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Die Suche nach Zei

Titel: Die Suche nach Zei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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Viertelstunde oder, wie Sie es ausdrücken würden, drei Viertel einer Stunde nach Mittag; aber da Ihre Tage und Stunden ja anders sind als unsere, weiß ich nicht, welcher genauen Zeit das bei Ihnen entspräche. Die Sonne scheint durch dieses kleine Loch auf die Markierungen auf der Innenseite des Armreifs, so wie sie einst durch die Schießscharte in dem Spukturm in der Legende von Abbeq und Dangi schien. Vielleicht möchten Sie eins von diesen Dingern kaufen, wenn wir wieder zurück in Novorecife sind?«
    »Vielleicht.« Barnevelt legte die Riemen ein und beugte sich nach vorn über den Bootsrand.
    An dieser Stelle des Ufers war ein primitiver Anlegesteg aus Holzpfählen in den Fluss hineingebaut. Zwei weitere Boote von offensichtlich krishnanischer Bauart waren an ihm festgemacht. Vom Anlegesteg aus führte ein schmaler Lehmpfad durch einen Einschnitt in der Felswand ins Landesinnere. Als das Boot auf den Steg zuhielt, ließen sich mehrere kleine schuppige Dinger mit einem leisen Plitsch ins Wasser gleiten.
    Als sie ausgestiegen waren und das Boot festgemacht hatten, gingen sie – Vizqash vornweg – den Pfad hinauf, der gleich hinter den Felsen nach links abbog, wo Qou lag. Aus der Ferne erscholl ein Brüllen, und sofort verstummte das Rascheln und Zirpen aus den Büschen und Sträuchern längs des Pfades.
    »Alles in Ordnung!« sagte Vizqash. »Die kommen selten so nah an das Dorf heran.«
    Barnevelt sagte: »Wäre dir jetzt nicht doch um einiges wohler, wenn du dir ein Schwert gekauft hättest, George? Wenn ich meines jetzt nicht hätte, würde ich mich fühlen wie ein Anwalt ohne Aktenmappe.«
    »Ich habe ja dich und Vizqash als Beschützer. Was soll mir da passieren? Hier, trag du den Korb!«
    Barnevelt nahm den Korb, wobei er sich im stillen wünschte, selbst die Dreistigkeit zu besitzen, immer anderen die schwerste Last aufzubürden. Die Hitze und die Beschwerlichkeit des Pfades ließen ihnen schon bald keine Luft mehr zu munterem Geplauder, und sie stapften schweigend hintereinander her.
    Schließlich sagte Vizqash: »Wir sind da!« Und er zwängte sich durch das Gebüsch am linken Wegrand.
    Die anderen folgten ihm. Die Landschaft, die jetzt vor ihnen lag, war eine Art Savanne, und das Vorwärtskommen war nicht mehr ganz so beschwerlich. Ein paar Minuten später kamen sie an eine Stelle, die aussah wie eine Endmoräne. Sie war mit Steinen und Felsblöcken übersät. Bei näherem Hinsehen entdeckte Barnevelt, dass die Steine von unnatürlich regelmäßiger Form und Größe waren und nach einem bestimmten Muster reihenförmig aufgestellt waren.
    »Hier hinauf!« sagte Vizqash.
    Sie erklommen einen kegelförmigen Steinhaufen – die Überreste eines längst zerfallen Rundturms. Von oben aus bot sich ihnen ein hervorragender Blick über die nähere Umgebung. Die Ruinen erstreckten sich bis hinunter zum Fluss. Eine Festung oder ein befestigtes Lager, vermutete Barnevelt …
    »Dort!« sagte Vizqash und deutete auf die Reste einer Statue von dreifacher Lebensgröße. Der Sockel des Standbildes und ein Bein waren noch erhalten; die restlichen Körperteile lagen ringsum um die Statue auf dem Erdboden zwischen den Steinen und Felsblöcken verstreut. Bei genauerem Hinsehen erkannte Barnevelt den Kopf, ein Stück Arm und andere Fragmente des Standbildes. Ein altes Sonett kam ihm in den Sinn:
     
    Ich traf einen Reisenden aus uraltem Land,
    der sagte: Zwei mächtige, rumpflose Beine aus Stein
    stehen in der Wüste … daneben, halb versunken im Sand,
    zerschmettert von gefall´nem Gebein,
    ein Gesicht. Sein Stirnrunzeln, Lächeln, sein spöttischer Mund,
    sein herrisch befehlender Blick, tun kund,
    dass ihr Schöpfer jene Leidenschaften kannte die, gemeißelt in toten Stein, fortleben …
     
    »Was murmeln Sie da vor sich hin?« fragte Eileen Foley.
    »Oh, Verzeihung!« sagte Barnevelt. »Ich habe bloß ein bisschen in Erinnerungen geschwelgt …« Und er rezitierte das Sonett.
    »Das ist doch von diesen beiden englischen Burschen Kelly und Sheets, nicht wahr?« sagte Tangaloa. »Die auch den ›Mikado‹ geschrieben haben, nicht?«
    Bevor Barnevelt die Gelegenheit hatte, seinen Gefährten zu korrigieren, mischte sich Vizqash ein: »Sie sollten erst mal das berühmte Gedicht unseres Poeten Qualle hören, über eine Ruine wie dieser hier. Es heißt Traurige Gedanken …«
    »Wir wär’s mit einem kleinen Imbiss?« versuchte Tangaloa das sich abzeichnende Unheil abzuwenden. »Diese Ruderei hat mich ganz schön

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