Die Suche
in eine Falle gelockt und mit Pfeil und Bogen auf mich geschossen. Es war ein blutiger Kampf. Zum Schluss hielten sie mich wohl für tot, aber ich war es nicht. Nur beinahe. Ich hatte einen Traum von Jesus. Er sprach zu mir."
"Und was hat er gesagt?"
"Er fragte mich, ob er umsonst gestorben sei."
"Und deine Antwort?"
"Ich weiß es nicht mehr." Maurice küsste sanft Adams Brust.
"Und war er hübsch, dein Jesus?" Adam packte den Franzosen und drehte ihn auf den Rücken.
"Nicht so hübsch wie du."
Zwei Wochen später spazierten sie gemeinsam durch den Petit Parc . Die Sonne war bereits hinter den Baumwipfeln verschwunden, und es ging ein kühler Wind. Langsam schlenderten sie die vielen Treppenstufen zum Brunnen der Latona hinauf, wo Maurice Platz nahm. Maurice sah bedrückt aus.
"Was ist los?", fragte Adam, obwohl er nicht sicher war, die Antwort hören zu wollen.
"Adam ..." Maurice verflocht seine Hände und sah auf sie hinunter.
„Ich möchte es kurz und schmerzlos machen, Adam." Nein , dachte Adam. Nein.
„Wir hatten eine sehr schöne Zeit. Nie zuvor habe ich mit einem Mann solche Erfahrungen machen dürfen. Dafür möchte ich dir danken.“ Maurice holte tief Luft, sah ihn an, presste die Lippen aufeinander.
„Doch nun ist es Zeit für mich, einen normalen Weg zu gehen.“
"Wie bitte?"
„Dass sich Männer lieben, ist im göttlichen Plan nicht vorgesehen ... und ich möchte einen Platz in der Gesellschaft haben."
"Du hast einen Platz in der Gesellschaft! Dein Platz ist an meiner Seite!" Maurice sah auf und begegnete Adams Blick.
"Nein, Adam. Mein Platz ist an der Seite einer Frau. Ich will Kinder haben. Eine Wohnung im Seitenflügel. Ich will meine Mutter nachholen. Ein Familienleben führen, weißt du? Nicht leben wie ein ewiger Junggeselle." Adam atmete tief durch. Eine weiße Hitze ballte sich hinter seiner Stirn.
"Und das sagst du mir, weil...?"
„Musst du wirklich die Einzelheiten hören? Also gut. Ich habe mich verliebt. In eine Frau. Marie-Claire. Sie ist Näherin im Hofstaat der Prinzessin. Wir werden heiraten."
Adams Beine zitterten, er schwankte. Tausend kleine Nadeln durchbohrten sein Herz. Er konnte spüren, wie der Wolf erwachte, der so lange ruhig in ihm geschlafen hatte. Er erwachte, und er war hungrig.
"Aber du liebst mich. Oder? Du liebst mich! Wie kannst du eine Frau lieben! Sie hat nicht ... sie wird nie ... Niemand wird jemals so für dich da sein, wie ich es war! Niemand wird dich so beschützen, so für dich einstehen!"
"Adam, ja, ich habe dich geliebt. Aber es ist vorbei. Und vielleicht brauche ich niemanden mehr, der mich beschützt. Vielleicht kann ich auf eigenen Beinen stehen." Der Wolf war wach, und er riss an seinem Gefängnis.
Bin ich umsonst gestorben?
"Du kannst nicht aufhören, mich zu lieben. Du bist mein. Du gehörst mir!"
Maurice erhob sich von der Brunnenumrandung. "Lass es nicht hässlich enden, Adam. Wir hatten eine schöne Zeit ... Ich danke dir für alles ..."
Bin ich umsonst gestorben?
Jesus mit seinen sanften blauen Augen. Maurice mit dem hübschen, arglosen Gesicht. Sie stachen auf sein Herz ein, quälten ihn, zertraten ihn unter ihren lackierten Absätzen, verschlangen ihn und spien ihn aus, ein Nichts, ein Dreck, ein Niemand. Knurrend krümmte sich Adam nach vorne, fiel auf seine Knie, stützte sich mit den Händen auf dem Boden ab. Seine Finger krallten sich in den weichen Sandboden.
„Adam, es tut mir leid. Es tut mir leid“, schrie Maurice. Aus den Augenwinkeln konnte Adam sehen, dass der andere eine Bewegung in seine Richtung machte.
Komm nur her! Ich zeige dir, was wahre Lust ist.
Er spürte Maurices warme Hand auf seinem Rücken, als unter seinem Hemd bereits das Fell durch die Haut brach. Seine Finger verwandelten sich in Klauen, Beine wurden zu Hinterläufen, Ohren richteten sich auf, plötzlich sah er in der Dämmerung gestochen scharf, roch den Angstschweiß des anderen. Er schob die Lippen auseinander, um dem Gebiss Platz zu machen. Maurice schrie, die Hände vor dem Gesicht, und stolperte rückwärts.
„Mon dieu. Was passiert mit dir?“
Adam knurrte. Maurice machte einen Satz und floh, doch Adams Sprung war weitaus kraftvoller. Er federte von seinen Hinterläufen in die Luft und landete auf dem Rücken des Franzosen. Schreie drangen an sein Ohr. Seine Beute lag direkt unter ihm auf dem Bauch. Mit seiner Pranke
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