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Die Suche nach Zei

Titel: Die Suche nach Zei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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ist das Risiko, mit dem man in meinem Beruf leben muss«, erwiderte Barnevelt mit demonstrativer Gelassenheit, obwohl ihm das Herz bis zum Hals schlug und seine Knie zitterten.
    Der Offizier ging über eine Planke zur nächsten Galeere. Barnevelt und seine fünf Gefährten warteten. Die Sonne, ein roter Ball im Dunst, berührte den Horizont und verschwand allmählich hinter ihm. Barnevelt, der die ganze Zeit über jede Gelegenheit benutzt hatte, heimlich Filmaufnahmen zu machen, bedauerte ihr Verschwinden zwar vom kinematographischen Gesichtspunkt her (die Hayashi taugte in der Dunkelheit nicht viel), begrüßte andererseits jedoch die nahende Finsternis mit einem inneren Aufatmen, da sie ihre Fluchtchancen erheblich vergrößerte.
    Die Sonne war bereits untergegangen, und Karrim, der hellste der drei Monde, war am östlichen Firmament aufgetaucht, als der Offizier wieder zurückkam und sagte: »Folgt mir!«
    Die Matrosen schulterten ihre Last und folgten Dirk und Zakkomir über das Deck und die Laufplanke zur nächsten Galeere. Dort führte sie der Offizier zu dem großen Deckhaus zwischen Vordermast und Bug. Ein Wachtposten öffnete die Kabinentür und ließ sie eintreten.
    Als Barnevelt an dem Wachtposten vorbeikam, fuhr er zusammen. Der Mann war Igor Shtain!
    Obwohl er sich halb unbewusst schon seit ihrer Ankunft auf Krishna auf eine Begegnung mit Igor Shtain gefasst gemacht hatte, geriet Barnevelt jetzt beim Anblick seines Chefs fast aus der Fassung. Er zögerte, starrte ihn blöde an und wartete auf ein Zeichen des Erkennens, während die anderen sich hinter ihm drängten.
    Hatte Shtain sich wirklich den Piraten angeschlossen, und wenn ja, würde er Dirk verraten? War dies seine Methode, sich in den Sunqar einzuschmuggeln? Oder hatte er, Barnevelt, sich ganz einfach geirrt?
    Nein, kein Zweifel, es war Shtain. Dieselbe runzlige Haut – selbst jetzt noch, im Halbdunkel, war ihr charakteristischer rosiger Ton deutlich zu erkennen –, dieselben kaltglitzernden porzellanblauen Augen, derselbe kurz geschnittene Schnauzbart, dessen Farbe an rostige Stahlwolle erinnerte. Shtain hatte sich nicht einmal Antennen auf die Stirn geklebt, um als Krishnaner durchzugehen. Das einzige Krishnanische an ihm war seine Kleidung.
    Shtain, der kein Wort sagte, erwiderte Barnevelts Starren mit völlig ausdruckslosem Blick.
    »Ao, Meister Gozzan!« sagte Zakkomir hinter ihm. Dirk schreckte aus seinen Gedanken hoch und trat über die etwas erhöhte Schwelle der Kabinentür.
    Im Innern der Kabine brannten bereits Lampen. In der Mitte des Raumes befand sich ein Kartentisch, um den drei Gestalten standen. Einer war ein langer Krishnaner mit einer Art Poncho: ein großes quadratisches Stück Tuch mit einem Loch in der Mitte für den Kopf und einem mäandergemusterten Saum. Der zweite war ebenfalls ein Krishnaner, jedoch kleiner und mit kurzer Hose bekleidet.
    Der dritte im Bunde war ein reptilartiger Osirer, so wie Sishen, dem Barnevelt in Jazmurian begegnet war. Dieser freilich hatte auf das verzichtet, was für die Osirer als Attribut einer zivilisierten Erscheinung galt: Er trug keine Körperbemalung auf seinen Schuppen. Barnevelt wusste sofort, dass er Sheafase vor sich hatte.
    Barnevelt schluckte krampfhaft, um die trockene Kehle und den Mund feucht zu bekommen. Was ihm Angst machte, war weniger die Hölle, die in Kürze losbrechen würde, als vielmehr der Gedanke, in einer derart komplizierten Situation wie der gegenwärtigen aus Zerstreutheit möglicherweise irgendeinen wichtigen Faktor zu übersehen und dadurch alle ins Unglück zu stürzen.
    Die Matrosen setzten die Kiste auf den Boden ab. Der mit dem Poncho sagte in einem, seltsamen Dialekt: »Die Seeleute sollen rausgehen und draußen auf Deck warten.«
    Der Offizier, der sie in die Kabine geführt hatte, schloss die Tür und verriegelte sie. Dann öffnete er eine Schublade in dem Kartentisch und holte Schreibutensilien hervor. Barnevelt vermutete, dass er eine Art Sekretär oder Adjutant war, während die eigentlichen Wortführer wohl die anderen drei Sunqaruma waren.
    »Die Botschaft.« Es war die trockene, raschelnde Stimme des Osirers, kaum hörbar.
    Barnevelt zog den Brief der Königin aus seiner Jacke und reichte ihn Sheafase, der ihn seinerseits dem Adjutanten gab und sagte: »Lies!«
    Der Adjutant räusperte sich und las:
     
    »Von Alvandi, durch die Gnade der Göttin Varzai Königin von Qirib etcetera, etcetera, an Sheafase, Anführer etcetera. Mit Erstaunen und

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