Die Suche
paar Schritte spazieren.“ Vor uns lag der Weg, den wir vorhin mit dem Auto zurückgelegt hatten. Um uns herum war tiefer Wald, doch nun, da der helle Streifen am Himmel immer breiter wurde, konnten wir unsere Umgebung besser sehen.
„Ich bin froh, dass Alexa wieder da ist“, sagte Sam nach einer Weile. Ich drückte seine Hand. „Ich auch. Ich möchte zwar gerne wissen, wie Adam das geschafft hat, aber in erster Linie bin ich sehr froh. Jetzt müssen wir nur noch Andreas hierher holen und zurück nach Frankfurt fliegen.“
Ich wünschte es mir sehr, war mir aber nicht sicher, ob das wirklich alles war, was wir tun mussten. Wie sollte es weitergehen? Marcus dauerhaft auszuschalten, war Adam kaum zuzutrauen. Marcus hatte ein Rudel, dessen tatsächliche Größe wir immer noch nicht kannten. Adam hatte Jo und offensichtlich einen Hass auf Marcus. Reichte das? Eher nicht. Marcus würde mich weiter jagen, sobald er sich von dem, was Adam auch immer mit ihm getan hatte, erholt hatte. Und ich war sein Ziel. Eigentlich musste ich Sam, Alexa und Andreas verlassen. Doch der Gedanke schmerzte zu sehr. ich schob ihn weg. Ich wollte mich nicht quälen, sondern für einen kurzen Augenblick die Morgendämmerung nutzen und mit Sam zusammen sein. Für den Moment waren wir sicher. Sorgen konnte ich mir später immer noch machen.
„Du bist mir aber nicht böse, wenn ich mich nicht auch ausziehe, oder?“ Ich musste kichern und sah ihn von der Seite an. Er sah übermüdet aus, und sofort plagte mich wieder mein schlechtes Gewissen. Ich ließ meinen Blick über sein Gesicht schweifen und verweilte auf seinem Mund. Seine weichen Lippen, die ich schon so oft gekostet hatte. Jetzt kräuselten sie sich zu einem schwachen Lächeln.
„Es tut mir leid", sagte ich. "Ich bin egoistisch, nicht wahr? Du gehörst ins Bett.“ Sam hob abwehrend die Hand und schüttelte den Kopf, so dass sein Haar über seine Stirn fiel. Diese winzige Geste reichte aus, damit meine Gefühle Purzelbäume schlugen.
„Nein, Anna. Du bist nicht egoistisch. Es tut gut, sich keine Sorgen mehr machen zu müssen. Es tut gut, die frische, klare Luft mit dir gemeinsam zu atmen. Du bist weniger egoistisch als alle Menschen, die ich kenne.“ Sam blieb stehen, legte seine Hand auf meine Wange, zog mich mit der anderen zu sich, bis sich unsere Nasenspitzen berührten. Er ließ meine Wange los, streichelte mir über die Augenbrauen, bis zur Nasenwurzel und fuhr mit dem Finger über sie, bis er auf meiner Oberlippe verharrte.
„Spürst du irgendwas, wenn du dich wandelst?“ Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, ich konnte seinen Atem auf meinen Lippen spüren und mein Herz, das schneller gegen meinen Brustkorb schlug. Seine Wärme legte sich auf meine nackte Haut, und ich erschauerte unter seinem Blick.
„Ja, natürlich. Keinen Schmerz allerdings. Es ist so ähnlich, als würde man seine Muskeln überdehnen. Es kitzelt etwas. Manchmal, wenn ich mich wütend wandele, juckt es, denn dann will die Wölfin in mir zu schnell hinaus.“ Auch ich flüsterte atemlos, wartete, was er als Nächstes tun würde. Wir waren uns so nah und trotzdem berührten sich unsere Lippen nicht, nur seine Hände strichen mir über den Rücken. Ich fühlte, wie sein Körper zitterte. War es Erregung? Er neigte seinen Kopf etwas zur Seite, so dass unsere Lippen sich näher kommen konnten. Schließlich spürte ich seine Zungenspitze auf meiner Oberlippe. Ich öffnete den Mund ein wenig. Mein Blick lag unverwandt auf ihm. Ich wollte ihn sehen. Alles von ihm in mir aufnehmen.
„Dann lass sie raus, die Wölfin. Ich möchte zuschauen.“ Sanft knabberte er an meiner Lippe. Seine Berührung schickte Blitze durch meinen Körper. Dies war ein Moment, wie ich ihn in Frankfurt schon erlebt hatte, nur viel besser. Angenehme Hitze durchflutete mich. Ich schloss die Augen, hielt mich an seinen Armen fest und spürte, wie sich jeder Muskel um meine Knochen dehnte. Der süße Schmerz begleitete mich, während die Haut kribbelnd dem Fell wich.
„Öffne die Augen, Anna. Sieh mich dabei an“, verlangte er, legte seinen Finger unter mein Kinn. Zögernd kam ich seiner Bitte nach Sam zog leise die Luft ein, starrte mich an. Ich wusste, meine Augen wechselten gerade die Farbe von blau zu Gold.
„Das ist … das ist wunderschön“, stotterte er ehrfürchtig. Ich spürte, wie mein Gesicht seine Form verlor.
"Gleich ... Sam ... gleich ..."
Er
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