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Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Gesicht war reglos, die Augen nicht länger warm, sondern heiß wie die Glut des zunehmenden Feuers in seinem Rücken. Hitze umfing seine Beine, reichte bis zu seinem Hintern hinauf. Er ließ den Umhang fallen und stand nackt da. Die Härchen seines Körpers bewegten sich im warmen Luftzug.
    Sein langes Haar war zwar zerzaust, aber immer noch zusammengebunden. Percys Locken waren kurz geschnitten, damit er eine Perücke tragen konnte, standen jetzt aber vor
Feuchtigkeit ab und bildeten Stacheln wie Teufelshörner. Langsam griff er hinter sich und zog sich das Band aus dem Haar.
    »Willst du mich?«, fragte er leise, als könnte man ihn draußen unter den schlafenden Dächern hören.
    »Das weißt du doch.« Percys Antwort war noch leiser, und sein Blick brannte sich in die Stelle ein, wo er ihn traf.
    Er holte tief Luft, legte die verschränkten Arme auf den Kaminsims und stützte seinen gesenkten Kopf darauf. Er spreizte seine nackten Füße und spürte Sand unter seinen Fußsohlen.
    »Dann komm«, sagte er. Und wartete mit geschlossenen Augen, während ihm das Feuer heiß auf die Hoden atmete.
     
    »Soll ich dir ein großes Geheimnis verraten?« Percys Stimme war leise, sein Atem warm in seinem Ohr. Grey steckte die Hand durch die Bettdecke und ließ sie über die Rundung eines noch wärmeren Hinterns gleiten.
    »Bitte«, flüsterte er.
    »Mein Name ist nicht Percival.«
    Seine Hand blieb, wo sie war, doch er wandte den Kopf. Percy hatte das Gesicht von ihm abgewandt und es halb im weißen Kissen vergraben.
    »Wirklich«, sagte er leise, unsicher, ob dies ein Scherz sein sollte oder … wenn nicht, was dann? »Was ist denn dann dein Name? Willst du mir gestehen, dass du in Wahrheit Desperate Dick, der Straßenräuber bist? Oder ein jüngerer Bruder des Prätendenten? Denn falls das so ist -«
    Percy erhob sich plötzlich unter wehenden Laken und versetzte ihm einen Hieb gegen den Arm.
    »Oh«, sagte er in verändertem Tonfall. Er tastete sich erneut zwischen den Laken vor und legte Percy die Hand auf den Oberschenkel. Er drückte entschuldigend zu und wartete.
    Er konnte Percy tief und unregelmäßig atmen hören und die Anspannung in dem Bein unter seiner Hand spüren.
    »Ich - habe dir doch gesagt, dass mein Vater Prediger einer Methodistensekte war«, sagte Percy schließlich.
    »Ja«, erwiderte Grey vorsichtig.

    »Ich gehe davon aus, dass sich unter deinen Bekannten nicht viele Methodisten befinden, oder, John?«
    »Nicht, dass ich wüsste.« Wohin in aller Welt sollte das führen? Das Einzige, was er mit Sicherheit wusste, war, dass es kein Scherz war; die Stelle an seinem Oberarm, wo ihn Percy getroffen hatte, schmerzte; morgen würde er dort einen blauen Fleck haben.
    Percy stieß ein Geräusch aus, das an Gelächter erinnerte.
    »Das überrascht mich nicht. Methodisten haben eine strenge Lebenseinstellung; vor allem die Sekte meines Vaters. Sie würde dich und deine Familie für frivol und gottlos halten.«
    »Würden sie das?«, sagte Grey ein wenig kalt. Er räumte ja gern ein, dass er es mit dem Kirchgang nicht so genau nahm - dafür waren seine Mutter und seine Cousine zuständig -, aber frivol? Er ?
    »Mein Vater hätte auch den Erzbischof von Canterbury für frivol gehalten, John«, sagte Percy, dem sein beleidigter Ton offenbar nicht entgangen war. Er lachte etwas unsicher, holte tief Luft, legte sich wieder auf den Rücken und zog sich die Bettdecke über die Brust.
    »Mein Name ist Perseverance«, sagte er hastig.
    »Per-« Grey lag vollkommen reglos da, hielt den Atem an und konzentrierte sich mit aller Kraft auf seine Bauchmuskeln.
    Perseverance . Standhaftigkeit.
    »Du kannst ruhig lachen«, sagte Percy staubtrocken in der Dunkelheit. »Es macht mir nichts aus.«
    »Doch, das würde es«, entgegnete Grey, konnte aber dennoch die Fröhlichkeit nicht unterdrücken, die in ihm aufstieg und sich, weil sie ihm im Hals steckenblieb, ihren Weg als ersticktes Prusten durch seine Nase suchte. Um Percy nicht weiter zu verärgern, sagte er das, was ihm als Erstes in den Sinn kam.
    »Wie ist dein zweiter Name?«
    Percy lachte, und jetzt, da er sein furchtbares Geständnis hinter sich hatte, klang er ein wenig entspannter.
    »Zweitnamen sind nutzlose Prahlerei, ein Schmuck, der Arroganz ausdrückt, und ein Symbol der Verdammnis, die jene
erwartet, die an übermäßigem Stolz verfaulen. Ein Vorname ist genug für eine gottesfürchtige Seele«, erwiderte Percy mit gespieltem Ernst. »Du hast wahrscheinlich

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