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Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Namen habe ich ihm nicht gesagt«, fügte er rasch hinzu und blickte auf.
    »Vielen Dank«, sagte Grey. Seine Lippen fühlten sich steif an.
    Percy schluckte, wandte die Augen aber nicht wieder ab.
    »Er hat darauf bestanden. Einmal, hat er gesagt, was kann es schaden? Ich wollte nicht - und dann hat er gesagt… es war zwar keine eindeutige Drohung, aber doch deutlich genug. Er hat gesagt, was, wenn es Gerede gäbe? Unter den deutschen Offizieren, unter … unseren. Über mich.«

    Deutlich genug , dachte Grey trostlos. Ob Percy die Wahrheit sagte? Spielte das eine Rolle?
    »Ich erzähle dir das nicht als Entschuldigung«, wiederholte Percy und starrte Grey unverwandt an.
    »Warum denn dann?«
    »Weil ich dich geliebt habe«, sagte Percy ganz leise. »Seit wir uns miteinander eingelassen haben, habe ich niemand anderen mehr angerührt oder auch nur daran gedacht. Ich wollte, dass du das weißt.«
    Und angesichts seiner Vorgeschichte - so wie er sie erzählte - bedeutete dies ein Eingeständnis beträchtlicher Zuneigung, dachte Grey zynisch.
    »Das kannst du von dir nicht sagen, oder?« Percy sah ihn immer noch an, und sein Mund war fest zusammengepresst.
    Er öffnete seinerseits den Mund, um dies zu leugnen, begriff dann aber, was Percy meinte. Er hatte zwar keinen anderen angerührt, doch es gab einen anderen. Und wo genau sollte man die Grenze zwischen dem Körper und dem Herzen suchen? Er schloss den Mund wieder.
    »Sag jetzt nicht, dass ich dir das Herz gebrochen habe. Ich weiß es besser.« Percys Gesicht war blass, doch auf seinen Wangen waren hektische rote Flecken erschienen - als hätte Grey ihm eine Ohrfeige versetzt. Er wandte sich plötzlich ab und begann langsam und lautlos mit der Faust gegen die weiße Wand zu hämmern.
    »Ich weiß es besser«, wiederholte er mit leiser, bitterer Stimme.
    Wenn es deine Absicht ist, mir die Schuld an dieser Katastrophe zuzuschieben - Er schluckte die Worte unausgesprochen herunter. Er würde sich weder verteidigen noch sich auf sinnlose Schuldzuweisungen einlassen.
    »Perseverance«, sagte Grey ganz leise. Percy hielt abrupt inne. Dann rieb er sich ein-, zweimal mit der Hand über das Gesicht, fuhr herum und fixierte Grey.
    »Was?«
    »Was willst du von mir?«

    Percy sah ihn einige Sekunden lang wortlos an. Schließlich schüttelte er den Kopf, und sein Mundwinkel verzog sich zum Hauch eines Lächelns.
    »Was ich wollte, konntest du mir nicht geben, nicht wahr? Du konntest mir ja nicht einmal etwas vorlügen, du verdammter Ehrenmann. Kannst du jetzt lügen? Kannst du mir sagen, dass du mich geliebt hast?«
    Ich könnte es dir sagen , dachte er. Und es wäre wahr. Aber nicht wahr genug . Er wusste nicht, ob Percy das sagte, weil er Panik und Wut empfand - oder ob er bewusst versuchte, Grey ein schlechtes Gewissen einzureden und ihn damit zu bewegen, ihm zu helfen. Eigentlich spielte es auch keine Rolle.
    Die Luft hing stickig und lautlos in der kleinen Kammer.
    Percy stieß ein leises, verächtliches Geräusch aus. Grey hielt den Blick auf seine Hände gerichtet.
    »Ist es das, was du möchtest?«, fragte er schließlich leise.
    Percy lehnte sich ein wenig zurück und kniff die Augen zusammen.
    »Nein«, sagte er langsam. »Nein, das möchte ich nicht. Es ist ein wenig spät, um von Liebe zu sprechen, nicht wahr?«
    »Viel zu spät.«
    Er konnte spüren, wie Percys Blick abschätzend auf ihm ruhte. Er hob den Kopf und sah die Miene eines Mannes, der im Begriff ist, um einen sehr hohen Einsatz zu würfeln. Mit einem kleinen, jähen Schock begriff er, dass er diese Miene erkannte, weil er selbst ein Spieler war. Das war ihm bis jetzt gar nicht klar gewesen, doch in dieser Minute hatte er keine Zeit, um über diese Entdeckung nachzudenken.
    »Was ich will«, sagte Percy und sprach jedes Wort sehr deutlich aus, »ist mein Leben.« Er sah die Unsicherheit über Greys Gesicht huschen und wusste genau, durch welche Überlegungen diese ausgelöst wurde - wenn es möglich war … eine Gefängnisstrafe, Deportation - und durch welche Fragen nach den möglichen Konsequenzen - nicht nur für Percy, sondern auch für Hal, für das Regiment, für ihre Familie …
    »Und meine Freiheit.«

    Plötzlich überkam ihn ein Gefühl sinnloser Wut, das so heftig war, dass er die Fäuste gegen die Oberschenkel pressen musste, um nicht aufzuspringen und auf Percy einzuschlagen.
    »Zum Kuckuck«, sagte er, und seine Stimme klang rau, weil es ihn solche Anstrengung kostete, leise zu sprechen.

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