Die Suche
wissen, dass wir niemals mehr gemeinsam aufwachen werden. Aber mir ist klargeworden, dass wir kein Pärchen mehr waren. Schon lange nicht mehr. Vermutlich habe ich es bereits gewusst, aber den Gedanken daran verdrängt. Es war ja alles gut mit uns. Wir hatten Spaß, zwar nicht im Bett…“ Wieder legte sie eine Pause ein und als Sam endlich zu ihr hochsah, lag ein verträumter Ausdruck in ihren Augen. Sehnsucht. Das war Sehnsucht. Sam zog die Brauen zusammen.
„Wir hatten unsere Gewohnheiten. Wir haben harmoniert.“ Sie räusperte sich. „Aber jeder wohnte in seiner Wohnung. Wir haben nie über unsere Zukunft gesprochen. Wir lebten nebeneinander her. Als Freunde. Und…“, sie stockte, „das möchte ich weiterhin sein. Eine gute Freundin für dich. Vielleicht komme ich mit eurer Hilfe über diese schrecklichen Tage hinweg.“
„Hat er dich angefasst … sexuell, meine ich?“ Die ersten Worte, die Sam laut mit ihr wechselte. Alexa schüttelte den Kopf, ihre roten Locken wirbelten. „Nein. Aber er hat mich seelisch verletzt. Sei mir nicht böse, Sam. Ich kann noch nicht darüber sprechen. Aber was mir wirklich wichtig ist, ist, dass wir uns noch gern haben.“ Ihre Augen glänzten feucht. Sam stand auf, beugte sich zu ihr hinunter und drückte sie vorsichtig an sich.
„Es tut mir so leid, Alexa. Ich bin an allem schuld, es tut mir schrecklich leid.“ Er biss sich auf die Lippe, hielt die Tränen zurück, starrte auf das Kissen hinter ihr und spürte das vertraute Kitzeln ihrer Haare an seiner Nasenspitze.
Sie schob ihn von sich. „Spinnst du? Wieso bist du schuld? Niemand ist schuld. Es war eine Verkettung dummer Zufälle.“
„Ich hätte es dir sagen sollen. So warst du gezwungen, mir zu folgen.“ Er räusperte sich. Es tat so gut, darüber zu sprechen. Offen.
„Na und? Dann wäre es woanders passiert. Nichts hätte diese Situation ändern können. Genauso gut könnte ich sagen, hätte ich euch bloß damals nicht alleine losziehen lassen. Hab ich aber nicht. Hey … Sam … Hier können weder Anna, du oder ich etwas dafür. Dinge passieren. Und egal, wie viel du versuchen willst, sie zu ändern, es wird früher oder später trotzdem so eintreten, wie es soll.“ Sie blickten sich in die Augen, ihre Nasenspitzen berührten sich. Alexa lächelte leicht. Sam nickte ergeben. Es ging ihm besser. Zwar nicht sehr gut, aber die Wunden würden heilen.
„Freunde?“, fragte sie schüchtern.
„Freunde.“ Sie gab ihm einen sanften Kuss auf den Mund und lehnte sich wieder auf das Kissen zurück.
„Und nun geh schon hoch. Hör dir an, was dein Vater zu sagen hat. Und komm dann sofort runter und erzähl mir alles.“
25. Kapitel
Venatio Landsitz | Herbst 2012
« Der Träger verteidigt ihn mit seinem Leben. »
„Was soll das heißen, der Ring ist weg? Was für ein Ring?“ Fragend blickte ich in die Runde: Riley, Paul, Katja, Andreas, Jo und Rosa. Wo Adam war, wusste niemand. Katja räusperte sich, zupfte ihr Haargummi vom Handgelenk und band sich einen Zopf. Auf ihrem Schoß balancierte sie einen Laptop.
„Dieser Ring verleiht seinem Träger magische Fähigkeiten. Je nachdem, ob er eine reine Seele hat, wie wir, oder verdammt ist, wie die Werwölfe. Jedes Land, jede Venatio-Organisation hat einen davon. Er ist geschmiedet aus reinem Silber, auf ihm das Zeichen für die Unendlichkeit. Die Zusammensetzung kennen wir nicht, die Venatio erhalten ihn zentral aus Schottland und es ist unsere Pflicht, auf ihn zu achten.“ Mir wurde schwummrig, meine Knie zitterten.
„Das bedeutet, dieser Ring ist in falschen Händen eine Katastrophe?“ Alles um mich herum nickte.
"Man könnte ihn verwenden, um andere Werwölfe zu finden? Und wir wissen nicht, wo er ist und wer ihn hat?“, fragte ich weiter.
Andreas räusperte sich. „Nein, das tun wir nicht. Wenn ihn aber die Werwölfe haben …“ Er führte den Satz nicht zu Ende. Musste er auch nicht. Wir konnten uns alle denken, was dann geschehen würde.
„Können wir gar nichts tun? Kein GPS Empfänger am Ring?“ Riley lächelte gezwungen, sein Blick lag unverwandt auf Katja, die schon wieder in den Laptop starrte.
„Nein, es ist ein magischer Ring. Niemand rechnet mit einem Verlust, denn der Träger verteidigt ihn mit seinem Leben.“ Ein Blick huschte rüber zu Andreas, der auf den Boden stierte.
„Scheiße“, entfuhr es mir. Das war eine wahre Katastrophe, der wir machtlos ausgeliefert waren.
„Wir treffen uns in zehn Stunden mit
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