Die Sünde der Brüder
Waschschüssel und einem Nachttopf nur wenig Annehmlichkeiten. Doch es gab ein Bett, und im Moment war dies das Einzige, was wirklich zählte.
Er sah es über Percys Schulter hinweg, als sein frisch gebackener Stiefbruder die Tür aufstieß - die ein Schloss hatte, noch besser - und das enge Zimmer durchquerte, um den Vorhang zurückzuziehen. Kaltes graues Schneelicht flutete herein und schien das Zimmer - und Percys Haut - trotz der Dunkelheit glühen zu lassen.
»Verdammt kalt«, sagte Percy und verzog entschuldigend das Gesicht, als er sich ihm zuwandte. »Ich zünde das Feuer an… ja?« Er trat auf den kleinen Kamin zu, als wollte er genau das tun, hielt dann aber inne, und seine Hand schwebte über der Zunderschachtel, während seine dunklen Augen John unverwandt betrachteten.
Grey spürte den Puls schmerzhaft in seinen kalten Händen schlagen. Mit steifen Fingern zog er sich die Handschuhe aus und ließ sie fallen. Er warf Mantel und Rock in einem schneenassen Haufen zu Boden, durchquerte mit zwei Schritten das Zimmerchen und riss Percy in seine Arme. Er fuhr mit den Händen unter Percys Umhang, seinen Rock, zerrte ihm das Hemd aus dem Hosenbund und grub seine eiskalten Finger in Percys warme Haut.
Percy jaulte bei dieser kalten, abrupten Berührung auf, lachte und stieß ihm das Knie gegen den Oberschenkel. Dann schob er ihn zurück und begann mit einer Hand, Greys Hemd aufzuknöpfen, mit der anderen sein eigenes. Grey unterbrach ihn
und zerrte selbst so hastig an seinen Knöpfen, dass er in seiner Eile einen abriss - so sehr drängte es ihn, seine Bekanntschaft mit dieser herrlich warmen, glatten Haut fortzusetzen.
Ihr Atem stieg in einem einzigen weißen Wölkchen auf. Er spürte die raue Gänsehaut auf Percys Schultern, spürte, wie die kalte Luft seine entblößten Rippen mit einem Schauder überzog, und zerrte Percy mit einem Ausruf in das eisige Bett, die Hose noch an den Knien.
»Was?«, protestierte Percy und wand sich lachend. Er trat wild nach der Bettwäsche, während er versuchte, sich aus seiner Hose zu befreien. »Bist du denn wirklich ein solches Raubtier? Bekomme ich nicht einmal den kleinsten Kuss, bevor -«
Grey unterbrach ihn mit seinem Mund, spürte Percys kratzenden Stoppelbart und biss ihn in die sanfte, volle Lippe.
»So viel du willst«, keuchte er und unterbrach den Kuss, um Luft zu schnappen. »Und ja, ich bin ein Raubtier. Damit musst du leben.« Dann stürzte er sich wieder ins Gewühl und versuchte, sich noch dichter an Percy zu drücken, seine Körperhitze zu spüren.
Percys kalte Hand fuhr zwischen ihnen in die Tiefe und umfasste ihn. Trotz der Kälte schien diese Berührung zu brennen. Er spürte, wie die Naht seiner Hose riss, als Percy sie heftig nach unten schob, und fragte sich, was er wohl Tom erzählen würde. Dann rieb sich Percys Schwanz an ihm, steif, heiß, und er stellte das Denken ein.
Keiner von ihnen hatte daran gedacht, die Tür abzuschließen. Das war der erste bewusste Gedanke, der ihm durch den Kopf ging, und er fuhr erschrocken auf. Das Haus war still, das Zimmer ruhig bis auf das Flüstern des Schnees am Fenster und Percys beruhigende Atemgeräusche. Dennoch glitt er aus der gemütlichen Wärme des Bettes auf den Boden, hob Percys Umhang auf, um ihn sich um den nackten Körper zu wickeln, und ging dann zitternd zur Tür, um sie abzuschließen.
Das Klappern des Schlüssels störte Percy auf, der sich mit einem schläfrigen, sehnsüchtigen Seufzer im Bett umdrehte.
»Komm zurück«, flüsterte er.
»Ich zünde das Feuer an«, flüsterte Grey zurück.
Die Hitze ihrer Anstrengungen hatte der Luft die schlimmste Kälte genommen, doch es war nach wie vor so kalt im Zimmer, dass es schmerzte. Das schwache Leuchten des Fensters spendete ihm genug Licht, um den dunklen Umriss des Korbes auszumachen, der Percys mageren Vorrat an Brennmaterial enthielt. Er tastete daneben umher und schubste dabei die Zunderschachtel beiseite; sie rutschte über die Kaminplatte und war mit Asche und Staub überzogen, als er sie aufhob. Das Zimmer war seit einiger Zeit nicht mehr gefegt worden; wahrscheinlich gestatteten es Percys Mittel nicht, jemanden dafür zu bezahlen, obwohl seine Bettwäsche und seine Kleidung ordentlich gewaschen waren.
Er war sich der Nähe Percys deutlich bewusst, während er sich mit dem Feuer befasste. Erinnerungsbruchstücke an seinen Körper verharrten in seinem Mund, an seinen Händen, verunsicherten sie beim Umgang mit Stahl und
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