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Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Feuerstein. Er spürte Percys Augen auf seinem Rücken, hörte das leise Rascheln der Decken, als sich sein schlanker Körper im Bett bewegte.
    Sein Mund schmeckte nach Percy. Jeder Mann hat seinen eigenen Geschmack; Percy schmeckte ganz schwach nach Pilzen - Waldmorcheln, dachte er; Trüffel vielleicht. Etwas Seltenes aus den Tiefen der Erde.
    Der Stahl klirrte, und es flogen Funken, die kurz auf der Holzkohle aufglommen, aber nicht Feuer fingen. Einmal hatte er sich aus Neugier selbst probiert; ein Hauch von Salz, neutral wie Eiklar. Vielleicht würde Percy das anders empfinden?
    Ein Funke fing Feuer, sein rotes Herz schwoll an, und er legte hastig einen Strohhalm darauf. Da. Die Spitze fing Feuer, dann flammte er der Länge nach golden auf, und er legte ihn auf das Häuflein aus Stroh und Papier, das er sorgsam aufgeschichtet hatte, und griff dann nach den Stöckchen, die der werdenden Flamme zu vollem Leben verhelfen würden.
    Schließlich stand er auf und dehnte seine verkrampften
Beine, während er abwartete, bis er sicher sein konnte, dass das Feuer wirklich brannte. Er hörte, wie Percy hinter ihm Luft holte, als wollte er etwas sagen, doch er tat es nicht.
    Er hätte selbst gern gesprochen, mit Worten bestätigt, was sie gemeinsam erlebt hatten - stellte aber fest, dass ihn eine unerklärliche Schüchternheit überkommen hatte, und wandte sich stattdessen zum Fenster, um auf die weiß gedeckten Dächer Londons hinauszublicken, die sich wie schlummernde Tiere lautlos unter dem fallenden Schnee drängten.
    Die Absonderungen ihres Atems, ihres Schweißes liefen in Rinnsalen am Fenster entlang.
    Die Farbe des Himmels war ein gespenstisches Gräulich-Rosa, durchtränkt mit dem Licht des unsichtbaren Mondes; Licht ließ die feuchten Tropfen wie Kristall aufschimmern. Er berührte einen davon mit dem Finger, und er verschwand, ein kleiner, klarer Kreis aus Feuchtigkeit auf dem Glas. Langsam malte er ein Herz und trat einen Schritt beiseite, sodass Percy es sehen konnte - und schrieb dann seine und Percys Initialen hinein. Er hörte leises Gelächter aus dem Bett und glaubte, den Fluss der Wärme zwischen ihnen zu spüren.
    Er hatte Percy zweimal von hinten genommen und jede Sekunde genossen, vom ersten zögerlichen Vortasten bis hin zu jenem durchdringenden Gefühl der Eroberung und Besitzergreifung - so erregend, dass er es gern endlos hinausgezögert hätte, wäre da nicht dieser unwiderstehliche Ansturm gewesen, der ihn so vollständig entleerte, dass er sich wie auch Percy vergaß.
    Das Feuer brannte jetzt gut. Er bückte sich und legte einen ordentlichen Holzscheit auf, dann noch einen.
    Er selbst war zurückhaltend, wenn es darum ging, sich so nehmen zu lassen, und er tat es nur selten, denn ihm missfiel das Gefühl, so von einem anderen dominiert zu werden.
    Er war einmal vergewaltigt worden, vor vielen Jahren, und tat die Erinnerung daran als kleines Unglück ab. Doch seitdem gab es immer wieder einzelne Schrecksekunden, in denen er etwas empfand, das an Panik erinnerte, weil sich sein Körper
erneut gezwungen fühlte, sich dieser Forderung zu ergeben. Hector natürlich - aber das mit Hector war vorher gewesen.
    Er konnte spüren, dass Percy auf ihn wartete, zögerte aber, hin und her gerissen zwischen dem eigentlichen Verlangen und dem Bedürfnis zu warten, um die Befriedigung dieses Verlangens umso mehr genießen zu können.
    Percys Wärme rief nach ihm und der Gedanke an diesen langen - er war länger als sein eigener, allerdings nicht viel - seidigen Schwanz. Mit einer großen Eichel, dachte er. Er hatte ihn noch nicht gesehen. Wie würde er wohl bei Tageslicht aussehen?
    Doch das Tageslicht war noch fern. Der gedämpfte Klang einer Kirchenglocke drang in sein Ohr, und er wartete, zählte. Es war tief in der Nacht; Stunden der Dunkelheit lagen noch vor ihnen. Der Zurückgezogenheit.
    Die Bettwäsche raschelte. Ungeduldig.
    Sollte er es tun? Er glaubte nicht, dass Percy darauf drängen würde. Doch der schlichte Anstand … Er verzog das Gesicht, um nicht über die Ironie einer solchen Überlegung zu lächeln, in einer Situation, in der keinem normalen Menschen das Wort »Anstand« überhaupt eingefallen wäre.
    Die Bettwäsche raschelte lauter, und er hörte Percys Atem. Kam Percy zu ihm? Nein, er hatte innegehalten. Wollte nicht dreist erscheinen, dachte er, sich nicht mit einem Wunsch aufdrängen, der möglicherweise nicht willkommen war. Dann drehte er sich um und sah Percy an.
    Das ausdrucksvolle

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