Die Suche nach der Sonne
Wahrscheinlich hatte man als Reaktion auf den Tumult im Speichenterminal mehr Männer in das Gebiet beordert. Er fragte sich, ob die Neuankömmlinge bemerkten, daß Zeus selbst für das Massaker verantwortlich war oder ob sie es für das Werk einer bewaffneten Bande hielten. Die Fakten würden bald eine allzu klare Sprache sprechen, aber Ancor war dennoch froh, daß er keine Fragen beantworten mußte.
Einige Schüsse wurden auf das aufsteigende Schiff abgefeuert, aber die Projektile prallten von der Panzerung ab, ohne Schaden anzurichten. Ein Fahrzeug wie dieses war gegen nahezu alles außer einen gutgezielten Sprengkopf gefeit, und der schnelle Steigflug ließ es bald aus der Reichweite der Handwaffen verschwinden. Ancor setzte die Untersuchung der Instrumente fort. Er stieß auf einen kleinen Computer und dann auf ein Funkgerät, das für menschliche Benutzung konstruiert war. Er stellte es auf die Frequenz der Shellback ein und fragte sich, ob das Gerät leistungsfähig genug war, ein Signal aus 80 Millionen Kilometern Entfernung aufzufangen. Dann hörte er zu seiner großen Erleichterung schwach, aber deutlich das entfernte Muster des Identifizierungs-Codes der Shellback. Er beugte sich über das Mikrophon.
»Ancor ruft die Shellback von der Oberfläche der Merkur-Schale.«
Dann wartete er. Sein Spruch würde nahezu drei Minuten benötigen, um das kleine Schiff zu erreichen, und eine Antwort würde ebenso lang auf sich warten lassen. Dazu kam, daß man wahrscheinlich keine ständige Funkwache hielt und eingehende Funksignale lediglich vom Schiffscomputer gespeichert wurden. Er stellte das Funkgerät darauf ein, seinen Spruch automatisch alle zwei Minuten zu wiederholen, und ließ den Empfänger eingeschaltet. Er würde Cherrys Antwort nicht versäumen, auch wenn sie lange auf sich warten ließ.
Das rhythmische Muster des Signals der Shellback lockte Sine aus ihrer Koje. Die Engelianerin hatte die Wirkung des Beruhigungsmittel noch nicht ganz abgeschüttelt.
»Wo sind wir, Maq?«
Er blickte auf die Instrumente und dann durch die Sichtluke, wo weit vor ihnen eine Proto-Sonne aufging und den Horizont mit einem hellen goldenen Streifen erhellte.
»Ich schätze, daß wir auf exosphärische Reisegeschwindigkeit beschleunigen. Die Richtung sagt mir nicht viel, weil ich keine Koordinaten habe, von denen ich ausgehen kann. Ich kann lediglich sagen, daß Zeus seinen Teil unserer Vereinbarung einhält.«
»Ich wünschte, wir hätten vorher über seine Absichten Bescheid gewußt.«
»Das hätte uns einiges erspart, aber man kann von Zeus nicht erwarten, daß er die Situation mit menschlichen Augen sieht. Es ist wohl unerhört genug, daß ich ihn überhaupt dazu gebracht habe, mit mir zu kommunizieren.«
Sine hatte ihre eigene Untersuchung des Schiffs begonnen und wie Maq die großen Proviantvorräte gefunden.
»Na ja, wir müßten nicht einmal hungern, wenn wir ein Jahr hier verbrächten«, sagte sie. »Welchem Zweck könnte ein solches Schiff dienen, Maq?«
»Das habe ich mich auch schon gefragt. Es ist eindeutig für Menschen konstruiert. Vielleicht gibt es einige Dinge auf der Merkur-Schale, die Zeus immer noch Menschen überlassen muß.«
»Diese Schutzanzüge sind sonderbare Modelle.«
»Sie sind viel mehr als einfache Schutzanzüge. Sie sind Hochtemperatur-Raumanzüge, die für die Benutzung unter extremsten Bedingungen ausgelegt sind. Das gibt uns vielleicht einen Hinweis darauf, wo unsere Reise enden wird.«
»Wo wird das wohl sein, Maq?«
»Nach Land-as Auffassung umschließt die Merkur-Schale die Sonne, oder was immer im Zentrum Solanas liegt. Wenn die Merkur-Schale sich nicht von den anderen unterscheidet, dann hat man sie auf Käfigwelten aufgebaut, und es gibt einen Weg durch die Schale. Der Unterschied wird die Innenschale sein. Wir wissen, daß ein Großteil der Energie, die wir auf der Mars-Schale benötigen, durch die Exis-Speichen geliefert wird, und dasselbe gilt vermutlich für die übrigen Schalen. Also muß die Energie für die Schalen von der Innenfläche der Merkur-Schale kommen.«
»Ein Ofen so groß wie eine Schale?«
»Im wesentlichen ja. Ein Kraftwerk, das ganz Solaria versorgt.«
Als es heller wurde, konnten sie die Oberfläche der Merkur-Schale immer besser sehen. Es stellte sich heraus, daß diese Schale sich von den übrigen völlig unterschied. Kilometer um Kilometer zogen sich die Leitungen von derart enormem Durchmesser, daß sie auf den Ortungsschirmen des Schiffs klar
Weitere Kostenlose Bücher