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Die Sünde der Brüder

Die Sünde der Brüder

Titel: Die Sünde der Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ist ein Spieler. Er ist es immer schon gewesen, und ich habe ihn im Auge behalten. Ich wusste, dass er den Großteil seines Familienvermögens durchgebracht hatte, als er letztes Jahr die Stadtvilla verkauft hat, die sein Vater ihm hinterlassen hat. Inzwischen verspielt er einen Teil der Spenden, die das Hospital bekommt. Also habe ich Harry Quarry gebeten, in aller Stille Erkundigungen über ihn einzuziehen - und seine Schuldscheine aufzukaufen.« Sie griff nach einem Lederkoffer, der auf dem Tisch neben dem Sofa stand, und als sie ihn aufklappte, kam ein Bündel Papiere zum Vorschein. »Ich habe sie ihm gezeigt und ihm gedroht, an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn er mir nicht sagte, wer Gerard umgebracht hat.«
    Was hatte er Dr. Longstreet gesagt? Wenn sie gewusst hätte, wer es war, hätte sie ihn umgebracht, das versichere ich Euch .
    Grey war zwar schockiert, aber nicht sonderlich überrascht.
    »Und er hat es getan.«
    »Ich glaube, er war erleichtert«, sagte sie und klang ein wenig
überrascht. »Gilbert ist kein schlechter Mensch - nur ein schwacher. Er konnte sich damals nicht überwinden, die Wahrheit zu sagen; es hätte ihn alles gekostet. Doch er war aufrichtig entsetzt über das, was geschehen ist. Er hat gesagt, er wüsste nicht mit Gewissheit, dass Bernard Adams Gerry umgebracht hätte, und er hätte sein Gewissen die ganze Zeit beruhigt, indem er sich einredete, Gerry müsse Selbstmord begangen haben. Doch als ich ihn mit der Wahrheit konfrontiert habe - und hiermit -«, sie warf einen sardonischen Blick auf den Lederkoffer, »hat er es zugegeben. Er hat schließlich doch noch etwas zu verlieren.«
    »Und du nicht?«, fragte Grey, pikiert über die Vorstellung, dass sie vorhatte, Adams ganz allein zur Rede zu stellen.
    Sie betrachtete ihn mit hochgezogener Augenbraue.
    »Sehr viel sogar«, sagte sie gleichmütig. »Aber ich bin auch eine Spielernatur - und ich habe jede Menge Geduld.«
    »Hast du auch daran gedacht, dass man dich erwischen könnte?«, fragte er. »Selbst wenn du beweisen könntest, dass Adams Vater umgebracht hat - und Gilbert Rigbys Eingeständnis ist alles andere als ein Beweis -, würde man dich höchstwahrscheinlich wegen Mordes hängen. Und was würde Sir George davon halten?«
    Sie zog ein überraschtes Gesicht.
    »Was? Wofür hältst du mich denn?«
    »Das möchtest du, glaube ich, nicht wissen, Mutter. Aber was meinst du damit?«
    »Ich meine, ich hatte nicht vor, ihn umzubringen«, sagte sie indigniert. »Was sollte das nützen? Abgesehen von der unbedeutenden Genugtuung der Rache - was sollte ich mit seinem elenden kleinen Leben wollen?«, fügte sie bitter hinzu.
    »Nein. Ich wollte ihn zwingen, das Verbrechen zu gestehen -«, sie wies kopfnickend auf den Tisch, und Grey sah, dass dort neben dem Lederkoffer mit Rigbys Schuldscheinen ein tragbares Schreibpult stand, »- und ihn dann gehen lassen. Er hätte von mir aus das Land verlassen können, wenn er wollte; er wäre auf jeden Fall entlarvt gewesen, hätte alles verloren,
was ihm etwas bedeutete - und ich hätte Gerry seine Ehre zurückgeben können.«
    Bei den letzten Worten zitterte ihre Stimme, und Grey führte impulsiv ihre Hand an seine Lippen.
    »Ich werde dafür sorgen«, flüsterte er. »Das schwöre ich.«
    Tränen liefen ihr über das Gesicht, doch sie holte tief Luft und beherrschte ihre Stimme.
    »Wo ist er? Adams?«
    »Auf der Flucht, denke ich.« Er erzählte ihr, was Adams’ Butler zu ihm gesagt hatte. »Da er nicht hier ist, geht er vermutlich davon aus, dass du Beweise hast. Und dann wäre da noch das hier -« Er kramte in seiner Tasche herum und brachte das übliche Sammelsurium zum Vorschein, unter dem sich auch Hauptmann Bates’ späte Anklage befand.
    Sie las den Brief schweigend, dann blätterte sie zur ersten Seite zurück und las ihn noch einmal.
    »Dann ist er also fort«, sagte sie tonlos. »Hat das Geld genommen und ist nach Frankreich geflohen. Ich habe ihm einen Schrecken eingejagt, und er ist fort.«
    »Er hat das Land noch nicht verlassen«, sagte Grey um einen zuversichtlichen Tonfall bemüht. »Und selbst wenn er entkommen sollte … hat er doch seine Stellung und seinen Ruf verloren. Und du hast gesagt, sein Leben willst du nicht.«
    »Das will ich auch nicht«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. »Aber das hier -«, sie fuhr mit dem Handrücken über die Papiere, sodass sie zu Boden flogen, »- ist nutzlos für mich. Es ist mir gleichgültig, wenn Adams vor der Welt als

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