen Millionen Jahren tut. Aber eines Tages wird Zeus an den Punkt gelangen, an dem das ›soll‹, das seiner Existenz Sinn verleiht, von einem ›unmöglich‹ verworfen wird. Und dann wird die Syntax der Ersten Direktive darüber entscheiden, ob die menschliche Rasse weiter gedeiht oder vernichtet wird. Ich halte es für keinen Zufall, daß die Zweite Direktive ›sollte‹ lautet. Damit umgeht man einen inneren Konflikt für den Fall, daß Zeus eine Störung nicht verhindern kann. Aber so wie ich die Erste Direktive verstehe, gibt es in ihr kein solches Schlupfloch.«
    Es dauerte zwei Wochen, bis sie einen Hinweis darauf erhielten, daß man ihren Anflug bemerkt hatte. Vor ihnen lagen noch 33 Millionen Kilometer, als der Fernradar Reflexe einer großen Anzahl von Schiffen auffing, die vom Kraterrand der Käfigwelt aufgestiegen waren und ihnen entgegenflogen. Ancor, dem es aus dieser Entfernung unmöglich war, ihre genaue Zahl abzuschätzen, beobachtete die diffuse Wolke auf den Schirmen mit zunehmender Besorgnis. Sie hatten ausreichend Waffen, um es mit einigen von ihnen aufzunehmen, aber sie würden niemals den Zusammenstoß mit dieser Armada überstehen.
    Gleichzeitig zog er aber auch einen kleinen Vorteil aus der Lage. Die Funkfrequenzen waren plötzlich mit dem Summen und Klappern komprimierter Meldungen erfüllt, was es ihm endlich ermöglichte, Zeus’ Position zu ermitteln.
    Die Entfernung und Lage ließ ihn zuerst verblüfft innehalten, dann nickte er, als ihm die Logik dahinter aufging. Zeus lag nicht in der Nähe der Käfigwelt, Zeus lag auf der Käfigwelt – es lag sogar im Bereich des Möglichen, daß Zeus die Käfigwelt war. Er wollte sich die über 1,2 Billionen Kubikkilometer hochverdichteter Mikroelektronik nicht vorstellen, aber die Fähigkeiten einer solchen Maschine würden zu einem Wesen passen, daß die Aufgabe hatte, das Solare Universum zu erschaffen und zu unterhalten.
    Er blickte wieder auf, sah die Reflexe der immer größer werdenden Flotte auf Abfangkurs und dachte einen Augenblick lang nach.
    »Nun, wenn es zu einer Verständigung kommen soll, können wir genausogut jetzt damit beginnen.«
    Er wandte sich dem Computer zu, wies ihn an, seine Worte in den Code der aufgefangenen Funksprüche zu übersetzen, und legte die Finger grübelnd auf die Tastatur.
    ICH BIN ANCOR, VORMALS VON DER MARS-SCHALE. ICH REISE IN EINEM SCHIFF NAMENS SHELLBACK ZUM ZENTRUM SOLARIAS. WIR SOLLTEN MITEINANDER REDEN.
    Ancor hatte die Form seines Funkspruchs mit voller Absicht gewählt. Er versuchte, den phantastischen Computer-Komplex dazu zu bringen, auf der Basis eins zu eins zu antworten, da dies die einzige Ebene war, auf der ein Gespräch stattfinden konnte. Er sandte den Spruch, lehnte sich zurück und wartete. Von ihrer gegenwärtigen Position aus würde der Spruch etwas weniger als zwei Minuten benötigen, um bei Zeus einzutreffen. Seine Antwort würde dieselbe Zeit benötigen. Wenn er ihnen eine Antwort gab…
    Die Sekunden zogen sich zu drei langen Minuten… vier… und nichts geschah. Ancor war nicht überrascht; er funkte den Spruch ein zweites Mal. Dieses Mal kam eine Antwort, auf dem Schirm leuchteten die Worte auf:
    ICH WEISS, WER DU BIST, WOHER DU KOMMST, UND WO DU DICH BEFINDEST. WENN DU NICHT UMKEHRST, WIRST DU VERNICHTET.
    Ancor dachte einen Augenblick nach, dann tippte er:
    ICH WERDE UMKEHREN, NACHDEM WIR MITEINANDER GESPROCHEN HABEN. EINE ZERSTÖRUNG IST DAHER ÜBERFLÜSSIG.
    Sine Anura kam zu ihm herüber und stellte sich hinter ihn. Er spürte ihre beruhigenden Finger auf seiner Schulter, und ihr warmer Duft bestätigte ihn. Die Antwort schien sich über Gebühr zu verzögern, dann erschienen auf dem Schirm die schlichten Worte:
    WIR SPRECHEN BEREITS MITEINANDER.
    Ancor warf einen Blick auf die Uhr, und Sine Anura konnte spüren, wie sich sein Rücken versteifte. Er hatte das Gespräch begonnen, aber er wollte mehr.
    WIR WERDEN NICHT AUF DIESE WEISE MITEINANDER SPRECHEN, SONDERN AKUSTISCH. ICH WERDE DICH DORT BETRETEN, WO ES DIE ALTEN PROGRAMMIERER TATEN.
    Die Antwort kam so schnell, als ob man sie dem

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