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Die Suche nach Zei

Titel: Die Suche nach Zei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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gemischtes Publikum, dachte Barnevelt, aber vorwiegend gehobener Mittelstand. In einer Ecke gewahrte er ein maskiertes Paar, das in aristokratische Seide gehüllt war.
    Entsprechend der hiesigen Gepflogenheit gaben die beiden Erdbewohner ihre Bestellung dem Koch persönlich, der vor aller Augen direkt hinter der Theke schwitzend seinem Beruf nachging. Dann schritten sie die Bank ab, bis sie einen leeren Platz fanden, und setzten sich. Der Kellner brachte ihnen ihren Kvad, und sie saßen da und schauten, gelegentlich an ihren Krügen nippend, der Tänzerin bei ihren wilden Rotationen zu.
    Schließlich war das Mädchen mit seinem Tanz fertig – die Gaze war zu Ende. Als das Publikum zum Zeichen des Applauses mit den Daumengelenken knackte, öffnete sich die Tür, und weitere Gäste traten ein. Der letzte von ihnen wollte so gar nicht in die Umgebung passen: ein dinosaurierähnliches Wesen, einen Kopf größer als ein Mensch, auf Vogelbeinen gehend, mit einem langen abstehenden Schwanz, der offenbar zum Halten des Gleichgewichts diente. Anstelle von Kleidern trug das Wesen ein auf den Schuppenleib gemaltes kompliziertes Muster aus ineinander verschlungenen Streifen.
    »Ein Osirer!« sagte Barnevelt. »Und zwar ein männlicher, den Kehllappen nach zu schließen. Irre! Ich hätte nicht gedacht, ausgerechnet hier einem davon über den Weg zu laufen.«
    Tangaloa zuckte die Achseln. »Auf der Erde laufen auch ein paar davon herum. Kein übles Völkchen. Sie neigen jedoch leicht zur Hypomanie; sie sind impulsiv und leicht erregbar.«
    »Ich habe schon welche gesehen, aber noch keinen kennen gelernt. Einmal war ich mit einem Mädchen, das Todesangst vor Schlangen hatte, im Theater. Als das Licht anging, saß ein Osirer direkt neben ihr, und da fiel sie in Ohnmacht.«
    »Sie sind im Prinzip harmlos«, sagte Tangaloa, »aber wenn du jemals Streit mit einem von ihnen bekommst, dann pass höllisch auf, dass er dir nicht in die Augen schaut, sonst hat er dich nämlich unter Pseudohypnose, ehe du ›Thalamus‹ sagen kannst. Es sei denn, du trägst eine silberne Schädelkappe auf der Kopfhaut.«
    »Sag mal, George, ob das vielleicht sogar unser Zimmergenosse ist?« Barnevelt hielt nach dem Kellner Ausschau und winkte ihn zu sich.
    Der Kellner kam und murmelte: »Da Ihr, wie ich sehe, Nyamadzener seid, meine Herren, darf ich Euch vielleicht unsere Kohlenpfanne voll Nyomnige empfehlen. Wir haben für diesen Zweck eine separate Nische …«
    »Nein, danke«, sagte Barnevelt, der keine Ahnung hatte, zu welchem unbekannten Laster der Kellner ihn da verführen wollte. »Wer ist der Bursche mit dem Schwanz?«
    »Oh, das ist Sishen; er wohnt hier im Gasthaus«, antwortete der Kellner. »Er ist sehr freigebig mit Trinkgeldern, trotz seines scheußlichen Aussehens.«
    »Nun, hoffen wir, dass er zu einer ehrlichen Gattung gehört. Wann ist unser Essen soweit?«
    Der Osirer war ein gutes Beispiel dafür, dass die Kluft, die intelligente Wesen mit Schwanz von solchen ohne Schwanz trennte, nicht leicht zu überbrücken war. Nachdem er in einem schrillen, pfeifenden Akzent, den der Koch nur mit Mühe verstand, seine Bestellung aufgegeben hatte, kauerte er sich mit dem Gesicht zur Wand in eine Ecke. Sein Schwanz, den er auf den Fußboden ausgebreitet hatte, ragte wegen seiner Überlänge weit in den Raum hinein, und jedes Mal, wenn jemand in seine Nähe kam, zuckte er nervös zusammen. Der Kellner servierte ihm seinen Drink in einem Spezialgefäß, das einem großen Ölkanister nicht unähnlich sah.
    Barnevelt, der in die andere Richtung schaute, sagte plötzlich: »Oho, wenn es hier tatsächlich Gespenster gibt, dann ist der da eins davon. Zumindest uns scheint er mit Vorliebe heimzusuchen.«
    Er meinte damit den bärtigen Alten mit der Kastenkamera. Dieser hatte gerade mit dem Maskierten ein paar Worte gewechselt und steuerte jetzt auf die beiden Erdbewohner zu. »Bilder, meine Herren? Magische Bilder?«
    »Komm, geben wir dem alten Landstreicher eine Chance!« sagte Tangaloa. »Unser Spesenkonto wird’s schon verkraften.« Er wandte sich an den Fotografen. »Wie schnell könnt Ihr die Abzüge liefern?«
    »Morgen früh kann ich sie fertig haben, edler Herr. Ich werde die ganze Nacht hindurch schuften und …«
    Barnevelt wollte aus verschiedenen Gründen widersprechen, aber dann verkniff er es sich doch. Er hatte keine Lust, immer als der Geizhals dazustehen, der seinem Kollegen jeden Spaß verdarb. Außerdem bot sich ihm hier die Gelegenheit,

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