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Die Suche

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Titel: Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Piel
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rollte er Maurice auf seinen Rücken, setzte sich auf seine Oberschenkel. Er senkte die Schnauze zu seinem Hals, knurrte ihn an.
   „Adam, s‘il vous plaît, je vous en prie ... aie pitié.“ Er verstand sein Gefasel nicht. Plötzlich klang diese Sprache nicht mehr melodiös und lustvoll. Adam biss zu und riss seinem Opfer die Kehle heraus. Gurgelnde Laute wichen aus der Öffnung, bis der Franzose nicht mehr zappelte, sondern schlaff auf dem Boden lag, die Augen weit aufgerissen, wie im Taumel der Lust, um ihn herum eine Pfütze aus dunklem Blut, die sein Haar tränkte. Adam brach den Brustkorb des Opfers auf, riss das Herz zwischen den zersplitterten weißen Rippen heraus und verschlang es mit einem Bissen. Dann verschwand er mit einem Heulen in der Nacht.

14. Kapitel
    London Stadtmitte - Big Ben - Essex, Herbst 2012
    « Wie ist es dir so ergangen? So, die letzten 400 Jahre? »
     
    „Ich habe deinen ach so wichtigen Ring.“
   „Herrlich, mein Freund. Essex, Birch Park. In einer Stunde. Du allein.“
   Aufgelegt. Er hasste es, wenn Marcus ihm überlegen war. Und er wusste, dass er ihm nicht vertrauen konnte. Auf seinem Smartphone prüfte er die Gegend, in der sie sich treffen würden. Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen. Sein Plan war schnell geschmiedet, als er genauso lautlos wie seine beiden, kleinen Jungs durch die Straßen huschte und nach einer ganzen Weile London hinter sich ließ. Sobald er in das bewaldete Gebiet kam, auch ohne seine Wolfsform, huschte er schnell wie ein Schatten zwischen den dicht stehenden Bäumen hindurch, bis er endlich am Birch Park angekommen war. In dem Haus, das weiter vorne an der Straße stand, brannte kein Licht mehr, also versteckte er sich hinter dem schützenden Gemäuer.
    Auf der Landstraße, die mitten durchs Feld führte, war es ruhig. Sie waren noch nicht da.  Sein Körper war angespannt, Adrenalin schoss durch seine Adern. Er bemühte sich, seinen klaren Verstand zu behalten. Er musste die Kontrolle bewahren, wenn er Marcus gegenüber trat. Zwar hatte er ihn in Frankfurt bereits gesehen, aber alles war so rasend schnell passiert, dass er sich seinen ehemaligen Geliebten nicht genauer hatte ansehen oder begreifen können, was aus ihm geworden war. Dass er verrückt war, daran bestand kein Zweifel. Schon als er damals zum Rudel gekommen war, hatte er eine Mischung aus Wut und Kontrollsucht verströmt.
   Adam schüttelte den Kopf, um wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Der kühle Wind, der mit dem Regen um ihn fuhr, half ihm dabei. Es war so dunkel, dass ein gewöhnlicher Mensch kaum etwas erkennen konnte. Adam behielt die Kreuzung weiter vorne im Blick. Lange geschah nichts. Es war still, nur der Regen plätscherte und wisperte im Unterholz.
    Endlich näherte sich ein Wagen, wurde langsamer und kam an der Einmündung zum Stehen. Adam fluchte. Er hatte richtig vermutet:  Außer Marcus saßen zwei weitere aus dem Rudel im Auto. Eingekeilt zwischen den beiden breitschultrigen Monstern, die sie beinahe zerquetschten, befand sich Alexa. Sie schien zu leben, doch wie schlimm es um sie stand, konnte Adam auf die Entfernung nicht erkennen. Marcus stoppte den Motor, drehte sich zu den beiden Kerlen um und gestikulierte. Dann stieg er aus und stellte sich den Kragen auf. Adam verließ den Schutz der Mauer und näherte sich vorsichtig. Er wollte Marcus lieber auf freiem Feld begegnen als mit einer Mauer im Rücken, hinter der auch noch Menschen schliefen. Sollte es zu Handgreiflichkeiten kommen, wollte er einen Sicherheitsabstand zum Haus einhalten - nicht dass noch mehr unvorsichtige Normalsterbliche ihr Leben lassen mussten.
    „Da ist ja mein Freund. Wie ist es dir so ergangen die letzten paar hundert Jahre?“
   Adam biss die Zähne zusammen. Marcus' Hochmut, die betont lässige Art, in der  er auf ihn zu schlenderte, machte ihn wahnsinnig … 
"Wunderbar, Marcus. Aber lassen wir doch das Geplänkel und kommen zum Geschäftlichen“, sagte er und bemühte sich besonders ruhig zu bleiben. Kaum zehn Meter trennten sie beide nun voneinander und sie trafen sich schließlich auf der Mitte des Wegs, der zum Haus führte.
   „Wo ist er, Adam?“
   „Du glaubst allen Ernstes, dass ich ihn mitgebracht habe? Entweder du hältst mich für ausgesucht dämlich, oder du bist noch dümmer, als ich gedacht habe, Marcus.“
   Adam sah ihm finster in die Augen, bemüht, die entspannte Haltung beizubehalten. Zu gern hätte er ihm das hübsche, fast

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