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Die Suche nach der Sonne

Die Suche nach der Sonne

Titel: Die Suche nach der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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Stelle niedergehen sollten. Unter ihnen erstreckte sich ein imposantes Tal, das zu beiden Seiten von steilen und felsigen Hängen gesäumt wurde. Auf diese Weise formte das Tal eine glatte Rinne, deren Seitenflächen unvermittelt in zerklüftete Hänge und Vorsprünge übergingen.
    Das Schiff stieß aus der Stratosphäre des Zwischenraums herab, nahm Kurs auf die Mitte des Tales und kam schließlich sanft zur Ruhe. Seine Triebwerke wirbelten derart viel Oberflächenmaterial auf, daß zu vermuten stand, daß das Material sehr empfindlich war und wahrscheinlich ähnliche Eigenschaften wie großporiger Schaumstoff besaß. Diese Vermutung stellte sich als richtig heraus, als sich der Staub wieder gelegt hatte; man konnte die Schaumstoffbruchstücke um ihren Landeplatz herum deutlich erkennen. Weitere Stellen in der Nähe, in denen die Oberfläche ebenfalls aufgewühlt worden war, verrieten, daß sie nicht die ersten waren, die hier landeten.
    Die örtliche Proto-Sonne befand sich in einer Position, die einem späten Nachmittag entsprach, und sie war gerade noch über den zerklüfteten Gipfeln zu sehen. Ancor hielt es für unklug, sich ohne vernünftiges Tageslicht aus dem Schiff zu wagen. Sie beschlossen daher, den Aufgang einer neuen Proto-Sonne abzuwarten. Da draußen keine nennenswerte Atmosphäre existierte, holten sie die Raumanzüge heraus, überprüften sie und machten sich mit ihren Instrumenten vertraut. Zeus erwartete offenbar von ihnen, daß sie das Schiff verließen und eine kürzere Strecke zu Fuß zurücklegten. Von ihrem Standort im Tal aus war allerdings nicht zu erkennen, welche Richtung sie einschlagen sollten.
    Sie verschoben die Lösung dieses Problems auf den Morgen, wenn sie besseres Licht haben würden. Ancor machte sich am Funkgerät zu schaffen. Der Erkennungs-Code der Shellback kam immer noch schwach durch, und es gelang ihm schließlich, mit Cherry Kontakt aufzunehmen. So wie er Cherrys Nachricht verstand, hatte Zeus immer noch keine zustimmende Antwort gegeben. Maq hatte auf eine andere Nachricht gehofft, aber er konnte nichts daran ändern. Sie zogen sich in ihre Kojen zurück, um den Aufgang einer neuen Proto-Sonne abzuwarten.

 
Kapitel 28
     
    Sine Anura löste sich mitten in der Nacht aus seiner Umarmung und weckte ihn.
    »Maq, wach auf! Irgend etwas geht da draußen vor!«
    Ancor regte sich und blinzelte in das Dämmerlicht, das durch die Sichtluken hereindrang. Einen Augenblick später saß er kerzengerade. Die Umlaufbahnen der Proto-Sonnen waren vollkommen regelmäßig. Die letzte war am oberen Ende des Tales untergegangen, also mußte die nächste am unteren aufgehen. Das Licht aber, das durch die Sichtluke hereinfiel, kam aus einem anderen Winkel. Er sah auf seine Uhr.
    »Wir wissen nicht, was für Umlaufzeiten sie hier haben, aber es gibt keinen Grund…«
    Er blickte noch einmal durch die Sichtluke und entschied, daß es doch einen Grund gab. Hinter den zerklüfteten Gipfeln zu ihrer Linken wuchs eine riesige Lichtquelle und erleuchtete die felsigen Umrisse aus einem derart niedrigen Winkel, daß ihre Schatten in den Himmel geworfen wurden. Es war, als ob eine Proto-Sonne gelandet wäre und ihre Strahlung nach oben schleuderte.
    »Das ist unmöglich!« sagte Ancor, aber sein Ausruf war unnötig. Es stand außer Frage, daß dieses Licht nicht von einer gewöhnlichen Proto-Sonne stammte. Seine Beschaffenheit war völlig anders; es war viel intensiver im roten Teil des Spektrums als bei einer gewöhnlichen Proto-Sonne. Es gab aber noch einen zweiten, subtileren Grund. Das Licht zog sie an, wie eine Kerzenflamme Nachtfalter anzieht. Beide waren zutiefst ergriffen, was aber weder mit Neugierde noch mit Erkenntnis zu tun hatte, sondern mit einer Sehnsucht, die jede Faser ihres Wesens durchdrang. Sie spürten den Ruf der Schöpfung in sich.
    »Sine«, sagte Ancor, »ich muß hinaus und nachsehen, was es ist.«
    »Ich komme mit, Maq.«
    »Das mußt du nicht, aber ich hatte gehofft, daß du es tun würdest.«
    Sie zogen sich an und legten die Raumanzüge an. Die Anzüge waren klobig und unhandlich, und die Schuhe waren unglaublich groß und schwer, aber schließlich standen sie in voller Montur gemeinsam in der Schleuse und warteten ungeduldig darauf, daß der automatische Druckausgleich abgeschlossen war. Dann kletterten sie Hand in Hand auf den Talboden.
    Die Oberfläche war weich und brüchig, und ihre schweren Stiefel hinterließen bleibende Abdrücke in dem schaumstoffartigen

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