Die Suche
aus, seine Finger zitterten. Im gleichen Augenblick schloss Adam die Faust um den Ring, hob den Arm, drehte sich zum See und schleuderte den Ring in hohem Bogen ins Wasser. Marcus heulte auf und machte einen Hechtsprung. Klatschend schlug das Wasser des Sees über ihm zusammen
„Alexa, lauf! Weg hier. Ich bin direkt hinter dir.“ Adam setzte sich in Bewegung, aber Alexa nicht. Im Gegenteil. Sie blieb wie zur Salzsäule erstarrt stehen, trat einen Schritt zurück zum Ufer und öffnete den Mund, wie als wolle sie etwas sagen. Zitternd hob sie ihre Hand, streckte den Finger aus, zeigte auf den See. Adam wollte nach ihr greifen, sie mit sich ziehen, als etwas sehr Zartes seine Nase berührte. Es war kein Regen. Es war leicht wie eine Feder. Und es war eiskalt.
15. Kapitel
London St. Thomas Hospital, Herbst 2012
« Ich durfte mich nicht ernsthaft in Sam verliebt haben. »
Jo schaltete den Motor aus, ließ den Wagen auf den Bordstein rollen und trat erst auf die Bremse, als der Audi mit der halben Motorhaube über den Bürgersteig ragte. Da sollte noch mal einer behaupten, Frauen könnten nicht einparken. Was das betraf, hatte Jo nicht nur zwei X-Chromosome, sondern vier. Jo drehte sich zu mir um, schnallte sich ab und lächelte.
„Hey, alles okay?“ Ich schüttelte schwach den Kopf. Wie sollte alles in Ordnung sein, wenn in mir ein wahrer Sturm an Gefühlen ausgebrochen war.
„Nicht wirklich. Ich möchte jetzt einfach nur zu Sam“, entschuldigte ich mich, öffnete die Tür und stieg aus. Es regnete noch immer. Jo folgte mir, schlug sich seinen Kragen hoch und nickte mir zu. Gemeinsam überquerten wir die Straße und betraten das schlichte Gebäude, dessen Glastüren sich automatisch vor uns öffneten und einen Schwall warmer Krankenhausluft zu uns zu uns ließen. Ich hasste Krankenhäuser. Sie waren mir zu steril, rochen nach chemischen Reinigungsmitteln und boten keinen Platz für die Gefühle der Kranken. Mit zusammengekniffenen Augen, musterte ich die Informationstheke, an der bereits einige Personen standen. Die Schwester sah kaum auf. Sie starrte durchweg mürrisch auf ihren Bildschirm, gab gelangweilt Auskunft.. Für mich war der Hochbetrieb durch die Glastüren spürbar. Ich spannte meine Schultern an, betrat die Vorhalle und ging zur Anmeldung.
„Wir suchen Andreas Koch. Er muss vor zwanzig Minuten eingeliefert worden sein. Sein Sohn, Samuel, hat ihn im Krankenwagen begleitet. Er hat sich bestimmt um die Formalitäten gekümmert. Können Sie bitte für uns nachsehen, wo wir ihn finden?“ Wie eben bereits von draußen beobachtet, sah die Frau hinter der Theke nicht auf, sondern tippte etwas in ihren Computer. Ich wartete, obwohl ich nicht mal wusste, ob sie mich gehört hatte, denn mir fehlte in dem Gespräch der Satz: „Kleinen Moment, ich sehe rasch nach.“ Jo stand in einigem Abstand von mir und betrachtete die Fotografien in Schwarz-Weiß an den Wänden.
„Der Verletzte ist noch in der Notaufnahme und wird danach auf Station 3 gebracht. Sein Zimmer ist die Nummer 23. Vermutlich wird der junge Mann dort warten. Sie kommen mit dem Aufzug in den dritten Stock.“
„Vielen Dank“, sagte ich artig und ging zu Jo. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich zwei Polizisten, die an die Rezeption traten und nach einem eingelieferten Opfer fragten. Jo betrachtete währenddessen gelangweilt ein künstlerisch verfremdetes Bild von Big Ben.
„Er ist auf Station 3. Komm, lass uns hochfahren.“ Vorsichtig berührte ich ihn am Arm und ging vor zum Fahrstuhl auf der rechten Seite. Dieser fuhr inzwischen nach unten, wie die leuchtenden Zahlen zeigten. Als er lautlos zum Stehen kam und sich die Türen öffneten, gingen wir einen Schritt zur Seite. Es trat ein Arzt hinaus, der mit finsterem Blick an uns vorbei stürmte. Hatte ich erwähnt, dass ich Krankenhäuser hasste? Vermutlich gab es viele, die sie nicht ausstehen konnten. Ich betrat mit Jo den Aufzug. Er tippte auf den Schalter für den 3. Stock, drehte sich zu mir um und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Metallwände. Die Türen schlossen sich und wir fuhren los.
„Wie ist es dir ergangen, Anna?“ Ich musste lächeln. Als ob ich ihm von den letzten 400 Jahren während einer Fahrstuhlfahrt erzählen könnte. Vielmehr war ich daran interessiert, ob er bei Imagina gelebt hatte oder doch ein Werwolf geworden war.
„Viel lieber würde ich wissen, wie es dir ergangen ist, Jo“, fragte ich zurück.
„Ich war
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