Die Suche
aufwenden müssen.
Faszinierend, wie aus einem wunderschönen und anmutigen Mann fast ein Monster geworden wäre. Vielleicht hatte sie all ihre Angst schon in den vergangenen Tagen aufgebraucht, aber sie hatte sich nicht gefürchtet. Im Gegenteil. Sie hatte sich sicher, beschützt gefühlt. Wie in einem Märchen, in dem der Prinz seine Auserwählte vor dem bösen Drachen beschützte. Nun gut, der Prinz sollte seiner Prinzessin dabei nach Möglichkeit keine Lungenquetschung zufügen, aber das waren nichtige Details. Jedenfalls war Adam kein solcher moderner Mann, der Stärke und Fürsorglichkeit für Diskriminierung von Frauen hielt und deshalb die Finger davon ließ. Dabei wollten Frauen starke Kerle. Deshalb waren Bücher wie Twilight so beliebt.
Alexa musste lächeln. Es hatte ihr gefallen, seine Muskeln zu spüren. Dass er sich dann wieder von ihr entfernt hatte, war schmerzhaft gewesen. Und Alexas Herz schmerzte jetzt noch, wenn sie an ihn dachte und hoffte, er würde zurückkommen.
Morgen. Morgen war auch noch ein Tag. Sie würde ihn treffen und vielleicht näher kennenlernen. Und dann würde er ihr auch alle Fragen beantworten.
Ein Schatten ließ sie hochfahren. Und war da nicht ein leises Kratzen am Kellerfenster? Ihr Herz setzte für einen Moment aus, ehe es mit doppelter Schlagzahl seinen Dienst wieder aufnahm. Alexa lauschte. Nichts. Nur der Wind pfiff ums Haus.
Sie würde wohl eine lange Zeit brauchen, bis sie die Ereignisse verkraftet hatte.
Sie dachte an Adam, sein hübsches Gesicht, die weichen blonden Locken. Mit ihren Gedanken bei ihm, schloss sie die Augen und ließ sich in den Schlaf hinübergleiten.
21. Kapitel
Venatio Landsitz | Herbst 2012
« Du bist weniger egoistisch als alle, die ich kenne »
Als ich den Flur betrat, stand Sam dort an der Wand gelehnt. Er breitete die Arme aus und ich fiel hinein. Es tat so gut. Alles fühlte sich plötzlich richtig an. Alexa war wieder da. Wir waren in Sicherheit. Andreas im Krankenhaus, nicht mehr in Lebensgefahr. Der Druck, der auf mir gelastet hatte, ließ nach. Was konnte uns jetzt noch passieren?
„Sam, ich möchte raus. Ich muss die Wölfin rauslassen. Kommst du mit?“ Ich rückte ein Stück von ihm ab, um ihn anzusehen. Er nickte, obwohl er müde sein musste, und ich fasste erleichtert nach seiner Hand. Als wir ins Freie traten, hatte der Regen endlich nachgelassen. Ein feiner Streifen am Horizont kündigte das Morgengrauen an, doch es würde noch mindestens eine Stunde dauern, bis es wieder hell würde. Sam wollte über den Parkplatz gehen, doch ich hielt ihn zurück. Ich hatte etwas gehört.
"Was?"
"Pssst."
Sam lauschte, und ich sah an seinem Gesicht, dass er es nun auch hörte: unterdrücktes Stöhnen, leise Worte.
"Adam und Jo", flüsterte ich. "Da hinten, irgendwo bei den Autos."
Sam grinste mir zu.
"Na, dann wollen wir mal nicht stören."
Wir umrundeten den Parkplatz und gingen über den Rasen hinunter zum Tor.
„Wie sollen wir da rauskommen?“ Sam legte den Kopf in den Nacken und sah nach oben.
"Klettern“, sagte ich, packte die verschlungenen Verstrebungen und zog mich daran in die Höhe. Für einen Augenblick sah Sam aus, als würde er mir gleich einen Vogel zeigen, aber schließlich stellte er seinen rechten Fuß auf eine Metallstange und schwang sich hoch. Das Tor war mindestens drei Meter hoch. Als ich den oberen Rand erreichte, lächelte ich in die Kamera, die rot blinkte und an mich heran zoomte. Vermutlich hätte man uns auch das Tor geöffnet, aber mir war nach Spaß. Den Stress der letzten Tage von mir wischen, ausgelassen sein. Genießen, dass wir lebten. Ich half Sam, sobald ich seine Hand erreichen konnte, und er schwang ein Bein über den Rand.
„Das ist toll hier oben.“ Er wollte nach mir greifen, ein Stück zu mir rücken, aber ich hangelte mich wie ein Äffchen an den Verstrebungen entlang auf den Boden, rief lachend: „Fang mich doch!“ und rannte los. Ich würde einigen Vorsprung haben, denn Sam würde den Weg nach unten nicht so schnell bewältigen wie ich. Ich nutzte die Zeit, um mich auszuziehen und meine Klamotten aufeinander zu häufen. Schließlich stand Sam neben mir und schnappte nach Luft.
„Stimmt, du musst ja deine Sachen vorher ausziehen“, grinste er. "Das finde ich sehr klug eingerichtet von deiner ... äh ... Natur."
"Besser, als alles kaputt zu machen", stimmte ich zu.
Ich nahm ihn an die Hand. „Komm, lass uns ein
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